Der Mode-Austausch zwischen Deutschland, Frankreich und Italien ist eröffnet – und das nicht etwa auf den Laufstegen, sondern auch auf diversen Internet Second-Hand-Börsen. Vor allem auf einer Plattform, auf der bisher meist alte Blusen und verwaschene Jeans aus den Untiefen deutscher Kleiderschränke die Hauptrolle spielten.

Mit einem Klick nach Paris, mit einem Wisch nach Rom

Seit November können Nutzer aus diesen drei Ländern Secondhand-Kleidung grenzüberschreitend beieinander kaufen und verkaufen. Die Folge? Deutsche könnten bald genauso stilvoll herumlaufen wie ihre französischen und italienischen Nachbarn – zumindest theoretisch.

Man stellt sich die Szenen vor: Eine Französin aus Marseille scrollt durch das Angebot eines Italieners aus Mailand. „Une chemise rayée!“ (Ein gestreiftes Hemd) ruft sie entzückt, während sie in Gedanken schon den passenden Aperol-Spritz dazu bestellt. Am anderen Ende klickt der Italiener auf „kaufen“ und fragt sich, ob der Pariser Mantel wirklich zu seinem Vespa-Stil passt. Diese Entwicklung dürfte nicht nur die Kleiderschränke aufmischen, sondern auch kulturelle Stereotypen befeuern. Was passiert, wenn ein Deutscher eine italienische Lederjacke ersteht? Wird er über Nacht zum Vespa-Fahrer? Und wie wirkt eine französische Baskenmütze auf dem Kopf eines Schwaben?

Wer befürchtet, sich bei internationalen Preisverhandlungen in den Tiefen einer Übersetzer-App zu verirren, kann beruhigt aufatmen. Die Plattform hat eine eigene Übersetzungsfunktion, mit der man dem „Bonjour“, „Quanto costa?“ und „Letzte Preis?“-Chaos aus dem Weg gehen kann.

Niedrige Versandkosten und Käuferschutz

Dank eines Logistik-Abkommens zwischen dem Second-Hand-Anbieter und Versanddienstleistern in den drei Ländern fallen die Versandkosten erstaunlich niedrig aus. Wer früher zögerte, weil der Versand aus Italien teurer war als das Kleidungsstück selbst, darf jetzt aufatmen: Der internationale Versand liegt meist zwischen 1,50 Euro und 4 Euro. Dabei laufen die Käufe über das Bezahlsystem des Anbieters, das auch einen Käuferschutz bietet. So bleibt genug Raum für Dolce Vita und Savoir-vivre – ohne Angst vor Betrügern und finanziellen Bauchschmerzen.

Dass der Secondhand-Anbieter Deutschland, Frankreich und Italien jetzt unter einem organisatorischen Dach vereint hat, gibt dem Ganzen zusätzlichen Schwung. Es ist fast so, als hätte man die EU in den Kleiderschrank verlegt. Statt Bürokratie gibt es stylische Schnäppchen, und statt Handelsbarrieren stehen die Türen für Mode aus ganz Europa offen.

Die große Frage bleibt: Werden wir bald Italiener in deutschen Funktionsjacken sehen? Oder Franzosen in Birkenstocks? Die Antwort darauf bleibt abzuwarten – aber eins steht fest: Mode kennt keine Grenzen mehr.