Etwas schummrig ist es, als Monika Schanz die ersten Interessierten im ehemaligen Neufracher Rathaus begrüßt: „Es ist noch eine Baustelle, daher haben wir noch kein Licht“, erklärt die Integrationsbeauftragte und stellvertretende Leiterin des Amts für Migration und Integration im Landratsamt. Michael Stratil, der das Sachgebiet Unterbringung leitet, fügt hinzu: „Wir sind noch dabei, die Elektrik in Gang zu bringen.“ Voraussichtlich Ende der Woche soll alles bereit sein, damit die ersten Geflüchteten einziehen können.

Wo früher der Bürgermeister seine Amtsstube hatte, werden künftig drei Geflüchtete in der Gemeinschaftsunterkunft wohnen.
Wo früher der Bürgermeister seine Amtsstube hatte, werden künftig drei Geflüchtete in der Gemeinschaftsunterkunft wohnen. | Bild: Miriam Altmann

Mehr Privatsphäre als in einer Turnhalle

Den Besuchern erklärt er, dass hier Geflüchtete während ihres Asylverfahrens untergebracht werden sollen. „Es kann sein, dass manche abgeschoben werden“, führt Stratil aus, „andere, die bleiben können, werden in Anschlussunterkünften unterkommen.“ So sei mit einem kontinuierlichen Durchlauf zu rechnen. „Wir werden eine Mischung aus Einzelpersonen und Familien unterbringen“, kündigt er an. Deshalb sei es von Vorteil, dass man durch Zwischentüren die Wohneinheiten anpassen könne. „Es ist immer noch eine Gemeinschaftsunterkunft, wo man sich Küche und Bäder teilt, aber man kann die Zimmertür hinter sich zumachen.“ So hätten die Menschen mehr Privatsphäre als in einer Turnhalle.

Wolfgang Olek (links) vom Helferkreis unterhält sich mit Hubert Straßer in der Gemeinschaftsküche.
Wolfgang Olek (links) vom Helferkreis unterhält sich mit Hubert Straßer in der Gemeinschaftsküche. | Bild: Miriam Altmann

Einrichtung schlicht und zweckmäßig

Gertrud und Eberhard Schied sehen sich die Einrichtung an. Einfach aus Interesse seien sie gekommen, wie das Neufracher Ehepaar erzählt. „Ich habe auch eine Verknüpfung mit der Bücherei angeregt“, sagt Gertrud Schied, Leiterin der katholischen Bücherei im Ort. Metallbetten und -spinde findet sie zweckmäßig und nüchtern, jedoch stehe das für die aus Krisengebieten Geflüchteten vermutlich nicht im Fokus.

Antje Möller vom Helferkreis steht hier an einem der neuen Fluchtwege aus dem Gebäude.
Antje Möller vom Helferkreis steht hier an einem der neuen Fluchtwege aus dem Gebäude. | Bild: Miriam Altmann

Antje Möller vom Helferkreis Salem ist prinzipiell angetan. „Ich find‘s gut“, sagt sie, weist allerdings auf ein paar Räume hin, die nur über andere Zimmer zu erreichen sind: „Das birgt Spannungspotenzial.“

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Ehrenamtliche Helfer werden geschätzt

„Fast zu schön“ findet es Gemeinderat Wolfgang Bauer (CDU), der eine schnelle Abnutzung der renovierten Räumlichkeiten befürchtet. In der Hand hat er einen Flyer des Helferkreises, den ihm Jürgen Jung überreicht hat. „Ich bin froh, wenn wir solche Leute finden“, sagt Bauer über die ehrenamtlichen Unterstützer, „das ist eine schwierige Aufgabe.“ Natascha Fuchs, die Leiterin des Amts für Migration und Integration, stimmt zu: „Das ist unglaublich hilfreich, dass es schon eine Struktur gibt.“ Im Vorfeld sei die Koordinationsstelle intensiv im Austausch mit dem Helferkreis gewesen und auch nach Eröffnung der Unterkunft wolle man eng zusammenarbeiten.

Jürgen Jung (rechts), Sprecher des Helferkreises Salem, überreicht Gemeinderat Wolfgang Bauer (CDU) einen Flyer. Der Helferkreis sucht ...
Jürgen Jung (rechts), Sprecher des Helferkreises Salem, überreicht Gemeinderat Wolfgang Bauer (CDU) einen Flyer. Der Helferkreis sucht noch Unterstützer. | Bild: Miriam Altmann

Mitarbeiter sind regelmäßig vor Ort

Für ein harmonisches Miteinander soll auch das Personal vor Ort sorgen. Daniela Schröder wird die Heimleitung übernehmen und je nach Bedarf mehrmals pro Woche anwesend sein: „Ich bin für die Aufnahme, das Durchsetzen der Heimordnung und die Lösung von Konflikten zuständig.“ Auch mit der Ämtern und Behörden sowie dem Flüchtlingssozialarbeiter Raphael Mitulla stehe sie in engem Austausch. Dieser erklärt: „Ich kümmere mich um die medizinische Versorgung und die Versorgung der Kinder sowie die soziale Integration.“ Er lobt: „Für die Leute, die herziehen, ist das ein guter Standort.“

Sachgebietsleiter Michael Stratil, Integrationsbeauftragte Monika Schanz, Heimleiterin Daniela Schröder, Flüchtlingssozialarbeiter ...
Sachgebietsleiter Michael Stratil, Integrationsbeauftragte Monika Schanz, Heimleiterin Daniela Schröder, Flüchtlingssozialarbeiter Raphael Mitulla und Amtsleiterin Natascha Fuchs (von links) in einem der Zimmer. | Bild: Miriam Altmann

Bürger sorgen sich um Sicherheit

Eine Hauswirtschafterin und ein Hausmeister werden regelmäßig vor Ort sein, ein Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr anwesend. Die Amtsleiterin sagt: „Der sorgt für Sicherheit im und ums Haus.“ Einige Besucher haben angesichts von künftig 80 Geflüchteten im Ort dennoch Bedenken. Necia Deniz, die Assistentin der Amtsleitung, beschwichtigt: „Wenn irgendetwas auftritt, können Sie sich an die Heimleitung wenden.“ Ein Besucher schlägt ein Reflexionsgespräch nach einigen Monaten vor. „Finde ich gut“, sagt Deniz, „da sind wir die Letzten, die Augen und Ohren verschließen – Kommunikation ist der Schlüssel.“