
Sie wird langsamer, bleibt stehen, greift sich an den Kopf und weint. Eine Passantin versinnbildlicht die Emotionen vieler Singener am Morgen nach dem Brand der Scheffelhalle. Am Morgen danach steht nur noch die vordere Fassade des ewigen Provisoriums der Stadt. An den Seiten sind einige Wandteile umgestürzt, das Ende ist schon nicht mehr erkennbar. Rauchschwaden ziehen von den Schuttbergen gen Himmel. „Es sieht aus wie im Krieg“, sagt Abteilungskommandant Stefan Schüttler, als er mit Kommandant Andreas Egger um das Gebäude läuft. Oder besser: Um das, was davon noch übrig ist.

Die Feuerwehr war laut Andreas Egger mit etwa 45 Leuten aus der Stadt sowie Friedingen im Einsatz, dazu kamen zehn Feuerwehrleute aus Rielasingen-Worblingen. 0.58 Uhr habe die Brandmeldeanlage ausgelöst, wenige Minuten später waren die ersten Feuerwehrleute vor Ort. Rasch sei klar gewesen, dass niemand in die brennende Halle soll – zu gefährlich. Stattdessen hätten sie von außen geschaut, dass der Brand einigermaßen eingedämmt wird.
Als er ankam, seien an zwei Stellen schon die Flammen aus dem Hallendach geschlagen, schildert Egger. „Es war klar: Da werden wir nichts mehr machen können.“ Der Kommandant führt das auf verschiedene Ursachen zurück: Die Scheffelhalle war ein Provisorium aus viel Holz.
Damals habe man die Balken beispielsweise etwas dünner gemacht als bei einem dauerhaften Bau, sodass sie nun schneller brennen konnten. „Das ist sehr zügig gegangen, bis die Dachkonstruktion eingestürzt ist.“

Abteilungskommandant Schüttler ergänzt, dass die Halle alleinstehend war, ringsum sei nichts gefährdet gewesen. Die Autos eines naheliegenden Autovermieters sind deutlich gezeichnet: Scheinwerfer sind geschmolzen, Kofferraum und Front teilweise auch.

Zwischenzeitig war auch der Kriminaldauerdienst vor Ort. Wie dessen Leiter Harald Karge dem SÜDKURIER erklärt, soll die Brandursache geklärt werden. Angesprochen auf die Spekulationen, dass es sich um Brandstiftung handeln könnte, erwidert Karge genau das: Es seien Spekulationen. Noch könne man nichts sagen. „Es bedarf noch einiger Mühe, die Ursache zu ermitteln“, sagt Karge und blickt auf die Ruine, die nach dem Brand übrig ist. Dieser Zustand mache das nicht unbedingt leichter.
Vor einer Woche war noch im Verwaltungs- und Finanzausschuss über ein Sanierungskonzept für die Halle gesprochen worden, von Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro war die Rede.
Laut Kommandant Andreas Egger hat die Polizei die Brandursachenermittler angefordert, weil die Brandursache unklar ist. Er selbst will keine Einschätzung geben, was zum Brand geführt hat. Sein subjektiver Eindruck sei gewesen, dass es von hinten stärker gebrannt habe. Doch es gebe viele Fragezeichen beim Thema Brandursache und Ablauf.
Die Rauchschwaden zogen schon in der Nacht einige Singener an, die dabei zusahen, wie „ihre“ Scheffelhalle abbrannte. Schon gegen 2 Uhr habe er einige Passanten bemerkt, sagt Egger. Gestört habe keiner, doch alle hätten betroffen hinter den Absperrungen gestanden. Fassungslos, wie auch so mancher Feuerwehrman: „Es gibt glaub‘ keinen Feuerwehrler, der noch nicht eine Fasnacht in der Halle erlebt hat. Der Flair war einzigartig“, sagt Egger. Deshalb sei es geschichtlich betrachtet „eine Katastrophe für Singen„.
Am Tag danach wird die Feuerwehr noch einige Stunden damit beschäftigt sein, die Glutnester zu beobachten und zu löschen.
Beratschlagt wird noch, ob ein Bagger dann auch den letzten stehenden Mauern den Garaus machen soll.