All die schönen Waren, die an einem Ort produziert werden, wären kaum etwas wert, wenn sie nicht zum Kunden kämen. Insofern haben die Verantwortlichen des Standortmarketingvereins Singen aktiv einen sehr zentralen Ort für ihre Mitgliederversammlung gewählt. Mit der Veranstaltung, die auch als Stimmungsbarometer des Singener Wirtschaftslebens gelten kann, ist der Verein reihum bei verschiedenen Mitgliedsbetrieben zu Gast – in diesem Jahr bei der Spedition Maier im Industriegebiet.
Dort blickten der Vorstandsvorsitzende Wilfried Trah und Geschäftsführerin Claudia Kessler-Franzen auf das vergangene Jahr zurück. Während es im vergangenen Jahr darum ging, den Betrieb nach der Corona-Pandemie wieder ans Laufen und die Menschen in die Stadt zu bekommen, geht der Blick dieses Jahr uneingeschränkt nach vorne – zum Beispiel in Richtung Stadtfest, das auch 2022 noch einmal abgesagt worden war.
Einige Aktionen tragen schon Früchte
Um Singen bekannt zu machen, setzt der Verein auch auf sanfte Faktoren: „Kurz ein Selfie machen und zu Hause von Singen erzählen“ – so formulierte es Kessler-Franzen. Die Stadt bewarb sich beim Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ), weil dort auch Vorhaben gefördert werden, die nicht auf Investitionen beruhen.

Daraus entstand zum Beispiel die auffällig magentafarbige Kampagne „Singen loves me“ – zu deutsch „Singen liebt mich“ -, die unter anderem am früheren Glas Oexle in der Innenstadt zu sehen ist. Zum Programm gehöre unter anderem auch eine Umstellung des Lieferverkehrs auf E-Mobilität. Die Bemühungen der Stadt haben auch zu guten Bewertungen der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) beigetragen, betonte Trah, der nun ein Jahr im Amt ist.
Das Reallabor, das die Konstanzer Hochschule Technik Wirtschaft Gestaltung (HTWG) mit der Stadt betreibt, ist 2022 nach umfangreicher Vorarbeit an den Start gegangen. Wilfried Trah sortierte es bei den Bemühungen von Verein und Stadt ein, Fachkräfte zu gewinnen. Nicht zuletzt seien schon mehrere Projekte Singener Firmen dort angedockt, erklärte Kessler-Franzen – ebenso wie Abschlussarbeiten von Studierenden. Die Einrichtung soll die Herausforderungen von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Mobilität unter Echt-Bedingungen erforschen.

Auch das Schülerforschungszentrum (SFZ) spielte im vergangenen Jahr eine prominente Rolle. Die aktiven Lehrer, welche die Schüler zum Forschen in naturwissenschaftlichen Fächern anregen, würden ihr sehr imponieren, so Kessler-Franzen. Eine Würdigung, für die sich Stefan Fehrenbach, Leiter der Hohentwiel-Gewerbeschule und Initiator des SFZ, umgehend bedankte. Ohne den Verein und die Unterstützung der Stadt gäbe es das SFZ nun nicht, sagte er, ehe er die Entlastung des Vorstands beantragte – die auch einstimmig erfolgte.
Und in diesem Jahr geht es gleich mit einer ganzen Reihe von Terminen und Aktionen weiter. Im Vergleich zum vergangenen Jahr habe man noch eine Schippe draufgelegt, wie Wilfried Trah am Rande der Veranstaltung bemerkte. Ohne den Vorbehalt möglicher Corona-Einschränkungen habe man das ganze Jahr durchplanen können. Vor allem beim Reallabor komme noch einiges, so Kessler-Franzen. Und im Juni gebe es dieses Jahr auch wieder ein Stadtfest.
Oberbürgermeister Häusler: Sanierung des Krankenhauses ist vom Tisch
Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler, der auch stellvertretender Vereinsvorsitzender ist, nutzte den Termin, um ein paar Botschaften an die etwa 100 Gäste aus Wirtschaft und Politik zu bringen. Zum Beispiel, dass die Stadt inzwischen alle Grundstücke im Gebiet Tiefenreute-Bühl habe kaufen können. Doch er mahnte auch: „Die Fläche ist endlich. Beim Bauen wird es nach oben gehen müssen.“ Auch großzügige Parkplätze an den Straßen werde es nicht geben, stattdessen Parkhäuser.
Die Stadt wolle auf jeden Fall ein Krankenhaus behalten. Die Sanierung des bestehenden Baus unterm Hohentwiel sei allerdings vom Tisch: Ein Gutachten, das kürzlich im Kreistag vorgestellt wurde, habe ergeben, dass das Gebäude auch durch eine Sanierung nicht zukunftsfähig werde. Und die Stadt wolle sich über die Hegauwind GmbH weiter an der Windkraft beteiligen.

100.000 Quadratmeter nur für Logistik
Und der Gastgeber der Veranstaltung, die Spedition Maier? Das Unternehmen, das zur schweizerischen Planzer-Gruppe gehört, organisiert von Singen aus bundes- und europaweite Transporte und vor allem Warenverkehr in die Schweiz. Geschäftsführer Jürgen Frömberg gab der Versammlung Einblicke in das neue Logistikzentrum, das in Singen gerade neben dem Container-Terminal der Hupac entsteht.

Dort investiere das Unternehmen etwa 55 Millionen Euro, um 36.000 Quadratmeter Lagerkapazität zu schaffen. Einen Gleisanschluss, Fotovoltaik und eine begrünte Wand werde es auch geben, so Frömberg. Wenn das Gebäude fertig ist, werde man etwa 100.000 Quadratmeter Logistikfläche in Singen und Pfullendorf zur Verfügung haben. An den vier Standorten in Singen, Ramsen, Pfullendorf und Hagen würden knapp 200 Mitarbeiter etwa 35 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften, so der Geschäftsführer.