Noch bis einschließlich Sonntag, 22. Juni, läuft die Südwestmesse in VS-Schwenningen. Während die Veranstalter das 75-jährige Bestehen der Verbrauchermesse in den Mittelpunkt stellen, werden seitens der Besucher kritische Stimmen laut, die insbesondere hohe Preise bemängeln. Wie stellen sich die Messeverantwortlichen der Kritik? Und hat eine Verbrauchermesse in Zeiten des Onlinehandels noch eine Zukunft?
Kritik am Preisniveau
Ein Großteil der Besucher dürfte das Angebot auf der Messe zu schätzen wissen und hier – vom Gemüsehobel bis zur Wärmepumpe – fündig werden, sonst würden kaum tausende Leute die Großveranstaltung aufsuchen. Aber so manche Besucher finden die Preise hoch oder zu hoch – und bemängeln auch ein immer gleiches Angebot.
Gähnende Leere im Festzelt
Sind die hochsommerlichen Temperaturen die Ursache? Oder halten doch auch die Preise für Eintritt, Parken, für die Angebote an den Ständen und im Festzelt Menschen vom Ausflug auf die Südwestmesse ab?
Fakt ist, dass im großen Festzelt an den vergangenen Messetagen häufig gähnende Leere herrschte. Die große Bühne, auf der normalerweise Musikkapellen oder zumindest ein Alleinunterhalter die Besucher unterhalten haben, diente nun als Stuhllager. Immerhin, im Biergarten vor dem Zelt war immer Betrieb.
Preise wie auf dem Oktoberfest
Ein Blick auf die Speisen- und Getränkekarte macht deutlich, dass ein Besuch im Zelt kein günstiges Vergnügen ist. Ein Viertelliter Mineralwasser für 3,50 Euro ist, hochgerechnet auf einen Liter, mit 14 Euro so teuer wie eine Maß Bier auf dem Oktoberfest. Ein halbes Hähnchen für 15 Euro lässt den Appetit schnell kleiner werden.
Messeleitung verweist auf gestiegene Kosten
Auf die Kritik in den sozialen Medien angesprochen, teilt die Messeleitung mit, dass „sowohl Lebensmittelpreise und Personalkosten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Das macht sich sowohl in der Gastronomie als auch in den gastronomischen Bereichen auf dem Messegelände bemerkbar“, so Messe-Geschäftsführer Jan Goschmann.
Goschmann zeigte sich aber im Großen und Ganzen mit dem Messeverlauf in diesem Jahr sehr zufrieden. „Auch wenn wir kein Rekordjahr erwarten. Aber es kann nicht immer nur nach oben gehen.“
So sind die Preise in die Höhe geklettert
Die Organisation der Messe als Ideenpool, Plattform für Angebot und Nachfrage und Treffpunkt sei selbstredend mit Kosten verbunden, was wiederum einen Eintritt bedinge.
Eine Statistik zeigt, wie die Eintrittspreise in den vergangenen zehn Jahren angestiegen sind. 2015 kostete die Tageskarte für einen Erwachsenen 6 Euro, seit 2023 sind es 8 Euro. Die Parkgebühr stieg von 3 Euro im Jahr 2015 auf 5 Euro in 2025. Und damit so viel wie schon im vergangenen Jahr.
Das müssen Aussteller bezahlen
Die Preise für die Aussteller in einer der Messehallen stiegen in den vergangenen Jahren deutlich an. Kostete die Miete für den Quadratmeter 2015 noch 113 Euro und wuchs jährlich um etwa einen Euro, so machten die Preise seit 2022 deutliche Sprünge von zehn, beziehungsweise fünf Euro mehr. Im aktuellen Jahr mussten Aussteller 28 Euro mehr pro Quadratmeter Ausstellungsfläche bezahlen als vor zehn Jahren. Im Freigelände stiegen die Preise von 47 auf 62 Euro in den vergangenen zehn Jahren.
Konjunkturelle Flaute auch auf der Messe zu spüren

Die rückläufige Zahl der Aussteller begründet die Messeleitung damit, „dass pandemiebedingt seit 2020 zu beobachten war, dass insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen teilweise gravierende Rückschläge hinnehmen mussten. Das führte in nicht wenigen Fällen zu einer Veränderung der Geschäftsidee, Rückzug aus dem Markt oder Geschäftsaufgabe“, so Messe-Geschäftsführer Goschmann.
Beim Pressegespräch am Freitag, 20. Juni, unterstreicht Goschmann diese Aussage. „Die Südwestmesse ist ein Spiegel der Wirtschaft. Und es ist eine konjunkturelle Flaute.“
Hier lesen Sie, was man auf der Messe alles selbst machen kann.
Messemacher glauben an das Konzept
Dass die Südwestmesse in Zeiten des Onlinehandels auch in Zukunft ihren festen Platz haben wird, davon sind die Messemacher überzeugt. „Die Messe als Ort für Begegnung, Entdeckung und Einkaufserlebnis bietet Besuchern die Möglichkeit, mit Unternehmern persönlich in Gespräche zu kommen, sich beraten zu lassen sowie die unterschiedlichsten Produkte zu hören, zu fühlen und zu sehen. Kein anderer Ort als eine Messe und kein anderes Medium kann den Besuchern dieses Erlebnis und diese Vielfalt bieten. Das ist digital einfach nicht zu ersetzen“ so die Messeleitung in ihrem Statement.
Großteil der Aussteller ist zufrieden mit den Geschäften

Das unterstreicht in weiten Teilen auch das, was der Großteil der Aussteller sagt, die nach sieben von neun Messetagen von den Messemachern befragt wurden. Zwei Drittel gaben demnach an, dass sie mit dem Messegeschäft zufrieden waren. Mehr als zwei Drittel erwarten ein gutes Nachgeschäft. Lediglich „ein kleiner Anteil“, so Goschmann, sei mit dem Messegeschäft nicht zufrieden gewesen.
Dank an Rettungskräfte
Einen großen Dank richtet Tobias Ertl von der Messeleitung an die zahlreichen Einsatzkräfte, die sich in den vergangenen Tagen auf der Messe präsentieren. „Die waren auch am Tag nach dem Großeinsatz in VS-Villingen bei uns im Dienst“, zollt Ertl den Rettungsorganisationen seinen Respekt.