Zwei Teller, Besteck, eine Tasse, ein Topf, eine Pfanne und Putzmittel – die Erstausstattung für die künftigen Bewohner der neuen Gemeinschaftsunterkunft des Landratsamts im Salemer Teilort Beuren ist einfach und zweckmäßig. Rund 50 Personen nehmen die Einladung des Landratsamts Bodenseekreis wahr, sich im Haus Rosengarten umzusehen. In Kleingruppen werden Nachbarn, Gemeinderäte und weitere Interessierte durch das einstige Pflegeheim geführt, das für rund 1,1 Millionen Euro auf Kosten des Landes umgebaut wurde. „Es ist immer noch nicht ganz fertig“, bekennt Monika Schanz, die Integrationsbeauftragte und stellvertretende Leiterin des Amts für Migration und Integration im Landratsamt.

Einige der Ein- bis Dreibettzimmer sind schon zur Besichtigung hergerichtet. Zwischen Metallbetten, -spinden, Tisch und Stühlen erklärt Ali Ekinci einer Gruppe das Betreuungskonzept und die bauliche Ausstattung. „Die Personen sind selbst verantwortlich für die Sauberkeit“, sagt der Heimleiter mehrerer Unterkünfte und zeigt auf einen Reinigungsplan mit Zimmernummern.
Auf jedem Stockwerk der beiden Gebäudetrakte gebe es zwei Bäder und zwei Toiletten, im Keller befinde sich die Gemeinschaftsküche mit sechs Herden, die über eine Abschaltautomatik verfügen. „Das Erstorientierungsgespräch findet nicht zum Spaß statt“, meint Ekinci. Erkläre man die Regeln des Zusammenlebens, den Hintergrund von Ruhezeiten oder Mülltrennung, werde es auch verstanden.

Wer einzieht, ist noch offen
Michael Stratil, der das Sachgebiet Unterbringung leitet, kündigt an, dass bis zu 46 Personen in der Gemeinschaftsunterkunft leben werden. „Baulich ist es für bis zu 60 erlaubt, aber wir brauchen auch einen Aufenthaltsraum und einen für die Betreuung.“ Wer einziehe, wisse man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. „Wir erfahren am Monatsanfang, wie viele Geflüchtete in den Bodenseekreis kommen, und fünf Tage vorher, wer genau“, erläutert Stratil. Da man jedoch alle zugewiesenen Personen im Ankunftszentrum in Tettnang-Bürgermoos empfange, könne man nach den ersten bürokratischen Schritten die Weiterverteilung je nach Verfügbarkeit von Plätzen steuern. „Wir versuchen überall zu mischen – junge, alleinreisende Männer sind hier nicht der Plan.“

Da die Aufnahmezahlen in der letzten Zeit stark abgeflacht seien, kämen momentan nur etwa zehn bis 20 Personen im Monat an. Deshalb stehe die Notunterkunft in der Schlossseeallee in Mimmenhausen derzeit leer, den Mietvertrag werde man wieder auflösen. „Notunterkünfte sind viermal teurer als reguläre Unterkünfte, dementsprechend ist unser Ziel, diese so schnell wie möglich wieder abzubauen“, erklärt Stratil. Pressesprecher Robert Schwarz ergänzt, dass man von einer Rückgabe an den Eigentümer im nächsten Frühjahr rechne. In Beuren plane man hingegen längerfristig – der Mietvertrag laufe bis 2029 mit Option auf Verlängerung bis 2035.

Proaktiv gegen Sorgen
Sorgen der Nachbarn möchte man vonseiten des Landratsamts mit Offenheit und Einbindung begegnen. Durch eine passende Belegung nach Geschlecht, Nationalität, Sprache und Alter versuche man Konflikte schon im Vorhinein zu vermeiden. Ekinci betont außerdem, dass Heimleitung, Hauswirtschaft und Sozialarbeit täglich zur Sprechstunde kämen und der Sicherheitsdienst zweimal pro Nacht vorbeifahre. „Ich bin seit zwei Jahren in Dienst in diesem Bereich und wir mussten noch nie die Polizei rufen“, sagt er. „Wir können mit den Menschen kommunizieren – zur Not über uns.“

Vom Geflüchteten zum Heimleiter
Ekinci offenbart, selbst vor fünf Jahren geflohen zu sein. Dass er nun als Heimleiter anderen Geflüchteten helfen könne, liege an der Unterstützung, die er selbst bekommen habe. „Das sind letztendlich Menschen“, wirbt er für Offenheit und Wohlwollen. „Glauben Sie mir, dass keiner freiwillig seine Heimat, Familie und Kultur hinter sich lässt.“ Gebe man den Menschen eine Chance und ein bisschen Zeit zum Ankommen, würden sie sich integrieren. Monika Schanz verweist auf eine anonyme Umfrage sowie Stellwände, wo Anwohner sowohl Bedenken als auch Ideen einbringen könnten.

Positive Grundstimmung
Erste Ideen von Nachbarn habe es bereits bei einem Treffen vor einem Jahr gegeben. „Ich habe vorgeschlagen, eine Kinderbetreuung in der Nachbarschaft anzubieten, damit die Frauen in den Deutschkurs gehen können“, erzählt Sophie Zimmermann. Die Integrationsbeauftragte freut sich über solche Vorschläge und betont, dass sie eine positive Grundstimmung wahrnehme: „Die Leute sorgen sich nicht, weil die Menschen kommen, sondern darum, wie sie hier klarkommen“, bezieht sich Schanz auf fehlende Einkaufsmöglichkeiten.

Ortsreferentin Luzia Koester ist froh, dass auf Sorgen der Anwohner eingegangen wurde. „Wenn die das merken und wenn außen noch aufgeräumt wird, werden die sich beruhigen.“ Ihr Tipp für ein gutes Miteinander: „Einfach herkommen und mit den Leuten reden.“ Ali Ekinci verspricht: „Wenn Beschwerden kommen, werden wir reagieren.“ Viktoria Harmsen wohnt in der Nachbarschaft und schätzt die guten Ansätze: „Ich wäre froh, wenn es so läuft, wie es von den Mitarbeitern dargestellt wird.“