Normalerweise nimmt eine Wildkamera die sprichwörtlichen Füchse und Hasen auf, die sich gute Nacht sagen. Was Familie Tröster aus dem Singener Stadtteil Beuren an der Aach am Wochenende auf den Bildern ihrer Wildkameras sah, entsprach aber überhaupt nicht dem Beuteschema. Abgelichtet waren zwei Frauen, die Gemüse mitgenommen haben. Richtig große Mengen an Gemüse.

Aus drei Gärten fehlt viel Gemüse

Das ärgert Nonna Tröster und ihre Eltern Nelli und Valerian – „vor allem weil es so viel und so dreist war“, wie Nonna Tröster sagt. Den Schrebergarten beim Gemeindezentrum Curana pflegen die Eltern liebevoll, die gesamte Familie esse nur das Gemüse aus dem Garten. Und im Gespräch wird deutlich: Das ist richtig viel Arbeit, praktisch ein Vollzeitjob. Drei Gärten in dem Schrebergartengebiet seien von dem Gemüseklau betroffen gewesen, sagt Mutter Nelli Tröster.

Zwei der Gartenbesitzer hätten den Diebstahl auch am Montagmorgen bei der Polizei angezeigt. Katrin Rosenthal, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, bestätigt auf Anfrage, dass eine Anzeige vorliege.

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Zäune sind nicht erlaubt, Kameras schon

Dass die Familie relativ genau darüber Bescheid weiß, was in ihrem Garten passiert ist, liegt an mehreren Wildkameras, die dort aufgehängt sind und das Gelände überwachen. Darauf werde auch mit Schildern hingewiesen, die Kameras würden nur auf privaten Grund zeigen, nicht auf die öffentlichen Wege, erklärt die Familie. „Die Kameras haben wir installiert, weil hier nichts abgeschlossen ist“, sagt Nonna Tröster. Zäune seien in dem Gartengebiet nicht zugelassen, sagt ihr Vater Valerian. Und mit den Wildkameras seien sie nicht allein, ergänzt er.

Seine Frau geht davon aus, dass die beiden Diebinnen sich in dem Gebiet ausgekannt haben – sie hätten auch in abgelegenen Ecken Früchte abgeschnitten oder Pflanzen ausgegraben. Bisher hätten eher mal ein paar Stück Gemüse gefehlt, aber nie so viel auf einmal, sagt Nelli Tröster. Ihre Tochter Nonna zählt auf, was in den drei betroffenen Gärten weggekommen ist: sieben bis neun Kilogramm Tomaten, drei Köpfe Eissalat, mehrere rote Bete, etwa 20 Auberginen, ein Kopf Rotkohl, etwa zehn rote Paprika und sogar eine Topfpflanze.

Lebhafte Diskussion im sozialen Netzwerk

Dass der Vorfall seine Kreise zog, lag hauptsächlich an einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook. Dort hat Nonna Tröster ein Foto geteilt, das die beiden Frauen beim Gemüseklau zeigte. Dabei hat sie für den Schutz von Daten und Persönlichkeitsrechten die Gesichter der beiden durch Smileys ersetzt. Die Kamera hat auch den Tatzeitpunkt und die Temperatur protokolliert, das Foto wurde am Samstagabend, 19. August, zwischen 22.30 Uhr und 23 Uhr aufgenommen.

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Eines der Bilder aus den Kameras habe die beiden Frauen dabei gezeigt, wie sie regelrecht schadenfroh gelacht hätten, sagt Nonna Tröster, das habe sie besonders geärgert. Ihre Absicht hinter dem Beitrag sei gewesen, dass die beiden Frauen sich möglicherweise selbst sehen und mitbekommen, dass sie bemerkt wurden. Und dass diese Tatsache eine abschreckende Wirkung entfaltet.

Smileys statt Gesichter – zum Datenschutz

Im sozialen Netzwerk gab es eine lebhafte Diskussion dazu, ob die Smileys über den Gesichtern nun zu viel oder zu wenig Datenschutz sind. „Bei sowas würde ich auf den Datenschutz pupsen“, heißt es etwa in einem der Kommentare. Andere Nutzer geben zu bedenken, dass die Suche nach Straftätern allein die Aufgabe der Polizei sei und nicht per Facebook geschehen soll. Nonna Tröster steht trotzdem zu ihrem Beitrag und verteidigte ihre Vorgehensweise im sozialen Netzwerk mehrfach.

Nicht zuletzt seien im vergangenen Sommer Unbekannte in Beuren aufgetaucht, die systematisch nach nicht verschlossenen Autos gesucht hätten – auch dieses Thema sei auf Facebook verhandelt worden. Dennoch habe sie einige Kommentare verborgen – es habe ziemlich viel Rassistisches unter ihrem Post gegeben, bedauert sie: „Solche Diskussionen verstehe ich nicht.“

Polizei hätte andere Vorgehensweise empfohlen

Bei der Polizei hält sich die Begeisterung über die Vorgehensweise trotzdem in Grenzen, wie Sprecherin Rosenthal sagt. Dass die Gesichter auf dem veröffentlichten Foto durch Smileys verdeckt sind, sei schon mal ein guter Schritt. Dennoch weist Rosenthal auf das Recht am eigenen Bild und den Datenschutz hin. Aus denselben Gründen werden die Bilder auch bei diesem Bericht nicht veröffentlicht. Der Polizei liege das Bildmaterial aber vor, sagt Nonna Tröster, die Beamten des zuständigen Polizeipostens in Steißlingen würden ermitteln. Die Familie solle sich melden, wenn noch etwas Verdächtiges auffalle, schildert sie.

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Laut Rosenthal hätte der erste Weg im Idealfall zur Polizei führen sollen, die dann hätte beraten können, was zu tun ist. Und ihre Kollegen hätten eine Personenbeschreibung herausgeben können – allerdings sicher kein Foto. Grundsätzlich müsse man sehr vorsichtig damit sein, Bilder von fremden Menschen in sozialen Netzwerken zu teilen.