Schwarzwald-Baar Im Foyer des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis in Villingen ist bis 25. Juli die Wanderausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ zu sehen. Konzipiert wurde sie durch die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin.
Ein halbes Jahr lebte und arbeitete Sophie Scholl in Blumberg. Sie ist wohl die bekannteste der Kämpferinnen gegen den Nationalsozialismus, deren Portraits jetzt im Landratsamt Schwarzwald-Baar zu sehen sind. Landrat Sven Hinterseh erinnerte in seiner Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung daran, dass die junge Frau, die 1943 im Alter von 21 Jahren hingerichtet wurde, wohl in Blumberg „einen Widerwillen gegen den Nationalsozialismus“ entwickelt habe.
Der dortige Kindergarten ist nach ihr benannt. Sie hatte vom 11. Oktober 1941 bis zum 27. März 1942 im grenznahen Blumberg als Kindergärtnerin gearbeitet. Der Bezug zum Schwarzwald-Baar-Kreis lässt sich auch in Bad Dürrheim herstellen, wo Sophie Scholl 1940 ein Praktikum im Kindersanatorium absolvierte. Wegen ihres Engagements in der Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ wurde die Ulmerin zusammen mit ihrem Bruder zum Tode verurteilt.
„Sie haben offen ihre Abneigung gegen das Regime gezeigt“, erklärte Landrat Hinterseh bei der Eröffnung der Ausstellung. Gemeint waren die 36 Frauen, deren Lebensläufe nun in Schautafeln im Gebäude des Amtes zu sehen sind. Nicht alle wurden entdeckt und ermordet wie Sophie Scholl und es sind wohl nicht alle Frauen, die tatsächlich Widerstand leisteten, gewürdigt worden.
Die Ausstellung mache deutlich, dass der Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur von Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft getragen wurde – darunter zahlreiche Frauen, deren Engagement und Mut lange Zeit im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung standen. Die Ausstellung präsentiert exemplarische Biografien und dokumentiert die Vielfalt weiblichen Widerstands. Sie stellt sowohl bekannte Persönlichkeiten als auch weniger bekannte Frauen vor.
Hinterseh erinnerte an die Schwenninger Vikarin Margarete Hoffer, die ihr Leben riskierte, um jüdischen Mitbürgern zur Flucht in die Schweiz zu helfen. Die Donaueschinger Stadtführerin Martina Wiemer brachte in einem kurzen, anschaulichen Vortrag dann noch drei Frauen in Donaueschingen zu Gehör, die lebensgefährlichen Widerstand geleistet hatten – die bekannteste von ihnen Hedwig Wais, die sich als junge Frau geweigert hatte, den Hitlergruß anstelle von „Grüß Gott“ zu sagen. „Sie war ein bisschen bockig, aber man muss ein bisschen bockig sein, um Widerstand zu leisten“, fasste Wiemer zusammen. Landrat Hinterseh hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Widerstand im NS-Regime zu Unrecht als männlich betrachtet worden war, nicht zuletzt wegen Verfilmungen wie zum Beispiel zum Attentat auf Hitler mit Tom Cruise als Verkörperung des Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf Stauffenberg. „Widerstand war eine Frage von Haltung und Mut“, so Hinterseh.
„Auf einmal hat das Thema Frauen im Widerstand Konjunktur“, erklärte die Historikerin Frauke Geyken, die eine wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Thema vortrug. Die Ausstellung zeigt Lebensbilder von Widerstandskämpferinnen mit völlig unterschiedlichen Biographien, zum Beispiel die der strahlenden Diva Marlene Dietrich oder der 20-jährigen Hildegard Loewy, die 1943 ermordet wurde.