Das alte Rathaus in Salem-Neufrach wird zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete: Wo früher einmal das Zimmer des Bürgermeisters war, werden bald die Wände neu gestrichen, auch ein Kühlschrank wird angeschlossen. In den Räumen des ehemaligen Gemeindearchivs werden aktuell zwölf Duschen und ebenso viele Waschbecken installiert. Dort, wo der Gemeinderat einst seine Sitzungen abhielt, sollen bald Sprachkurse stattfinden.

Voraussichtlich Ende Januar/Anfang Februar sollen die ersten Geflüchteten in die Unterkunft einziehen, berichtet Lars Gäbler, Pressesprecher des Landratsamtes, bei einem Vor-Ort-Termin. Auf einer Wohnfläche von etwa 1400 Quadratmetern gibt es im alten Rathaus 32 Zimmer.
Dort haben nach Berechnungen des Landratsamts etwas mehr als 80 Menschen Platz. „Es gilt eine grundsätzliche Wohnfläche von mindestens sieben Quadratmetern pro Person. In der aktuellen Notsituation ist es aber schwierig, dies auch praktisch immer umzusetzen“, erklärt Gäbler.
Umbaumaßnahme kostet etwa 500.000 Euro
Verteilt sind die Räume auf zwei Gebäude. Zum einen gibt es den Haupttrakt des ehemaligen Rathauses, zum anderen gibt es das Gebäude, in dem früher die Bauabteilung der Gemeinde Salem untergebracht war. Harald Betting vom Bau- und Liegenschaftsamt des Landkreises erklärt: „Wir versuchen, die Räumlichkeiten bestmöglich zu nutzen, um möglichst viele Unterkunftsplätze zu schaffen.“ Dies sei oft möglich, aber nicht immer. Dann werden im Zweifel neue Wände gezogen, um Zimmer aufzuteilen.

Außerdem wird die Haustechnik auf Vordermann gebracht. Dazu gehören etwa Elektrik, Strom und Wasser. „Für ein Rathaus hat man da ganz andere Anforderungen als für Wohnräume“, sagt Betting. Die Umbaumaßnahme kostet voraussichtlich etwa 500.000 Euro.

Wie Lars Gäbler erklärt, gehe der Landkreis bei der Finanzierung in Vorleistung, das Land erstattet den Kommunen die Kosten für die vorläufige Unterbringung der Menschen aber nachträglich. „Damit sich dies rentiert, ist es natürlich unser Wunsch, das alte Rathaus längerfristig bei der Gemeinde anzumieten. Hier sind wir aktuell noch in Gesprächen“, sagt Gäbler.

Geflüchtete teilen sich Duschräume und Küche
Die geflüchteten Menschen, die ab 2023 in den beiden Gebäuden untergebracht werden, teilen sich ein Zimmer zu zweit, zu dritt oder mit ihrer Familie. Abgesehen von diesen Zimmern gibt es für alle einen gemeinsamen Wäscheraum und gemeinsame Duschräume. Diese befinden sich um Untergeschoss des alten Rathauses, wo früher das Gemeindearchiv war.


Dort werden aktuell sechs Duschen für die Männer und sechs Duschen für die Frauen installiert. Außerdem gibt es im Untergeschoss Toiletten und eine große Gemeinschaftsküche. Der Boden in der Küche wurde bereits komplett erneuert, die Geräte wie Herd und Ofen werden in den kommenden Wochen geliefert und angeschlossen. „Wegen des Brandschutzes und der Rettungswege müssen wir auch noch die Gitter an den Fenstern entfernen“, erklärt Betting.

Ähnlich ist es mit der großen Glastüre in dem Raum, in dem früher der Bürgerservice untergebracht war. Zwar sind dort keine Gitter montiert, doch die Glastüre entspricht laut Betting nicht mehr den aktuellen Brandschutzverordnungen. „Diese mussten wir gegen eine Trockenbauwand ersetzen“, sagt er.

Während beinahe an jedem Raum im alten Rathaus irgendetwas verändert werden muss – seien es Türen, Elektroleitungen, Brandmelder oder Wände, die neu gestrichen werden – bleibt im ehemaligen Sitzungssaal alles beim Alten. „Der Raum soll für Schulungszwecke genutzt werden, zum Beispiel für Sprachkurse“, kündigt Betting an.

Doch auch ohne Renovierung des großen Sitzungssaals gibt es noch viel zu tun, bis die Geflüchteten im neuen Jahr einziehen können. „Wir liegen aktuell ganz gut im Zeitplan. Ich bin zuversichtlich, dass die ersten Menschen Ende Januar oder Anfang Februar einziehen können“, sagt Betting.