Singen (pm/bie) Das Jahr 2024 steht im Zeichen wichtiger Wahlen auf unterschiedlichen Ebenen, darunter Kommunalwahlen, Landtagswahlen und Europawahlen. „Wen oder was wählen wir da eigentlich?“, kennt Oliver Müller-Molenar als stellvertretender Schulleiter der Hohentwiel-Gewerbeschule in Singen die Fragen vieler Schüler. Dass die Themen demokratische Teilhabe, Prozesse und Institutionen Inhalt des entsprechenden Fachunterrichts auch an beruflichen Schulen sind, versteht sich von selbst, schreibt er in einer Pressemitteilung der Schule. Was nicht ganz so selbstverständlich sei, ist der Versuch, Politik hautnah zu erleben oder aber an demokratischen Prozessen zumindest in Form einer Simulation teilzunehmen. „Zweitgenanntes ist mindestens für solche Schülerinnen und Schüler interessant, die aufgrund von Alter, Herkunft oder Staatsangehörigkeit nicht an diesen Wahlen und Abstimmungen teilnehmen können“, so Müller-Molenar.
Ganz nah an den Themen der Europapolitik hat ein Besuch im Europaparlament drei Klassen der Klassenstufen 11 und 12 des Technischen Gymnasiums an der Hohentwiel-Gewerbeschule geführt. Sie haben sich aufgemacht, um das Europaparlament in Straßburg zu besuchen. „Im Rahmen dieses Ausfluges sollte den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben werden, eines der Europäischen Parlamente zu erleben und Einblicke in die Funktionsweise der EU-Institutionen zu gewinnen“, erklärt Mitschülerin Eva Streit. Vor den anstehenden Europawahlen sei dies sicher keine schlechte Idee. „Im imposanten Parlamentsgebäude angekommen, ging es zuerst durch einen Sicherheitscheck und nach einem Gruppenfoto im Innenhof hatten die Klassen Zeit das Parlamentsgebäude zu erkunden und sich mit Hilfe der multimedialen Ausstellung ‚Parlamentarium‘ über die EU zu informieren“, so die Zwölftklässlerin. In den Multimediatools seien Informationen zur Funktionsweise der EU, zu ihrem Einfluss auf unseren Alltag, aber auch zur Geschichte und zu Abgeordneten des Europäischen Parlamentes vermittelt worden.
Aber nicht nur Multimedia stand auf dem Stundenplan, auch ein direkter Einblick wurde gewährt. Ein Mitarbeiter des Besucherdienstes habe einen Vortrag über die EU vorbereitet, der auf den anschließenden Besuch im Sitzungssaal vorbereiten sollte. Dann konnten die Klassen eine Debatte im Parlament miterleben. „Die Sitze im Plenarsaal sind alle mit Kopfhörern ausgestattet, sodass es möglich ist, die alle Reden in allen 24 Amtssprachen zu verfolgen – beeindruckend!“, berichtet Eva Streit. Ebenso beeindruckend sei die Lebendigkeit der Debatte gewesen. Beispielsweise wenn ein Abgeordneter die „Blue Card“ nutzt, um 30 Sekunden Zeit für eine Zwischenfrage zu erhalten. „Der Austausch der Argumente in der politischen Debatte war also durchaus erlebenswert“, zeigt sich Streit überzeugt, das der Ausflug, auch in Bezug auf die bevorstehenden Europawahlen, in positiver Erinnerung bleiben werde.
Über Exkursionen, Polittalks und über den auf die Europa- und Kommunalwahlen vorbereitenden Fachunterricht hinaus, habe die HGS-Singen für rund 35 Klassen aller Schularten die Teilnahme an den „Juniorwahlen“ zur Europawahl organisiert. „Damit ist auch nicht wahlberechtigten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben, demokratische Prozesse kennenzulernen und die Wahlen so realitätsnah wie möglich zu simulieren“, erklärt Müller-Molenar in der Pressemitteilung der Schule. Die Auszählung der Stimmen im Haus habe die SMV übernommen. „So erhalten die Schülerinnen und Schüler der HGS einen mehrteiligen Blick auf die Ergebnisse der Europawahlen“, so Müller-Molenar: einmal auf die Ergebnisse der echten Wahlen und einmal auf die Ergebnisse der Juniorwahlen hier an der Schule, sowie landes- und bundesweit. „Spannend dürfte werden, ob und wie sich die eigenen Ergebnisse gegebenenfalls von den tatsächlichen Wahlergebnissen unterscheiden – und wenn ja, wie und warum“, ist auch der stellvertretende Schulleiter gespannt. Egal wie der Ergebnisabgleich ausfällt, es werde sich viel Gesprächs- und Unterrichtsstoff ergeben und im Idealfall mindestens das Bewusstsein, dass Demokratie vom aktiven Mitdenken und Mitmachen lebt, in Kombination mit der Kompetenz, sich gut zu informieren.