Direkt nach dem Training sieht der Fitness-Studio-Besucher so aus, wie er sich das wünscht. Das Fett ist weggeschwitzt, die Muskeln aufgepumpt. Wenn die roten Backen und die Schweißperlen auf der Stirn nicht wären, könnte einen der Blick in den Spiegel glatt zufriedenstellen. Das Problem: Schon am nächsten Morgen ist von dem Bruce-Lee-Verschnitt im Spiegel nicht mehr viel übrig. Wie eine Luftmatratze, der über Nacht der Inhalt abhanden gekommen ist, hat sich die Muskelpracht verdünnisiert. Jetzt bloß nicht hinsetzen. Der nach vorne plauzende Bierbauchansatz würde die Tagesstimmung endgültig vermiesen.

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Also wirft man die Trainingsklamotten in die Tasche und schleppt sich zurück ins Studio. Wieder zwei Stunden ächzen, stöhnen, Eisen kneten – nur, um danach erneut verstohlen in den Spiegel zu schielen. Muss das sein? Oder gibt es einen anderen Weg? Wie kann ich mir realistische Fitnessziele setzen, ohne mich dabei zu frustrieren? Das wollen wir von Joachim Auer wissen. Seit Jahren verfolgt der großgewachsene Sportwissenschaftler die Mission, Singen fit zu machen. Dazu hält Auer Vorträge bei der Betriebskrankenkasse Audi BKK und bei Singen Aktiv. Die Redaktion kennt ihn spätestens, seit es ihm gelungen ist, die Bewegungs- und Trainingsabläufe einer Gruppe SÜDKURIER-Leser so zu optimieren, dass einige von ihnen "Von 0 auf 21“ einen Halbmarathon geschafft haben.

Am Anfang bloß nicht übertreiben

Und tatsächlich: Ein Gespräch mit Joachim Auer kann erstaunlich motivierend sein. Wenn der Autor des Ratgebers "Der Körperführerschein" über Sport spricht, dann klingt das ganz und gar nicht nach Tortur, Teufelskreis und "Täglich grüßt das Murmeltier". Im Gegenteil: Fast möchte man aufspringen und ins nächste Fitnessstudio sprinten. Aber, halt! Euphorie ist zwar gut, kann aber schon der erste Schritt in die Fitnessfalle sein. "Menschen, die ihren Lebensstil ändern möchten, haben oft die Tendenz zu überziehen", erklärt Joachim Auer. Gerade im Januar beobachtet er das, was er als "den Klassiker" beschreibt: "Über Weihnachten und Silvester hat man viel gegessen und danach noch ein paar Tage Urlaub, also stürzt man sich ins Training." Meist sei diese Anfangseuphorie schon nach wenigen Wochen verflogen.

Bild 1: Singen macht sich fit: Ein Experte erklärt, worauf es beim Training ankommt
Bild: Sashkin - stock.adobe.com

Um das zu verhindern, lohnt es, sich Gedanken darüber zu machen, was man wirklich erreichen will. "Wichtig ist, dass dieses Ziel auch zu den eigenen körperlichen Bedingungen passt", rät Auer. Damit man dann auch langfristig bei der Hantelstange bleibt, könne es helfen, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen. "Je kleiner die Gruppe, desto geringer ist die Gefahr, dass einer über- oder unterfordert ist."

Das bringt's wirklich

Vom Aufwärm-Training bis zur Sauna danach: Was beim Sport wirklich wichtig ist:


Egal, ob bei Kraft- oder Ausdauersport: Der Körper braucht Zeit, um sich an Belastungen zu gewöhnen. Auers Faustregel lautet deshalb: "Erst einmal regelmäßig wenig tun und dann allmählich Trainingsumfang und -intensität steigern." Zu Beginn der SÜDKURIER-Aktion "Von 0 auf 21" habe er den Lesern zum Beispiel verboten, öfter als zweimal pro Woche zu trainieren. "Man konnte gut beobachten, dass diejenigen, die sich nicht daran gehalten haben, relativ schnell in ihrer Entwicklung stagnierten", blickt der Fitness-Experte zurück. Jeweils sechs bis acht Wochen Zeit brauche der Körper, um sich zu verändern. Erst, wenn dieses Zeitfenster geschlossen ist, lohnt es sich aus Auers Sicht, den Trainingsplan anzupassen.

Das Erfolgsrezept: Mobilität, Stabilität, Ausdauer

Er empfiehlt außerdem, bei jeder Trainingseinheit eine feste Reihenfolge einzuhalten: Mobilität, Stabilität, Ausdauer. Was bedeutet das? "An erster Stelle sollte ein Beweglichkeitstraining stehen – fünf bis acht Minuten reichen oft schon aus", erklärt der Sportwissenschaftler. Egal, ob mit einer Blackroll oder mithilfe klassischer Gymnastikübungen, zunächst gelte es, den Körper dynamisch vorzubereiten. Auf das Krafttraining sollte dann eine Ausdauereinheit folgen: "Schon eine leichte Einheit von 15 bis 20 Minuten genügt, um den Stoffwechsel anzuregen."

