Diana Zeino (27) hat ihren Vornamen deshalb bekommen, weil sie genau an dem Tag auf die Welt kam, an dem Lady Diana starb. Der Name war vielleicht eine kleine Prophezeiung, dass es sie einmal Richtung Westen verschlagen würde: Sie lebt seit fast zwei Jahren in Singen. Dabei kommt sie ursprünglich aus Damaskus, der Hauptstadt Syriens. Die Liebe hat sie in den Hegau geführt.
„Aus Damaskus bin ich etwas anderes gewohnt“, sagt sie, wenn sie in der Bruderhofstraße aus dem Fenster schaut. In Syrien sei mehr Trubel, die Stimmen würden lauter auf den Straßen rufen und es werde mehr gehupt. Wenn es nach ihr geht, dürfte es unterm Hohentwiel ruhig noch etwas wilder zugehen, sagt Zeino. Ihr Mann Ali Mir Yousef (32) dagegen mag die Ruhe der süddeutschen Stadt. Er zählt sie als Vorteil von Singen auf. 2015 ist er aus Syrien geflohen.
Singener sind freundlich
In Singen ist noch einiges anders als in Syrien, wie die beiden beschreiben: Im arabischen Herkunftsland sitzen die Menschen oft in Gruppen draußen und unterhalten sich. Sie trinken gemeinsam Tee und kennen sich gut. „Die Nachbarn sind wie Brüder“, vergleicht Mir Yousef. In Deutschland kenne man die Nachbarn dagegen kaum, ergänzt Zeino. „Die Singener sind aber freundliche Menschen. Das findet man heutzutage nicht überall in Deutschland so“, sagt Ali Mir Yousef und freut sich, dass es ihn unter den Hontes verschlagen hat.
Ali Mir Yousef hat zwei Drittel seines Lebens in Syrien gelebt. Ein Drittel nun in Deutschland. Er vermisst seine Familie. „Heimat ist Heimat“, sagt er. Und das bleibe, auch wenn die politischen Umstände dort schwierig sind oder sich ändern, sagt er. Die beiden bekommen feuchte Augen, während sie sich sonst anlächeln und arabische Sätze zueinander sagen, die sich wie Liebeserklärungen anhören.
Doch wie war das nun mit der Hochzeit? Schon als Kinder haben sich Diana und Ali gekannt. Zeinos Vater und Mir Yousefs Mutter waren in der gleichen Klasse, die Familien sind befreundet. Und über die sozialen Medien hat sich der Kontakt dann nach vielen Jahren und über 3500 Kilometer hinweg entwickelt – von Singen nach Damaskus.
Er darf nicht mal zur Hochzeit einreisen
Da Ali Mir Yousef aus Syrien geflohen ist, durfte er nicht einmal zum Heiraten in das Land zurück, wie er berichtet. Aus diesem Grund habe sein Onkel eine Vollmacht von seinem Neffen bekommen und bei der Eheschließung in Syrien unterschrieben. Während Mir Yousef selbst gar nicht dabei war. Eine religiöse Zeremonie habe es bei der Hochzeit nicht gegeben. Es war nur eine zivile Angelegenheit, sagt das Paar. Dann ist Diana Zeino nach Singen gekommen.
Nun leben sie in der Singener Bruderhofstraße. Er arbeitet im Pflegeheim. Beide haben nebenher einen Minijob. Zum Essen gibt es immer mal wieder Yabraq. Dieses traditionelle Essen, gefüllte Weinblätter mit Lammfleisch und Reis, erinnert sie an Syrien.
