Erst kürzlich war im SÜDKURIER in einer Meldung zu lesen, dass seltsame Schreie, die aus dem Wald hallten, besorgte Spaziergänger dazu veranlassten, die Polizei zu verständigen. Als diese anrückte, stellte sich schnell heraus, dass die Ursache weder ein Unfall noch ein Verbrechen war, sondern dass es sich um Jubelschreie eines Rentnerehepaares gehandelt hatte, das bei seiner Pilzpirsch auf außergewöhnlich schöne Funde gestoßen war.

Manch anderer Pilzsucher im Hegau mag wohl den Jubelschrei unterdrückt haben, doch unzweifelhaft steht fest, dass dieser Spätsommer in Bezug auf die Pilzmenge, die Vielfalt und auch die Größe der Fruchtkörper ein außergewöhnlicher war. Im Hegau wachsen üblicherweise Champignons, Semmelstoppelpilze und Herbsttrompeten, um hier eine Auswahl der in unseren Wäldern in größeren Mengen vorkommenden Speisepilze zu nennen, was natürlich von Jahr zu Jahr variieren kann. Steinpilze gibt es in unseren Wäldern auch, doch sind sie bei uns im Vergleich zu ihrem Vorkommen anderswo – etwa im Südschwarzwald – eher selten.

Das könnte Sie auch interessieren

Dieses Jahr war alles anders. Dabei hatte keiner der hiesigen Pilzsucher nach diesem leider wieder mal extrem trockenen Frühjahr und Sommer mehr einen Pfifferling auf diese Saison gegeben, doch dann, nach einigen Regengüssen bei nach wie vor sommerlichen Temperaturen, schossen die wuchtigen Fruchtkörper der Sommersteinpilze auch in unseren Wäldern in ungeahnten Mengen aus dem Boden.

In diesem Jahr ist der Parasolpilz wieder häufig in unseren Wäldern vertreten. Hier ein junges Exemplar dieses Speisepilzes mit noch ...
In diesem Jahr ist der Parasolpilz wieder häufig in unseren Wäldern vertreten. Hier ein junges Exemplar dieses Speisepilzes mit noch geschlossenem Schirm beziehungsweise Hut. | Bild: Elmar Veeser

Der Pilzsachverständige Klaus Faller aus Engen hat dafür keine wissenschaftliche Erklärung. Wildpilze seien halt „kryptisch“, also nicht zu deuten und ja, das sei tatsächlich ein mykologischer Fachbegriff, und ihre Fruktuation, also die Ausbildung der Fruchtkörper aus den Myzelien der einzelnen Arten, nicht vorherbestimmbar. Es gebe natürlich Parameter, die Pilzfunde wahrscheinlich machten, wie Temperatur, Feuchtigkeit, Jahreszeit und Standort. Doch der Erfolg bei einer Pilzpirsch sei nie garantiert und es gehöre halt immer auch ein Stück weit Glück dazu. Deshalb löse auch ein schöner und unerwarteter Fund, wie etwa von den in diesem Jahr im Hegau besonders zahlreichen und großen Sommersteinpilze, diese positiven Gefühle aus, so der Pilzsachverständige.

Auch die in unseren Gefilden eigentlich recht rare Gelbe Koralle tritt in diesem Jahr sehr häufig auf. Diese hübsche Pilzart ist ...
Auch die in unseren Gefilden eigentlich recht rare Gelbe Koralle tritt in diesem Jahr sehr häufig auf. Diese hübsche Pilzart ist allerdings zum Verzehr nicht geeignet.

Doch wer jetzt in die Wälder ziehen und auch noch welche einsammeln will, ist aller Voraussicht nach zu spät, denn nun, im Herbst, bei kühleren Temperaturen und viel Feuchtigkeit, stoßen wieder andere Pilzsorten aus dem Boden. Klaus Faller, der Pilzsachverständige aus Engen, mahnt, nur die Pilze mitzunehmen, die man hundertprozentig kenne, denn die Gefahr, auch einer tödlichen Verwechslung, etwa zwischen Champignon und Knollenblätterpilz, sei immer gegeben. Zum Schluss weist er darauf hin, dass pro Person Speisepilze nur in ortsüblichen Mengen, also höchstens zwei Kilo pro Tag, gesammelt werden dürften.