"Ich empfehle beim Training immer die Reihenfolge Mobilität, Stabilität, Ausdauer."Joachim Auer, Fitnesscoach und Autor
"Ich empfehle beim Training immer die Reihenfolge Mobilität, Stabilität, Ausdauer."Joachim Auer, Fitnesscoach und Autor | Bild: Alexander Gramlich

Muskelkater ist okay, sollte aber nicht zur Regel werden, betont Joachim Auer. Und, wenn es nach dem Sport immer an der gleichen Stelle zwickt, sollte man sich einem Trainer anvertrauen. Generell gilt es, auf den Körper zu hören. "Es ist ganz einfach: Wenn es sich danach schlecht anfühlt, dann war es zu viel", fasst Auer zusammen. Und umgekehrt ist ein gutes Körpergefühl ja vielleicht das wichtigste Fitnessziel überhaupt. Wer sich daran hält, braucht auch nicht mehr so oft in den Spiegel zu spähen.

Welches Studio ist das richtige?

Die Angebote sind vielfältig, genau wie die Preisspannen – aber welches Fitness-Studio ist das richtige für Sie? Fünf Faktoren sind entscheidend:

  1. Das Trainingsziel: "Was will ich erreichen?" Diese Frage ist ausschlaggebend für die Wahl des geeigneten Studios. Die einen möchten einfach fit bleiben, neue Menschen kennenlernen und Spaß am Sport haben, während sich die anderen durch gezielten Muskelaufbau selbst optimieren oder gesundheitliche Beschwerden loswerden wollen. Für jedes dieser Ziele gibt es die passende Anlaufstelle. Studios wie das Fazz Gesundheitszentrum oder das Move Gesundheitsstudio bieten zwar ein breites sportliches Angebot, haben sich aber vor allem auf den medizinischen Fitness-Aspekt spezialisiert. Im Fitnesspark geht es dagegen um reinen Ausdauer- und Kraftsport – das klassische Pumper-Paradies. Wer neben der Bewegung großen Wert auf den Austausch mit Gleichgesinnten legt, ist in Kleingruppen-Trainings gut aufgehoben, wie sie zum Beispiel Mrs. Sporty anbietet. Auch ein breites Kursangebot wie im Clever Fit ist dafür bestens geeignet.
  2. Die Zeit: Oft ist es gar nicht so einfach, ein regelmäßiges Training mit dem Beruf, der Familie und anderen Verpflichtungen zu vereinbaren – deshalb wird der Zeitmangel schnell zur Ausrede, um den Sport mal wieder ausfallen zu lassen. Um das zu vermeiden, ist es sinnvoll, ein Fitness-Studio in der Nähe des Wohnortes, des Arbeitsplatzes oder auf dem Weg dazwischen zu wählen. Wenn es dann auch noch lange Öffnungszeiten hat, macht man es dem berühmten inneren Schweinehund besonders schwer. Eine andere Möglichkeit, sich möglichst zeitsparend fit zu halten, bieten Studios wie die EMS-Lounge. Das dort gebotene Elektro-Muskel-Stimulations-Training ist so intensiv, dass eine Einheit gerade einmal 20 Minuten dauert.
  3. Die Betreuung: Bei der Auswahl eines passenden Fitness-Studios spielt auch die Art der Betreuung eine wichtige Rolle. Geschultes Personal sollte vor allem Einsteigern alles Notwendige zum Training vermitteln und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eine besonders intensive Betreuung bieten kleine Studios wie die EMS-Lounge, in der jede Trainingseinheit vom Anfang bis zum Ende begleitet wird. Ein ausführliches Vorgespräch, in denen die persönlichen Ziele besprochen und darauf aufbauend ein individueller Trainingsplan erstellt wird, findet aber mittlerweile in jedem Fitness-Center statt.
  4. Der Wellness-Faktor: Nach dem Sport noch in der Sauna schwitzen, die strapazierten Muskeln massieren lassen, einen Protein-Shake an der Bar trinken oder die Sommerbräune im Solarium auffrischen – all das gehört für viele Freizeitsportler einfach dazu. Größere Studios wie Move, Clever Fit oder Fazz bieten den Extra-Service gegen einen Aufpreis an.
  5. Die Kosten: Die Preisstrukturen der verschiedenen Fitness-Studios sind höchst unterschiedlich und manchmal nicht so einfach zu durchschauen. Ein allgemeines Prinzip: Je länger sich ein Kunde vertraglich bindet, desto günstiger wird der Mitgliedsbeitrag. In Singen ist für jeden Geldbeutel etwas dabei: Der Fitnesspark liegt im unteren Preissegment, dort kostet ein Abo für zwei Jahre 19,90 Euro pro Monat. Im Clever Fit zahlt ein Mitglied 39,90 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Etwas kostspieliger ist das Personal Training in der EMS-Lounge, wo eine Einheit umgerechnet mindestens 19,62 Euro kostet – ebenfalls abhängig von der Vertragslaufzeit. Ein besonderes Kostenmodell bietet das Fazz: Wie in einer Art Baukastensystem setzt sich jeder Kunde die gewünschten Leistungen und damit seinen ganz individuellen Tarif zusammen.