Es ist der kleinste und – nach eigener Beschreibung – schönste der sechs Singener Stadtteile: Hausen an der Aach. Die namensgebende Flussschleife wird auf der Webseite als Sehenswürdigkeit angepriesen. Nun ist sie jedoch so gerne besucht, dass Anwohner sich beklagen. Denn was als „Hausen Beach“ bekannt sei, ziehe auch viele Gäste an, die Corona-Verordnungen missachten und ihren Müll hinterlassen. So schilderte Ortsvorsteherin Claudia Ehret dem Oberbürgermeister Bernd Häusler eines von vielen Anliegen, als dieser zum Ortsteil-Spaziergang vorbeischaute.
Beim ein oder anderen Anliegen gab es nach zweieinhalb Stunden und mehr als 6000 Schritten sogar spontane Zusagen: Auf das Bushaltestellen-Häuschen in der Straße Zum Krähen soll der Ort nicht mehr lange warten müssen. OB Häusler versprach außerdem eine bessere Kommunikation: Die könnte zwischen Rathaus und Stadtteil offener und transparenter sein, wie er einräumte. „Wir sind dran, das zu verbessern und zu intensivieren.“

Mehr Raum für die Nachbarschaftshilfe
Der Bürgerverein Hausen für Hausen leistet auch in Beuren, Friedingen und Schlatt Nachbarschaftshilfe. Einige der Helfer sind auch in der Singener Nordstadt gefragt – dort gibt es die meisten Anfragen, aber kaum Helfer, wie Ehret erklärte: „Irgendwann wird es so kommen, dass wir Einsätze ablehnen müssen.“ Die Stadt könne die Organisation solcher Einsätze erleichtern: „Ein eigenes Büro ist dringendst notwendig, am besten gestern“, betonte Ehret in Doppelfunktion für den Verein und den Ort. Denn bisher arbeite sie vom Alten Rathaus aus, wo sie die sensiblen Unterlagen nicht liegen lassen könne. „Da müssen wir eine Lösung finden“, stimmte OB Häusler zu.
Hausen wünscht sich den großen Wurf: Eine Umgehungsstraße soll entlasten
In Hausen kann man zwar am frühen Abend problemlos über die Ortsstraße laufen, doch auch der kleinste Stadtteil wünscht sich weniger Verkehr. Schon jetzt würden zwischen 1200 (Dorfstraße), 1600 (Auf dem Bohl) und 6000 (Zur Dornermühle) Autos durchfahren, sagte Ehret. Das sei für Hausen viel und würde künftig noch mehr werden. Das sagte Claudia Ehret auch mit Blick auf das geplante Baugebiet „Im Sulz 2“: „Wir wünschen uns, dass das anders erschlossen wird.“ Ziel sei eine Umgehungsstraße.
Auch Geschwindigkeiten sind ein Thema: „Die geben Gas wie blöd“, klagte Anwohner Manfred Brockhaus. „Es ist eine Zumutung“, stimmte der Hausener Norbert Baur zu. Laut OB Bernd Häusler könne man über eine Umgehungsstraße sprechen. Claudia Ehret bekräftigt: „Jetzt wollen wir den großen Wurf und gucken, wie die Unterstützung ist.“
Einige ignorieren, dass sie im Naturschutzgebiet nicht feiern dürfen
„Hausen Beach“ soll nicht schöner werden, denn das sei der Uferbereich ja schon, sondern sicherer, forderte Claudia Ehret. Achtmal habe sie 2020 die Polizei rufen müssen – doch die habe den Ort teilweise gar nicht gefunden. Und wenn sie selbst mit Menschen spreche, die dort illegal feiern, werde sie viel zu oft zurückgewiesen: Es gebe ja kein Schild, das darauf hinweise, dass man im Naturschutzgebiet kein Feuer machen darf. So eine Beschilderung habe der Gemeinderat leider abgelehnt.
Dieses Thema begleitet den OB schon seit über 20 Jahren
Sowohl der Ausbau der Straße Junkerreute als auch des gleichnamigen Gewerbegebiets selbst liege seit Jahren auf Eis. „Wenn wir unser Gewerbegebiet erweitern würden, werden sie uns die Flächen aus den Händen reißen“, ist Ortsvorsteherin Claudia Ehret überzeugt. Die Flächen gehören der Stadt, doch die hatte noch kein Geld für die Planung: 2020 sei das Budget Corona-bedingt wieder aus dem Haushalt gestrichen worden. Ein wunder Punkt für den OB, denn das Thema Junkerreute werde schon seit 20 Jahren immer wieder aufgeschoben: „Wenn ich wieder gewählt werde, möchte ich es nicht mehr lange hören.“
Nur Geschosswohnungen? Bitte nicht in Hausen an der Aach
Wohnen wird in den nächsten Jahren ein großes Thema werden, denn das Baugebiet „Im Sulz 2“ kündigt sich an. Noch sei man am Beginn der Planung, erklärt Claudia Ehret, nachdem das vor acht Jahren geschaffene Baugebiet „Im Sulz“ bebaut sei. Nun warte man auf die Ergebnisse von Gutachten, um Hausen an der Aach im westlichen Oberdorf zu erweitern. Häusler betonte, dass es gerade in den Ortsteilen auch wichtig sei, Einfamilienhäuser zu bauen und nicht nur Geschosswohnungen.

