Wer ins Singener Krankenhaus muss, muss sich ab Montag, 13. November, auf neue Wege einstellen. Denn an diesem Tag schließt der bisherige Haupteingang des Krankenhauses am Rondell. Die allermeisten Patienten und Besucher müssen ab diesem Zeitpunkt durch das frühere Café Lichtblick ins Gebäude gehen. Dort ist schon kräftig gebaut worden, wie bei einem Pressetermin vor Ort deutlich wurde. Denn der Haupteingang eines Krankenhauses ist nicht nur eine schlichte Tür. Es ist eine Menge Infrastruktur damit verbunden, denn dort werden beispielsweise Patienten aufgenommen und Besucher erhalten Informationen.
Im Hintergrund der Verlegung steht, dass im Bereich hinter dem jetzigen Haupteingang eine neue Notaufnahmestation gebaut wird. 7,5 Millionen Euro investiert der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) laut Rebecca Sellmann, kaufmännische Direktorin des Singener Krankenhauses, für die Bauarbeiten – für zehn Patientenbetten, für die allerdings einiges umgebaut werden muss.
Räume für den künftigen Übergangs-Haupteingang sind im früheren Café Lichtblick bereits eingebaut, der Rest der Ausstattung folgt noch bis zur Umstellung der Eingänge – samt neuer Beschilderung, wie Sellmann bei dem Termin erläuterte. Denn wer ins Krankenhaus kommt, soll dort natürlich auch seinen Weg finden.
Der Zugang liegt dann zwischen Altbau und dem Gelbem Haus, das von vorne gesehen links des Altbaus liegt. Dort könne man einfach ebenerdig eintreten, sagte Günter Giesen, Abteilungsleiter Aufnahme des Krankenhauses. Für planbare Eingriffe gebe es dort zwei abgetrennte Aufnahmeplätze, zeigte Giesen. Auch die Anmeldung für das Zentrum für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, für die Praxis für Radiologie Hegau-Bodensee und die Zentrale Notaufnahme (ZNA) werde dort eingerichtet, teilt der GLKN mit. Vom neuen Ort kommt man auch ebenerdig in die ZNA-Räume, die bestehen bleiben. Die Wegeführung sei allerdings eine Herausforderung, so Giesen. Der Zugang in die anderen Bereiche des Krankenhauses führe über ein Treppenhaus mit Aufzug im Gelben Haus.
So kommt man künftig ins Krankenhaus
Hintergrund der Verlegung des Haupteingangs ist ein großes Bauprojekt an anderer Stelle des Gebäudekomplexes. Im denkmalgeschützten Hauptbau richtet der GLKN , zu dem das Singener Haus gehört, eine Notaufnahmestation ein, neudeutsch Decision Unit genannt. Diese gehört dann zur ZNA, wie Sellmann sagt. Dort können beispielsweise Patienten untergebracht werden, die nach einer Behandlung in der ZNA überwacht werden müssen, bei denen sich die Abklärung ihrer gesundheitlichen Beschwerden hinzieht oder bei denen nicht direkt klar wird, welche Fachabteilung des Krankenhauses sie weiterbehandelt, erklärt Volker Steinecke, Chefarzt der ZNA.
Die Bauarbeiten für die Notaufnahmestation finden im Bereich hinter dem jetzigen Haupteingang statt, der laut Architekt Gordon Kunze als Baustelleneingang gebraucht werde. Eine solche Einrichtung mit sechs Betten gebe es bereits, sagt Sellmann. Nach dem Umbau soll die Notaufnahmestation aber zehn Betten haben, die „ideale Größe“, so die kaufmännische Direktorin. Nach zwei Jahren sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die bisherige Notaufnahmestation gebe es, seit der GLKN-Standort in Radolfzell geschlossen wurde, sagte GLKN-Sprecherin Andrea Jagode am Rande des Termins. Das Personal sei von Radolfzell nach Singen gewechselt.
Projekt ist trotz möglichen Neubaus wichtig
Warum wird ein so langwieriger Umbau in Angriff genommen, wenn es eine Notaufnahmestation schon gibt? Die Einrichtung einer Notaufnahmestation gehe auf einen Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses zur gestuften Notfallversorgung aus dem Jahr 2018 zurück, wie Chefarzt Volker Steinecke erklärte. Gewünscht sei dabei, dass die Station in unmittelbarer Nähe zur ZNA liege. Doch derzeit lägen zwei Stockwerke zwischen den beiden Teilen der Notaufnahme, das Personal sei verteilt. Kürzere Wege seien jedoch immer besser für die Behandlungen und die Abläufe.

Mit der neuen Notaufnahmestation könnten ZNA und Station auch Personal austauschen. Dabei wolle man aber auch die jetzige Zusammensetzung der Teams berücksichtigen, die sich mit ihren Aufgaben wohlfühlten, sagte Bettina Hock, kommissarische Pflegedienstleitung am Singener Krankenhaus.
Für die gesamte Baumaßnahme inklusive dem verlegten Haupteingang rechnet der GLKN laut Sellmann mit etwa 7,5 Millionen Euro Investitionssumme. Dass die Umsetzung erst jetzt erfolgt, erklärte sie damit, dass der Umbau sehr komplex sei – und auch noch die Corona-Pandemie dazwischen gekommen sei. Das Geld wird nun ausgegeben, obwohl ein Neubau geplant ist, der das Singener Krankenhaus und den geschlossenen Standort Radolfzell ersetzen soll.
Andreas Trotter, Ärztlicher Direktor des Singener Krankenhauses, begründete das so: „Es ist gut, dass gebaut wird. Wir wollen den hohen Standard halten.“ Die Patienten sollen auch in den nächsten zehn plus x Jahren entsprechend versorgt werden. Damit bezieht sich Trotter auf die Zeit, die nach derzeitigen Erwartungen mindestens vergehen dürfte, bis ein möglicher Neubau in Betrieb gehen kann.
Umfangreiche Bauarbeiten im denkmalgeschützten Bestand
Im Hauptgebäude des Krankenhauses von 1929 sei bereits viel an- und umgebaut worden, erklärte Architekt Kunze. In dem jetzt ins Auge gefassten Bereich brauche es einen völlig anderen Grundriss als den bestehenden. Außerdem brauche die neue Notaufnahmestation vollkommen andere Technik und Leitungen als der Radiologie-Bereich, der an dieser Stelle früher war. Auch der Brandschutz sei nur im Untergeschoss des Bereichs bereits fertig. „Das Gebäude wird komplett entkernt“, so Kunze. Viele Vorbereitungen seien aber schon im laufenden Betrieb erledigt worden, Schadstoffe seien beispielsweise beseitigt.
Für den Ärztlichen Direktor Andreas Trotter ist der große Aufwand allein für diesen Bereich noch ein Zeichen für etwas anderes: „Ein Neubau ist der völlig richtige Weg.“ Angesichts der kommenden Baustelle könne man sich vorstellen, welch einen Aufwand eine Kernsanierung des gesamten Bestandes nach sich ziehen würde – und zwar für Patienten, Besucher und Mitarbeiter, wie Trotter und Sellmann anmerkten. Bis die Notaufnahmestation so aussieht, wie die Verantwortlichen sich das wünschen, muss man sich also an viel Neues gewöhnen.