Der Blick nach Konstanz steckt voller Schadenfreude, wenn sich die Hegau-Bürgermeister zum Nachbarschaftswein treffen: Dort wird der Klimanotstand ausgerufen und kein Mittel dagegen gefunden. Die Stadt wird zum „sicheren Hafen“ ernannt – und hat viel zu wenig Platz für die Aufnahme von Flüchtlingen. Schlichte Symbolpolitik nennen dies die Bürgermeister aus dem ländlichen Raum.
Singens OB Bernd Häusler lieferte die Zahlen: „840 Plätze müsste Singen zur Verfügung stellen, über 1140 Menschen haben in der Stadt ein neues Zuhause gefunden“, bilanziert er. Konstanz, so verraten die Behördenvertreter am Rande, müsste 200 Flüchtlinge mehr aufnehmen. Das Thema beschäftigt die kommunalen Verwaltungen und verschärft die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt – ein Thema, dass auch zu Kritik an der großen Politik in Bund und Land führt. „Die Genehmigungsverfahren im Wohnungsbau müssen nachjustiert werden“, betonte Engens Bürgermeister Johannes Moser als Sprecher der Bürgermeister im Kreis.
Es ist bereits die zweite, große, rote Kerze, die alljährlich entzündet wird, wenn sich die kommunale Familie kurz vor Weihnachten zum Nachbarschaftswein in Singen trifft – mal im Kunstmuseum, mal im Bürgersaal und jetzt, zur 53. Auflage, hoch über der Stadt in der Skylounge des neuen Museums MAC2. Erstmals hat sie der neue Landrat Zeno Danner entzündet. Zwei seiner Amtsvorgänger beobachteten den feierlichen Moment als Symbol der Gemeinsamkeit. Alt OB-Friedhelm Möhrle hatte einst die Idee, zum Jahresende die benachbarten Bürgermeister zum zwanglosen Austausch bei gutem Essen und feinem Wein zu empfangen. Die erste der imposanten Kerzen ist bereits abgebrannt, doch das Licht der zusamenführenden Idee leuchtet weiter. „In diesem Jahr aus diesem Leuchtturm des Singener Kulturlebens“, dankte OB Bernd Häusler den Hausherren Gabriele und Hermann Maier, die den Komplex an der Aach ermöglicht haben.

Ziel des Treffens ist der zwanglose Austausch: Wie sieht sich Singen selbst und wie blicken die Nachbarn auf das Zentrum im Hegau. Mosers Fazit nach Häuslers Bilanz: „Schön zu hören, wie gut es der Singen geht.“ Häusler skizzierte eine dynamische Zeit voller Bauprojekte und blickte in eine Zukunft weiterer Investitionen. Nicht zuletzt der Kreis habe einige Aufgaben zu bewältigen. Rund 100 000 Millionen Euro dürfte der Neubau des Konstanzer Berufsschulzentrums verschlingen, der Investitionsstau im Gesundheitsverbund muss abgearbeitet werden und die Kreisumlage sollte stabil bleiben.

„Die hart verdienten Steuern unserer Bürger geben wir nur ungern an den Kreis ab“, gab Engens Bürgermeister Johannes Moser zu Protokoll. Der Landrat dürfe nicht traurig sein, wenn die Kommunen ihn aufforderten zu sparen. Danner versprach, spitz zu kalkulieren: „Es ist meine Aufgabe, den Ausgleich zu finden“, verwies er auf anstehende Beratungen. Eine Zahl wollte er noch nicht in den Raum werfen. Aber auf einen Erfolg wollte er verweisen: den neuen ÖPNV. Eine Million zusätzlicher Kilometer und ein durchgehender Stundentakt sollen kommen.