Das Problem der Wohnungsnot ist mindestens so alt, wie es die Menschen in die Städte zog. Aber auf abstruse Ideen, Raum zu Wohnraum zu machen, kommen Menschen bis heute. Märchenhaft ist das meist nicht. Doch dem französischen Autor Roland Topor gelingt das Kunststück, daraus ein Märchen z umachen. „Ein Winter unterm Tisch“ lautet der Titel der nächsten Premiere, die das Färbe-Ensemble in der Basilika unter der Regie von Marcus Calvin inszeniert. „Das Stück ist wunderbar geschrieben, jetzt müssen wir es nur noch auf die Bühne kriegen“, sagt Calvin.

Drei SÜDKURIER-Leser bekommen samt Begleitung die Gelegenheit, das Stück schon vor der Premiere bei einer Generalprobe am Donnerstag, 10. April, zu sehen – inklusive einer anschließenden Führung durch die Räume der Basilika mit Färbe-Chefin Cornelia Hentschel.

Färbe-Chefin Cornelia Hentschel ist schon sehr gespannt, auf die Singener Inszenierung des viel gespielten Stücks.
Färbe-Chefin Cornelia Hentschel ist schon sehr gespannt, auf die Singener Inszenierung des viel gespielten Stücks. | Bild: Kopitzki, Siegmund

Die Vorbereitung für die nächste Premiere läuft, der Bühnenbau ist in vollem Gange und noch vor Ostern soll die Inszenierung komplett sein. „Es erwartet das Publikum eine märchenhafte, romantisch-verzauberte Komödie mit herzhaftem Humor“, kündigt Hentschel an. Regie führt Marcus Calvin, der vergangenes Jahr in der Färbe mit seiner Inszenierung des Stücks „Aufguss“ als Regisseur debütierte und damit zahlreiche Besucher begeisterte. „Der arrivierteTheater- und Film-Schauspieler hatte sich in Singen bereits als Protagonist der beiden Molière-Aufführungen im Färbegarten und mit seiner Darstellung des Sigmund Freud im Stück ‚Der Trafikant‘ in die Herzen der Zuschauer gespielt“, sagt Cornelia Hentschel.

Auch das kommende Werk hat das Zeug zum Erfolg. „Ich habe die Welturaufführung in Mannheim erlebt“, berichtet Calvin. Damals hat der dem Färbe-Publikum durchaus auch bekannte Theater-Mann Andreas von Studnitz das Stück Mitte der 1990er-Jahre auf die Bühne gebracht.

Humor und Absurdität liefert der französische Dramatiker, Schauspieler, Illustrator und Bühnenbildner Roland Topor in seinem Stück reichlich. Feinfühlig spielt er mit den bis heute aktuellem Themen Asyl und Einwandererschicksalen. In Frankreich hatte er zunächst kein Theater für seine gefühlvolle Geschichte gefunden.

Färbe-Regisseur Andreas von Studnitz hat die Welturaufführung in den 1990er-Jahren in Mannheim inszeniert.
Färbe-Regisseur Andreas von Studnitz hat die Welturaufführung in den 1990er-Jahren in Mannheim inszeniert. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Es geht um einen sprichwörtlichen Untermieter

Hat Calvin sein Publikum zuletzt mit der Aufguss-Inszenierung zwischen Sauna und Dampfbad platziert, setzt er die Zuschauer in der Basilika nun haarscharf unter die Tischkante. Dort lebt Nikkel Schüler als Dragomir und sprichwörtlicher Untermieter unter dem Tisch der attraktiven Übersetzerin Florence, gespielt von Magdalena Herzberg, die bereits bei ihrem Start im Färbe-Ensemble unter der Regie von Calvin debütierte. Der Tisch wird zum Zentrum und die Basilika völlig neu sortiert. Die Besucher dürfen auf ein besonderes Schauspiel gespannt sein.

Seit Marcus Calvin die Welturaufführung gesehen hat, spielt er mit dem Gedanken, das Stück selbst zu inszenieren.
Seit Marcus Calvin die Welturaufführung gesehen hat, spielt er mit dem Gedanken, das Stück selbst zu inszenieren. | Bild: Biehler, Matthias

Marcus Calvin hat reichlich Erfahrung als Schauspieler, als Regisseur erweitert er seine Perspektive. Er hat an der University of Maryland in den Vereinigten Staaten Politik, Geschichte, Schauspiel und Regie studiert und danach die Otto-Falckenberg-Schule in München besucht. Immer wieder ist er auch in Film und Fernsehen zu sehen vom Tatort bis zu den Fallers. Feste Engagements hatte er in Heidelberg, Kassel, Mannheim, Stuttgart, München und Düsseldorf. Inzwischen arbeitet er als freischaffender Schauspieler, Lehrer und Dozent.

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Den besonderen Reiz der Basilika sieht Calvin als Herausforderung. Da sei einerseits die einzigartige Architektur und andererseits die Nähe zum Publikum. In den kommenden Tagen wird weiter aufgebaut und geprobt, damit zur Generalprobe am Donnerstag, 10. April, alles passt. Die Premiere ist am Tag darauf: Freitag, 11. April. Es spielen neben Schüler und Herzberg auch Julius Barner, Elmar F. Kühling und Carla Striewe.