Gab es jemals so viel Konfetti? Gefühlt haben die Narren in Gottmadingen all die Papierschnipsel verteilt, die sie aus den Corona-Jahren aufgespart haben. Die Besucher ließen sich‘s gerne gefallen, wenn sie von den Hexen der verschiedenen Narrenvereine einmal so richtig „eingeseift“ wurden. Bei diesem Wetter konnte am Fasnt-Mäntig-Umzug nichts mehr die Stimmung trüben. So als könne er es selber nicht glauben, begrüßte der Zunftmeister John Weber von der gastgebenden Gerstensack-Zunft die Gruppen immer wieder mit einem „Herzlich Willkommen in Gottmadingen bei diesem Wetter“. Und während die Gäste an ihm vorbeizogen, rief er ihnen hinterher: „Haut rein, genießt die Fasnet“.

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Besser hätten die Bedingungen für einen Neustart nach der pandemie-bedingten Abstinenz nicht sein können. Hatten wir je so frühlingshafte Temperaturen? Erinnerungen sind subjektiv, aber so manches Mäschgerle am Straßenrand legte eine der vielen Kleiderschichten ab. So konnten die Besucher ihre fantasievollen Kostüme noch besser präsentieren.

Prinzessinnen neben Tigern: Fantasie keine Grenzen gesetzt

Sich einmal so richtig schrill verkleiden, um dann unter der Fantasiegestalt doch erkannt zu werden. Immer wieder lagen sich Zuschauer und Darsteller in den Armen, weil sie sich einander erkannt hatten. Ein Spiel, das schon in frühester Kindheit beginnt. Und so drehten sich kleine Prinzessinnen neben Tigern, posierten Clowns neben Cowboys. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Da ist es gut, wenn man eine Schatzkiste mit ausgedienten Stoffen zu Hause hat, mit denen man sich in eine Meerjungfrau oder einen Marsmenschen verwandeln kann.

Ein Handycap ist für die Waldberghexen kein Hindernis. Mit Rollstuhl geht einiges.
Ein Handycap ist für die Waldberghexen kein Hindernis. Mit Rollstuhl geht einiges. | Bild: Trautmann, Gudrun

In

starken Delegationen waren die Zünfte aus der Nachbarschaft beim Mäntig-Umzug in Gottmadingen vertreten. Besonders das Singener Hoorig war neben dem Narri-Narro häufig zu hören. Zum Glück gab es den Umzugsplan mit den zunfteigenen Rufen
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John Weber schaut in den Umzugsplan, damit er die richtige Gruppe ankündigt.
John Weber schaut in den Umzugsplan, damit er die richtige Gruppe ankündigt. | Bild: Trautmann, Gudrun

So konnte sich das Publikum rechtzeitig auf die passende Antwort einstellen. Bei den Wiechser Schlosshexen hätte man meinen können, dass das ganze Dorf mit gepunkteten Kopftüchern unterwegs war, um sich genüsslich vor den Kindern auf der Straße zu räkeln. Ein zarter Stups auf die Nase und ein Mocken vertrieben bei diesen dann auch die letzte Furcht.

Ein Hansele der Singener Poppele-Zunft umarmt eine Zuschauerin am Straßenrand.
Ein Hansele der Singener Poppele-Zunft umarmt eine Zuschauerin am Straßenrand. | Bild: Trautmann, Gudrun

Zügig schritten die Gruppen voran. Start war bei der Bäckerei Stemke über die gesperrte B34 bis zur Ortsmitte am alten Rathaus, wo die Hexen ihr Narrennest aufgebaut hatten. Dann machte der Umzugsweg einen größeren Schlenker am Pflegeheim St. Hildegard vorbei, um schließlich wieder auf der Hauptstraße zu landen. Weiter ging es durchs Dorf bis zum Bahnhof, um in der Johann-Georg-Fahr-Straße zu enden.

Ohne Fahr-Oldtimer geht bei der Gottmadinger Gerstensackzunft nichts.
Ohne Fahr-Oldtimer geht bei der Gottmadinger Gerstensackzunft nichts. | Bild: Trautmann, Gudrun

Wenn man die Besucher am Straßenrand in ihrer Fröhlichkeit beobachtete, so konnte man auch feststellen, dass die Fasnacht ein Fest der Integration ist. Menschen, die neu in der Region sind, verfolgten das bunte Treiben mit Staunen. Menschen mit einer Behinderung feiern fröhlich in ihrer Gruppe mit. In Guggenmusiken sind schrille Töne sogar willkommen. Alte Menschen blühen im Getümmel auf. Hier eine Umarmung, dort ein Wiedererkennen: Es ist ein Spaß für alle.

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