Die Rechnung klingt einfach. Wer mehr Eintritt verlangt, bekommt mehr Geld in die Kasse. Doch so einfach ist es eben nicht. Als „Schuss ins eigene Knie“ bezeichnete Direktorin Claudia Emmert jüngst im Finanzausschuss des Gemeinderats die Preiserhöhung im Zeppelin Museum. Statt 12,50 Euro sind seit März zwei Euro mehr für einen erwachsenen Besucher fällig. 14,50 Euro scheinen aber eine Summe zu sein, die manch interessierten Besucher wohl wieder umdrehen lässt.
Besuchereinbruch seit Preiserhöhung
Seit der Corona-Pandemie hatten sich die Besucherzahlen des Museums wieder auf dem vorherigen Niveau stabilisiert. 2023 kamen rund 232.000 Gäste, im vergangenen Jahr waren es rund 5000 mehr. Doch bis Ende Mai kamen im Vergleich zum Vorjahr rund 7800 Besucher weniger. Besonders hoch seien die Einbrüche ab März, als der Eintritt erhöht wurde. Claudia Emmert rechnet deshalb nur noch mit 210.000 Besuchern in diesem Jahr – und rund 50.000 weniger Umsatz als geplant.

Wie teuer darf ein Museum sein? Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Museumsbunds und weiterer Auftraggeber wird ein Eintrittspreis von 9,50 Euro von den meisten Menschen bundesweit akzeptiert. Liegt er über 19 Euro, weigert sich die Hälfte der Menschen, den Eintritt zu kaufen. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Kaufkraft in den letzten zehn Jahren um über 20 Prozent verringert hat. „Die Menschen schauen mehr aufs Geld. Darunter leiden Kulturbetriebe“, stellt die Museumschefin fest.
Schon 12,50 Euro standen in der Kritik
Selbst der Preis von 12,50 Euro für einen Erwachsenen stand in der Kritik, verweist Claudia Emmert auf Feedbacks der Besucher bis hin zu Beschwerden. Mit 14,50 Euro liege das Zeppelin Museum nun an der Spitze im regionalen Vergleich. Das Dornier Museum verlangt 13,50 Euro, die Pfahlbauten in Unteruhldingen mit einem im vergangenen Jahr eröffneten Neubau 14 Euro.
Sogar das Kunsthaus Bregenz, das ein Ausstellungsbudget von über einer Million Euro hat, kassiert mit 14 Euro pro Nase weniger als das Zeppelin Museum. Der neue Eintrittspreis werde in Besucherumfragen und Bewertungen als zu hoch für die gezeigten Ausstellungen bezeichnet, so Emmert. Seit elf Jahren ist die Präsentation der Sammlung quasi unverändert. Das Budget reicht nur noch für eine Wechselausstellung pro Jahr.
Hauptgrund dafür ist, dass die Stadt als Gesellschafter des Zeppelin Museums die Betriebskostenzuschüsse von Jahr zu Jahr weiter kürzt. Ursache sind massive Finanzprobleme in der Stiftungskasse. Gab es 2023 noch 2,8 Millionen aus der Stiftungskasse, muss das Museum in diesem und nächsten Jahr mit jeweils knapp 600.000 Euro weniger auskommen – und das trotz stark gestiegener Personalkosten. Selbst mit einem Sparprogramm rechnet Claudia Emmert deshalb mit Jahresverlusten, die das Museum finanziell in schwieriges Fahrwasser bringen würden.

Um diesen „musealen Leuchtturm“, so Clifford Asbahr von der Stadt- und Stiftungspflege, nicht zu beschneiden, zahlt die Stadt einmalig eine Kapitalrücklage von 1,2 Millionen Euro. Damit soll das Zeppelin Museum bis 2026 liquide bleiben und das vorgesehene Programm schultern können. So könnten gravierende Einschnitte bei Angebot, Personal oder Öffnungszeiten vermieden werden.
„Ein Schnäppchen für Friedrichshafen“
Und wie teuer darf das Zeppelin Museum für die Stadt sein? Dazu hat die Direktorin, die das Museum zum Jahresende verlässt, eine klare Meinung. „2,8 Millionen Euro sind ein Schnäppchen für Friedrichshafen für ein Museum dieser Bedeutung“, sagte Claudia Emmert vor dem Finanzausschuss. So hat das Museum im vergangenen Jahr den Lotto-Museumspreis unter 50 Bewerbungen gewonnen, um nur eine Auszeichnung zu nennen. Ihr neuer Arbeitgeber, die Stadt Bonn, gebe rund acht Millionen Euro im Jahr für ihr Kunstmuseum aus.
Welches Renommee das Zeppelin Museum hat, zeigt sich auch bei den Fördergeldern, die für innovative Sonderausstellungen fließen. Allein für „Bild und Macht“, die aktuell gezeigt wird, wurden rund 100.000 Euro eingeworben.
Museen zahlen sich aus
Dass sich Museen letztlich in Euro und Cent rechnen, auch weil Besucher vor Ort viel Geld liegen lassen, zeigt eine brandaktuelle, Ende Juni veröffentlichte Studie des Instituts für Museumsforschung. Die Wertschöpfung pro Besucher wird darin auf durchschnittlich 56 Euro pro Besucher beziffert. „Wenn man das auf unsere Besucher hochrechnet, kommt ein ganz schönes Sümmchen zusammen“, so Claudia Emmert. Mit über 237.000 Gästen gehört das Zeppelin Museum zu den rund vier Prozent aller deutschen Museen, die mehr als 100.000 Besucher pro Jahr haben.