Es ist das Treffen für das Wirtschaftsleben in der Region. Und es ist, wie so vieles, Corona-bedingt zweimal ausgefallen. Die Rede ist vom Wirtschaftsforum in der Singener Stadthalle. In diesem Jahr ist es wieder soweit, die Veranstaltung kann stattfinden – zumindest nach allem, was derzeit über die Entwicklung der Pandemie bekannt ist. Absichtlich sei man dafür in den Frühsommer gegangen, sagte Roland Frank, Geschäftsführer von Kultur und Tagung Singen (KTS), bei seiner Begrüßung zum Pressegespräch im Vorfeld des Wirtschaftsforums. Der Termin ist am Donnerstag, 23. Juni – weit nach den Corona-gefährdeten Monaten.

Das Wirtschaftsforum ist in diesem Jahr in gewisser Weise eine Neuauflage dessen, was im Jahr 2020 hätte stattfinden sollen. Das Motto lautet nämlich, wie vor zwei Jahren, „Vom Ich zum Wir“. Allerdings musste 2020, im ersten Corona-Jahr, sehr kurzfristig abgesagt werden. Seitdem habe das Thema eher an Brisanz gewonnen, sagte Reinhold Maier vom Stadthallen-Management. Denn in der Diskussion um die Corona-Impfung habe sich eine Härte entwickelt, die er nicht für möglich gehalten hätte, so Maier am Rande des Termins.

Der Ton der Auseinandersetzung ist härter geworden

Diesen Gedanken unterstrich Kommunikationsberater Michael Gleich, der beim Pressegespräch per Video zugeschaltet war. In Deutschland gebe es nicht nur den Konflikt zwischen Impfgegnern und Impfbefürwortern. Auch in Fragen von Klimaschutz oder über Waffenlieferungen in die Ukraine werde der Ton härter. Und dieses Phänomen könne man auch in anderen Ländern beobachten, etwa in den USA. Vor diesem Hintergrund sei eine neue Kultur der Zusammenarbeit wichtig. Und Zusammenhalt trage auch zur psychischen Gesundheit der Menschen bei.

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So sehr sich die aktuelle Auflage des Wirtschaftsforums thematisch an der Veranstaltung des Jahres 2020 orientiert, so sehr ist das aufgebotene Personal in diesem Jahr anders. Der Hauptbeitrag des Abends beim Wirtschaftsforum kommt von der Zukunftsforscherin Kirsten Brühl. Damit gebe es erstmals eine Hauptrednerin am Abend des Wirtschaftsforums, erklärt Reinhold Maier. Brühls Vortrag steht unter dem Titel „Eine neue Wir-Kultur? Warum wir mehr Kollaboration lernen müssen“.

Brühl hat Volkswirtschaft studiert, für einige Jahre als Journalistin gearbeitet und ist nun seit mehr als zwei Jahrzehnten als Unternehmensberaterin und Coach für zahlreiche Unternehmen tätig. Sie arbeitet mit dem Zukunftsinstitut Frankfurt/Wien des Zukunftsforschers Matthias Horx zusammen. Beim Wirtschaftsforum wird sie sich unter anderem mit verschiedenen Spielarten der Kooperation beschäftigen, aber auch damit, wie man durch Kooperation die Komplexität der Welt in den Griff bekommen kann. Begleitet werden ihre Ausführungen vom Improtheater Konstanz. Die Schauspieler werden Schlüsselbegriffe spontan kreativ umsetzen, erklärt Reinhold Maier. Abschluss des Abends bietet ein Aquariums-Gespräch, neudeutsch Fish Bowl, ein Podiumsformat, bei dem auch die Zuschauer teilnehmen sollen.

Schon am Nachmittag bietet das Wirtschaftsforum ein Programm mit drei Workshops von Kommunikationsberater Gleich, Wirtschaftspädagoge und Improtheater-Chef Roberto Hirche und Teamentwickler Michael Nusser. Der einleitende Impulsvortrag mit dem Titel „Rituale und ihre Bedeutung für Zusammenhalt und Zusammenarbeit“ kommt von Wirtschaftspsychologin Anja Göritz, Professorin an der Universität Freiburg.