Was vor knapp drei Jahren in Form des Vereins „InSi“ (das Kürzel steht für „Integration in Singen“) auf den Weg gebracht wurde, hat sich sehr gut bewährt. Im Ausschuss für Familien, Soziales und Ordnung berichtete der Vorsitzende Bernhard Grunewald über die ehrenamtliche Arbeit des Vereins, der sich um die Integration von Menschen, die nach Singen geflüchtet und eingewandert sind, kümmert. Wer auf die neu gestaltete Homepage des Vereins geht, wird mit einer grünen und blauen Hand empfangen. „Hand in Hand in Singen – Ehrenamt und Hauptamt“ – das ist die Devise. Auch wenn es derzeit nur schwer möglich ist, sich im wörtlichen Sinne die Hände zu reichen, arbeiten Ehrenamt und Hauptamt bestens zusammen, berichtet Bernhard Grunewald im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Als die große Flüchtlingswelle im Herbst 2015 auch Singen erreichte, war es dieser Helferkreis, der sich für die Menschen einsetzte. Heute kümmert sich InSi nicht nur um Geflüchtete, sondern auch um Eingewanderte, die schon lange in Singen leben. Rund 52 Prozent der Singener Bevölkerung sind irgendwann zugewandert und nun in der zweiten oder dritten Generation in Singen zuhause, berichtet Grunewald. Im Mai 2018 wurde aus dem Helferkreis Asyl daher der Verein „Integration in Singen“, kurz InSi. Heute zählt er 190 Mitglieder.
Aktuell geht es auch um Computer-Kompetenzen und Sport-Möglichkeiten
Die Themen des Vereins wandeln sich, auch hier hat die Corona-Pandemie Auswirkungen: Zurzeit überlege der Verein, ob man zusammen mit AWO und/oder Caritasverband einen Ort installieren kann, wo Menschen Kompetenzen am Computer erwerben können, so Grunewald. „Wir sehen gerade jetzt, dass viele Menschen zum Beispiel beim Lernen online abgehängt sind“, sagt er. Die Firma Buch Greuter hatte dem Verein 30 Rechner samt Monitoren sowie 1000 Euro für neue Festplatten gespendet.
Kürzlich habe man mit Sportvereinen und Bernd Walz, Leiter des Fachbereichs Bildung und Sport, gesprochen, wie man Freizeit und Bewegung in diesen Zeiten stattfinden lassen kann. „Die Corona-Pandemie zeigt uns besonders, wie eng wir miteinander verbunden sind“, sagt der Vorsitzende Bernhard Grunewald. Alle sechs Wochen trifft sich der InSi-Vorstand mit Oberbürgermeister Bernd Häusler und Bürgermeisterin Ute Seifried.
Hoffentlich sind bald wieder Sprachkurse und Nachhilfe möglich
Ein wesentlicher Punkt für den Verein ist Hilfe beim Lernen der deutschen Sprache. Grunewald hofft, dass bald wieder der Deutschunterricht mit Dietmar Vogler und seinem Team möglich ist. Auch die Nachhilfe in der Hebelschule und das Projekt „Nachhilfe von Schüler zu Schüler“ in der Robert-Gerwig-Schule sollen fortgeführt werden.

Weitere Angebote müssen momentan warten: Auch die WIR-Cafés und der interkulturelle Frauentreff sollen wieder stattfinden. Das Kürzel „WIR“ steht für Wahrnehmung, Interesse und Respekt. Beim ersten Frauentreff im September 2020 hatten sich 14 Frauen aus neun Ländern in den Räumen des Stadtseniorenrats getroffen.
Frauen sind ein Schlüssel für gelungene Integration
„Frauen übernehmen in Familien aller Nationen eine ganz wichtige Rolle als Familienmanagerin. Hier ist auch die Ebene, auf der Frauen sich solidarisieren und unterstützt werden müssen, um sich gut zu integrieren. Dann sind sie Vorreiter für die anderen Familienmitglieder und können diesbezüglich ein Schlüssel für gelungene Integration werden“, sagt Bea Gabele überzeugt. Sie kümmert sich bei InSi als dritte Vorsitzende vor allem um die Arbeit mit Frauen.

Da sie bis 2018 fast 20 Jahre in der Elternarbeit als Gesamtelternbeiratsvorsitzende der Singener Schulen tätig war, ist sie sehr gut vernetzt. „Als Ur-Singemerin und Mitstreiterin des Projekts ‚Demokratie leben!‘ in Singen hat es mich schon immer fasziniert, dass so viele Nationen in unserer Stadt leben“, sagt sie. „Somit war es fast logisch, mein soziales Engagement bei InSi fortzuführen und den Slogan ‚Singen ist bunt‘ mit Leben zu füllen.“ Der internationale Frauentreff soll möglicherweise bald digital abgehalten werden.
Sie helfen auch bei Einzelschicksalen
Sehr aktiv sind Grunewald und seine Mitstreiter auch in der Betreuung von Einzelschicksalen. Sie helfen zum Beispiel bei Härtefallanträgen, damit eine Abschiebung verhindert werden kann. Grunewald betreut aktuell drei Schützlinge. „Das ist eine spannende Arbeit und man kann individuell helfen“, sagt er.
Rund um den Verein und seine Projekte
- Der Verein „InSi“ arbeitet mit seinen ehrenamtlichen und drei hauptamtlichen Mitarbeitern Hand in Hand mit den hauptamtlichen Mitarbeitern des Integrationsbeauftragten Stefan Schlagowsky-Molkenthin zusammen. Zum 1. April übernimmt die neue Mitarbeiterin Linda Kelmendi die Bereiche interkulturelle Arbeit und Projektmanagement Integration.
- Der Vorstand von InSi besteht aus Bernhard Grunewald (Vorsitzender), Miglena Abrasheva (2. Vorsitzende bis Ende Februar 2021, derzeit vakant), Bea Gabele (3. Vorsitzende), Linda Riessmann (Schatzmeisterin), Martin Zimmermann (Schriftführer) sowie die 13 Beisitzer: Ute Seifried, Nicolas Buzak, Veronika Schäfer, Martina Kiehn, Hans Luksza, Isabella Eisenhart, Dietmar Vogler, Oguz Akbudak, Uran Bajramaj, Mona Schramm, Thomas Röder, Claus Friberg und Sebastian Röder. Beiräte sind Stefan Schlagowsky-Molkenthin, Marie-Elisa Kugabi und Manfred Hensler. Der Verein hat einen hauptamtlichen Geschäftsstellenleiter sowie zwei 450-Euro-Mitarbeiterinnen.
- Die Pläne für dieses Jahr sind zum Beispiel ein zweiter Abend der Kulturen im Herbst. Die Interkulturelle Woche, für die InSi 2020 den größten Teil der zehn Veranstaltungen organisiert hatte, findet alle zwei Jahre im Wechsel mit Konstanz statt. Mitmachen möchte InSi auch beim neuen Konzept für das Quartiersmanagement. Der Verein hat außerdem Gelder aus dem Landesprogramm „Migrantenorganisationen stärken und vernetzen“ beantragt.
- Das Spendenkonto lautet: IBAN: DE 38 6925 0035 1055 2647 64, BIC: 692 500 35, Sparkasse Hegau-Bodensee
Informationen im Internet unter www.integration-in-singen.de