Eigentlich schien alles klar zu sein in Sachen Ziegeleiweiher. Das bestehende achtstöckige Gebäude, früher Hotel Landerer und heute heruntergekommener Wohnblock, sollte abgerissen werden. Als Ersatz sollten fünf schlanke Häuser mit je acht Stockwerken entstehen. Zwei davon sollten auf dem Neubau eines Lebensmittelmarktes aufsitzen. Dazu: Tiefgaragen, 250 Fahrradstellplätze und eine platzähnliche Verbindung zwischen der Fichtestraße und dem Ostufer des Ziegeleiweihers, samt Treppe zum Wasser. Dieser Entwurf hat sich seit dem Jahr 2018 herauskristallisiert, als mehrere Varianten der Pläne im Gemeinderat vorgestellt wurden und der Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes fiel. Nun hätte ein städtebaulicher Vertrag mit Durchführungsvertrag samt einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan beschlossen werden sollen. Die nächsten Schritte wären die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange gewesen. Mit anderen Worten: Die Sache wird verbindlich. Denn ein vorhabenbezogener Bebauungsplan soll dafür sorgen, dass genau das Projekt auf einem Grundstück gebaut wird, das Gemeinderat und Verwaltung begleitet haben – er sorgt für großes Mitspracherecht.
Doch so weit kam es nicht. In der Vorberatung im Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt gab es Kritik an den Plänen und eine teilweise hitzige Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Kritikern. Und am Ende die Einigung darauf, mit dem Projekt noch eine Runde in einer der nächsten Sitzungen zu drehen. Für den Gemeinderat erübrigt es sich daher, in der nächsten Woche über den Bebauungsplan abzustimmen. Zwei Punkte haben vor allem für Kritik gesorgt: die vorgestellte Architektur und die Tatsache, dass die Investorin keinen geförderten Wohnraum, auch bekannt als Sozialwohnungen, errichten will. Auf Antrag der Grünen habe man der Vorhabenträgerin, laut den Sitzungsunterlagen die Angela Krieger Bau GmbH aus Villingen-Schwenningen, vorgeschlagen, einen Anteil an gefördertem Wohnraum einzuplanen, berichtete Stadtplaner Adam Rosol, der das Vorhaben für die Stadtverwaltung vorstellte. Diese wolle dort aber Eigentumswohnungen errichten und die Förderung für 25 Prozent der Wohnungen nicht in Anspruch nehmen.

Stattdessen habe sich die Stadt mit dem Unternehmen darauf geeinigt, dass das Unternehmen für zwei Millionen Euro die Außenanlagen auf dem privaten wie dem städtischen Teil des Grundstücks errichte. Wäre das nicht so gelaufen, müsste die Stadt dafür eineinhalb Millionen Euro aufbringen, so Rosol. Die Ablehnung von gefördertem Wohnraum stieß wiederum auf Ablehnung bei Walafried Schrott (SPD): Bisher gebe es dort günstige Mieten, wenn auch in Wohnungen mit großem Sanierungsstau. Er fragt, welches Signal gesetzt werde, wenn nun nur noch Eigentumswohnungen entstehen. Für Kirsten Brößke (FDP) und Klaus Niederberger (CDU) muss in dem verkommenen Gebiet dringend etwas passieren. „Nun wird die eierlegende Wollmilchsau gefordert“, so Brößke. Dabei müsse man dankbar sein, dass ein Investor das so machen wolle. Und Niederberger argumentierte, dass die 116 Wohnungen teilweise auch vermietet würden. Da sollte man der Trägerin nicht noch den sozial geförderten Wohnungsbau aufdrücken.
Und die Architektur? Karin Leyhe-Schröpfer (Grüne) bezeichnete es als 08/15-Betonarchitektur. Volkmar Schmitt-Förster (Freie Wähler) wünschte sich individuellere Entwürfe. Thomas Mügge, Fachbereichsleiter Bauen bei der Stadt, hielt dagegen, dass dem Entwurf eine klare Rationalität zugrunde liege. Auf Anregung von Ralf Knittel (CDU) stimmte Häusler zu, bei der nächsten Diskussion über das Projekt den Architekten einzuladen.