Der kürzeste Weg zur Donau führt im Hegau nach Aach, wo aus Deutschlands größter Quelle das Wasser der Donauversinkung wieder zutage tritt. So einfach wollten es sich die Hegauer Enrico Scholz, Jürgen Krauß und Thomas Giesefeld aber nicht machen. Ihr Ziel war das Winterschwimmen in Neuburg an der Donau, rund 250 Kilometer von der hiesigen Aach entfernt.
Dass die Aach dennoch nicht unbedeutend ist, erklärt Enrico Scholz, denn mitten im Winter in der Aach zu schwimmen sei für ihn Vorbereitung. „Es macht einfach Spaß“, sagt der Singener. Er fühlt sich im kalten Wasser wohl und geht gern ganzjährig schwimmen. Jetzt war er mit Krauß und Giesefeld sowie rund 2000 weiteren Winterschwimmern in Neuburg an der Donau am Start.
Rund 2000 Unerschrockene und eiskaltes Wasser
Regelmäßig stürzen sich dort gut gelaunte Schwimmer ins vier Grad kalte Wasser der Donau. Fast alle sind mit lustigen Fasnachtskostümen und originellen Kopfbedeckungen über ihren Neoprenanzügen verkleidet. Mittendrin sind Enrico Scholz, Thomas Giesefeld und Jürgen Krauß aus dem Hegau. Scholz und Krauß gehören zur Wassersportgruppe der Reservistenkameradschaft Singen und sind nicht zum ersten Mal dabei. Wenn pünktlich um 13 Uhr der Kanonenknall erhallt, gibt es kein Zurück mehr.
Aber was macht den Reiz aus, ins Wasser zu springen, das so kalt ist, dass es die meisten Menschen doch lieber mit Wollmütze und Strickschal vom Kai aus anschauen möchten? „Nach dem Ausstieg fühlt man sich wie neu geboren“, erklärt Thomas Giesefeld und lacht gut gelaunt. Er lebt in Rielasingen und geht möglichst oft im Winter schwimmen – ganz egal ob in der Schweiz, in Bayern oder am Bodensee. Seither habe er kaum noch Erkältungen, treffe immer nette Leute und langjährige Schwimmerfreunde. Giesefeld schwimmt seit 1980. Seitdem wollte er nicht mehr akzeptieren, dass die Badesaison im September beendet werden soll. Sein Tipp: Wer sich fürs Kaltwasserschwimmen interessiert, sollte sich absolut fit fühlen und ärztlich durchchecken lassen.

Auch der aus Oberfranken in den Hegau zugezogene Jürgen Krauss schwimmt voller Freude – und das schon 28 Jahre. Darauf zu achten, dass man fit ist, sei für ihn wie die anderen Winterschwimmer Grundvoraussetzung. Vor Jahren hat er zum ersten Mal teilgenommen und kam ursprünglich durch die Wasserwacht zu der nassen Angelegenheit. Seither nimmt er mit großer Begeisterung immer wieder teil. „Glücksgefühle, Adrenalin, Freunde treffen, Spaß haben, das ist es, was uns immer wieder aufs Neue mitschwimmen lässt“, verrät er.

Mit zum Freundeskreis zählt Bernd Wichner aus Giengen an der Fils. Das Neuburger Winterschwimmen sieht er vor allem als Training für seine intensive ehrenamtliche Tätigkeit in der Wasserrettung bei der DLRG. Gemeinsam mit Thomas Giesewetter hat er 2011 die private Schwimmgruppe „Eis*Yüzücü“ gegründet. „Yüzücü“ ist türkisch und bedeutet „Schwimmer“.
Zur Gaudi gehört natürlich auch ein Fest für all die Unerschrockenen – der verrückte Donauschwimmer-Ball. Die Karten für den Abend mit Band sind alle schnell ausverkauft. „Der Trachten-Trubel lässt diesen besonderen Tag des Donau-Geschwemmsels zu einem unvergesslichen Erlebnis ausklingen“, berichtet Enrico Schulz angesichts der Menschen um ihn herum.