Irland im Dezember zu bereisen – eine abwegige Idee? Die Tage sind kurz: Die Sonne geht spät auf und schon gegen 16 Uhr wieder unter. Um landschaftlich die grüne Insel, die sie dank des Golfstroms auch im Winter noch ist, zu erkunden, könnte es gern länger hell sein.
Die Einwohnerdichte ist außerhalb der Ballungsgebiete gering, wenn man bedenkt, dass nur sechs Millionen Menschen die Insel im Atlantik bevölkern. Daher tummelt sich alles in den wenigen Großstädten des Landes. Nordirland einbezogen, sind das Dublin, Belfast, Cork und Galway.
Es blinkt, leuchtet und ist laut
Ich erinnere mich gerne zurück, an meine Reise auf die Insel. Dublin empfing mich im Weihnachtstaumel. Ich durchstreifte die beleuchteten, geschmückten Straßen der um den Fluss Liffey gelegenen Quartiere der Innenstadt.
Die Gebäude erstrahlten im Glanz unzähliger Lichterketten, die Kaufhäuser überboten sich mit fast überladenen Dekorationen. In vielen Schaufenstern waren ganze Weihnachtsgeschichten dargestellt.
Das Kurioseste aber waren die Menschen. Sie waren in blinkende Weihnachtspullover gehüllt, oder mit Rentiergeweihen und -nasen ausgestattet – nicht nur auf den Straßen, sondern auch in den Pubs. Hier wird Weihnachten zur Party, zumindest in der Öffentlichkeit.
Fröhlichkeit überbietet amerikanisches Flair
Dieses amerikanisch angehauchte Ambiente verwirrte mich anfangs – zu viel, zu bunt – aber die fröhliche Atmosphäre versöhnte mich bald. Chöre von Wohlfahrtsorganisationen oder Schulen sangen Weihnachtslieder und sammelten fleißig für Obdachlose und Bedürftige. An allen Ecken standen Straßenmusiker umringt von freudigen Zuhörern.
Natürlich ist die Pub-Kultur, genauso wie in England, ein besonderes Erlebnis. Das Stadtviertel Temple Bar, als kulturelles Zentrum Dublins, hat davon am meisten zu bieten. Die Pubs sind zu jeder Tageszeit beliebt und am Abend überfüllt.
Es wird einfach gefeiert – sicher nicht nur zu Weihnachten. Dazu erklingt Livemusik von poppig bis typisch irisch. Daher wandert man als Neuling auch von Bar zu Bar, um möglichst viele Eindrücke zu erhaschen. Das Guinness schmeckt überall.
Vieles eignet sich als Geschenk
„Einkaufsverrückt“ sind die Iren genauso wie die Deutschen. Dazu kommen viele Touristen, die ihren Lieben typisch irische Produkte mitbringen wollen, genauso wie ich.
Deshalb stürzte ich mich in das Gewimmel und suchte nach Schmuck mit keltischen Symbolen, Aran-Pullovern aus 100 Prozent Wolle (allerdings aus neuseeländischer, die irische Schafwolle ist dafür zu grob), dem angesagten Flatcap (eine Tweed-Kappe), Schals und selbstverständlich Whisky.
Kulinarische Köstlichkeiten sind genauso zu haben. Besonders das südlich von Dublin gelegene Cork mit seinem Englischen Markt ist dafür berühmt. Mit meinem Mietauto (im Linksverkehr!) hatte ich die Gelegenheit, auch die oben genannten drei Städte kennenzulernen.
Belfast, Galway und Cork waren genauso üppig weihnachtlich geschmückt. Auch Weihnachtsmärkte waren aufgebaut, ähnlich wie bei uns mit vielen Leckereien und Karussells für die kleinen Besucher. Auffallend ist die zuvorkommende Freundlichkeit der Iren. Die Atmosphäre ist allgemein entspannter – weniger hektisch.

Das familiäre Weihnachtsfest wird im westlichen kaum anders gefeiert als im übrigen Europa. Kleine Unterschiede gibt es schon. So steht der Christbaum bereits ab Anfang Dezember in den Stuben, obwohl wegen des Waldmangels auf der Insel Weihnachtsbäume erst seit den 1960er-Jahren importiert werden.
Kerzen in den Fenstern erinnern an die Herbergssuche von Maria und Josef. Ein großes Essen gibt es ebenfalls, am ersten Weihnachtstag, dem 25. Dezember, vorwiegend Truthahn, Weißfisch oder Räucherlachs. Der Plumpudding darf nicht fehlen. Am 26. Dezember, dem St. Stephen`s Day, gehen die Zaunkönig-Jungs Süßigkeiten sammeln. Mit schwarz bemalten Gesichtern ziehen die Kinder von Tür zu Tür.
Eine Reise in das vorweihnachtliche Irland ist auf alle Fälle lohnenswert. Ich bin mir sicher, dass ich sie bestimmt noch einmal antreten werde.