Doppelt Lärm und fehlende Toiletten: Sportplatz zeigt drei Probleme
Am Sportplatz zeigten sich drei Themen der Hausener: Dort würden regelmäßig Partys gefeiert, kritisierte die Ortsvorsteherin. Da sagte OB Häusler zu, dass der kommunale Ordnungsdienst mal vorbeischauen könne.
Außerdem zeigte sich die Lärmbelästigung von anderer Stelle: In Hausen hört man die nahe Autobahn. Eine dortige Geschwindigkeits-Begrenzung würde helfen, fanden die Anwohner. „Man wird von oben nicht ernst genommen“, erwiderte der erneut kandidierende Oberbürgermeister. Er könne sich gut ein Tempolimit bis zum Hohentwiel-Tunnel vorstellen, doch auf seine Schreiben ans Bundesverkehrsministerium habe er nur eine wenig aufschlussreiche Antwort erhalten.
Schneller voran gehen soll der Bau einer Toilettenanlage in der Eichenhalle – aber nicht an der langen Seite der Halle, wie von der Stadt vorgeschlagen, sondern an der kurzen Seite, wie Ehret anmerkte.

Was sich bereits getan hat, beschreibt Claudia Ehret auf Nachfrage. So sei vor zehn Jahren beispielsweise sei der Lindenplatz erneuert worden: „Die Dorfmitte ist richtig schick gemacht worden“, sagt sie. Zuletzt stand auch eine Feuertreppe für die Kindergarten-Kinder an, diese kostet laut OB Häusler rund 100.000 Euro.
„Jetzt ist die Zeit gekommen, dass Hausen aufholen muss“
Doch jetzt stünden neue, womöglich größere Projekte in Hausen an: Neben Neubau- und Gewerbegebiet müssten auch die Straßen Junkerreute und Aachweg ertüchtigt werden, so Ehret. In den vergangenen Jahren sei der Ort immer solidarisch mit den Nachbargemeinden gewesen, wenn dort größere Projekte angestanden haben. Aber: „Jetzt ist die Zeit gekommen, dass Hausen aufholen muss.“

Das sagt der Gegenkandidat
Helmut Happe tritt ebenfalls zur OB-Wahl am 11. Juli an. Hausen an der Aach ist laut seiner Aussage ein wunderschönen Teilort, welcher im Grunde einem Naherholungsgebiet für Bürger aus Singen Stadt gleichkommt. Gern erinnere er sich an die Spaziergänge zum 1. Mai in seiner Jugend.
Was möchten Sie in den nächsten acht Jahren in Hausen an der Aach verändern und bewegen, falls Sie gewählt werden?
Ihre Fragestellungen zielt meiner Ansicht nach in eine falsche Richtung! Was, wann, wie oder wo in Hausen an der Aach etwas umgesetzt werden sollte oder auch nicht, würde ich gern die Menschen entscheiden lassen, die es betrifft. „Vor Ort Expertise“ ist gefragt. Dafür haben wir unter anderem einen Hausener Ortsvorstand. Dieser wäre konsequenter Weise meine erste Anlaufstelle für sämtliche ortsbezogenen Anliegen. Keine noch so gut gemeinte Gemeinderatsentscheidung kann eine gelebte Ortserfahrung ersetzen. Ein Gemeinderat oder Oberbürgermeister sollte sich dieser grundlegenden Tatsache bewusst sein und entsprechend agieren.
Braucht Hausen an der Aach in Ihren Augen mehr Gewerbefläche? Und was sagen Sie dazu, dass sich viele Bürger weniger Verkehr und in manchen Teilen eine Umgehungsstraße wünschen?
Mehr Gewerbefläche bedeutet in meinen Augen unter Umständen mehr Verkehr und Lärmbelästigung. Daher macht eine geplante Umgehung im ersten Moment wohl Sinn.