Radfahrer in Singen wissen es – der Weg ist noch weit, bis die Stadt eine fahrradfreundliche Kommune sein wird. Doch Singen will es jetzt wissen. „Wir wollen uns um die Auszeichnung als Fahrradfreundliche Kommune bewerben“, erläutert der neue Singener Umweltschutzbeauftragte Ulrich Weigmann. Gemeinsam mit der städtischen Radverkehrsbeauftragten Petra Jacobi sei schon vieles erreicht worden, zuletzt die Eröffnung der Fahrradstraße in der Nordstadt im Rahmen des Schulwegeplans für das Hegaugymnasium.

Große Aufgaben im Blick
Doch auch dies sei erst ein Anfang. „Die Schulwegeplanung wird für alle Singener Schuler fortgeführt“, betont Weigmann. Die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept von 2012 werde ebenso abgearbeitet, wie Anregungen aus der Bürgerschaft. In nächster Zukunft soll eine weitere Fahrradstraße entlang der Randenbahn bis zur Hauptstraße entstehen. Westlich des Bahnhofs wird eine weitere Fahrradabstellanlage geplant. Bereits im Mai kommenden Jahres wird dann eine Prüfkommission erwartet, die das Erreichte bewerten soll. Die Radexperten der Nahverkehrsgesellschaft koordinieren die Auszeichnung, die seit acht Jahren regelmäßig vergeben wird, im Auftrag des Verkehrsministeriums.
Einige Bausteine schon geschafft
Zwei Voraussetzungen hat Singen bereits geschafft: Die Stadt ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW) und im Planungsausschuss wurde den Plänen jetzt einstimmig Grünes Licht erteilt, sodass Weigmann den formalen Antrag schnell stellen kann. Eine fachliche Vorprüfung soll bis April abgeschlossen sein. „Fällt die Prüfung des Antrags positiv aus, findet eine Bereisung der Antrag stellenden Kommune durch die Prüfkommission statt“, erläutert Wegmann, der so einem Aufruf der Landesregierung folgt. „Baden-Württemberg hat das Ziel, dass bis 2030 jeder zweite Weg selbstaktiv, also zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wird. Auf diesem Weg brauchen wir vorbildhafte Städte“, betont Christoph Erdmenger als Leiter der Abteilung nachhaltige Mobilität im Verkehrsministerium. Dabei werden die Handlungsfelder Strukturen, Kommunikation, Radtourismus ebenso unter die Lupe genommen, wie die Bereiche Infrastruktur und Fahrradparken.
Der Preis des Erfolges
Für erfolgreiche Kommunen gibt es ein Zertifikat. „Und als Sachpreis bekommen erstzertifizierte Städte eine Fahrradzählsäule. Sie liefert täglich Daten zum Radverkehr, die einerseits in die Verkehrsplanung, andererseits in die Erfolgsmessung der Radverkehrsförderung einfließen können“, so Weigmann.
Nach fünf Jahren gilt es, das Zertifikat neu zu bestätigen: „In diesem Zeitraum sollen sich die Kommunen in der Radverkehrsförderung weiterentwickeln“, heißt es in den Teilnahmebedingungen des Verfahrens.
Die Auszeichnung
- Voraussetzung für eine Auszeichnung sind konzeptionelle Grundlagen, eine gut entwickelte Infrastruktur, Kommunikation und Verkehrssicherheit. Auch die Ausstattung der Radverkehrsförderung mit Geld und Personal fließt in die Bewertung ein. Zur Prüfkommission gehören verschiedene Landesministerien, die Regierungspräsidien, die kommunalen Landesverbände und Interessenvertreter.
- Mit dem Zertifikat „Fahrradfreundliche Kommune“ zeichnet das Land seit 2011 Städte, Gemeinden und Landkreise mit einer vorbildlichen Radverkehrsförderung aus. Landesweit gibt es bisher zehn fahrradfreundliche Städte und Landkreise: Freiburg (2011, rezertifiziert 2017), Karlsruhe (2011, rezertifiziert 2017), Offenburg (2011, rezertifiziert 2017), Heidelberg (2012, rezertifiziert 2018), Kirchheim unter Teck (2012, rezertifiziert 2018), Tübingen (2014), Lörrach (2015), Mannheim (2017), Heilbronn (2019) und der Landkreis Göppingen (2013, rezertifiziert 2019). (bie)