Sie ist an vielen Orten der Republik eine Dauerbaustelle: die Gesundheitsversorgung. Nun wollen die Stadt Singen und die Gemeinden Gottmadingen und Gailingen für die Region den nächsten Schritt selbst in die Hand nehmen und Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in kommunaler Trägerschaft gründen. Denn die Zahl an Hausärzten ist schon zuletzt zurückgegangen, und sie dürfte weiter sinken. Die Pläne der Kommunen sehen vor, dass die Stadt Singen ein MVZ einrichtet, während die Gemeinden Gottmadingen und Gailingen gemeinsam ein eigenes MVZ gründen.

Das Medizinische Versorgungszentrum in Engen – hier ein Archivbild. Es ist im früheren Engener Krankenhaus untergebracht und wird ...
Das Medizinische Versorgungszentrum in Engen – hier ein Archivbild. Es ist im früheren Engener Krankenhaus untergebracht und wird vom Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) betrieben. | Bild: Kerle, Helene

Dies haben Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler, der Gottmadinger Bürgermeister Michael Klinger und sein Gailinger Amtskollege Thomas Auer bei einem gemeinsamen Pressegespräch öffentlich gemacht. Die Pläne stehen allerdings unter dem Vorbehalt, dass die Gemeinderäte zustimmen.

Die beiden Gremien in Singen und Gottmadingen haben diese bereits in ihren Sitzungen am Dienstag, 24. Oktober, getan. In Gailingen werde der Rat erst im November entscheiden, sagte Auer bei dem Pressegespräch. Beide Zentren sollen ausdrücklich in der Hand der Kommunen bleiben, Geld von Privatinvestoren soll nicht ins Spiel kommen – denn es gehe darum, die Versorgung zu verbessern, nicht darum, Profite zu machen, betonen die drei Bürgermeister einhellig.

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Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Singener Gemeinderats habe die Gründung eines MVZ bereits in nicht-öffentlicher Sitzung einstimmig empfohlen, erklärte Häusler. Nicht-öffentlich, weil Interessen von Ärzten berührt sind, die im geplanten MVZ mitarbeiten wollen. Auch in Gottmadingen sei das Thema vorbesprochen, so Michael Klinger.

In Singen hatte der Gemeinderat im Juli 2022 eine Willenserklärung für ein MVZ abgegeben. Daraufhin wollte die Stadtverwaltung auf die niedergelassenen Ärzte der einschlägigen Fachrichtungen zugehen, um das Interesse abzufragen. Dies sei nun geschehen, erklärte OB Häusler. Nirgends sei man auf Widerstand gestoßen, etwa weil die Stadt nun in einem eigentlich privatwirtschaftlich organisierten Bereich mitmischen wolle.

Zwölf Hausärzte könnten sich noch niederlassen

Der Grund ist einfach: Im Mittelbereich Singen seien nur 93 Prozent der Hausarztsitze besetzt, die laut der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vorgesehen sind, sagte Häusler. Zum Mittelbereich Singen gehören laut dem Landesentwicklungsplan die Gemeinden Rielasingen-Worblingen, Steißlingen, Volkertshausen, Engen, Aach, Mühlhausen-Ehingen, Gottmadingen, Büsingen, Gailingen, Hilzingen und Tengen.

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Michael Klinger hatte noch eine Zahl parat. Zwölf Hausärzte können sich im Mittelbereich Singen noch niederlassen, rechnete er vor. Um die Versorgung der Menschen zu sichern, die teilweise schon jetzt lange auf einen Arzttermin warten, wollen die drei Gemeinden nun handeln. Man gründe daher kommunale Tochtergesellschaften für etwas, was bislang privat geregelt war, strich Klinger heraus.

Selbst Gesundheitsanbieter zu werden, sei auch in Gailingen immer realistischer geworden, sagte Bürgermeister Auer bei dem Termin – auch wenn die Herausforderung in seiner Gemeinde mit derzeit zwei Hausarztpraxen noch nicht so groß gewesen sei. „Aber die Zeit läuft“, so Auer, auch in Gailingen werde man sich einmal um die Nachfolge kümmern müssen.

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Singen geht mit drei Ärzten an den Start

Die drei Gemeinden haben jeweils dasselbe Planungsbüro beauftragt, wie die drei Bürgermeister erklärten, und die Vorbereitung praktisch „im Konvoi“ (Häusler) erledigt. Der Start soll in Singen mit drei Ärzten erfolgen, die bereits Absichtserklärungen abgegeben hätten, so Häusler. Deren Namen könne er allerdings erst öffentlich machen, wenn die Verträge unterschrieben sind. Die Ärzte wollen laut der Vorlage für die Gemeinderatssitzung jeweils ihre Kassenarztsitze in das geplante MVZ einbringen.

Vorerst soll das Singener MVZ zwei Standorte haben, einen in der Südstadt und einen in der Oststadt. Auch Gottmadingen und Gailingen wollen für ihr gemeinsames MVZ auf bestehende Räume zurückgreifen, sagten Klinger und Auer. Für den Beginn soll dort ein Standort mit je einem Arzt in jeder Gemeinde sein.

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Ein Zuwachs an Hausärzten ergibt sich daraus noch nicht unmittelbar. Doch die drei Bürgermeister hoffen darauf, dass sich weitere Ärzte finden, wenn die medizinischen Versorgungszentren im kommenden Jahr erst einmal erfolgreich angelaufen sind. Und Häusler weist auf ein weiteres Personalthema hin. Schließlich sind nicht nur Ärzte, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie Medizinische Fachangestellte für den Betrieb einer Praxis notwendig.