Eigentlich war alles organisiert dafür, dass das Burgfest auf dem Hohentwiel nach mehreren Ausfällen wieder stattfinden kann. Eigentlich: Denn nun haben logistische Probleme das Programm kurz vor dem Start am Sonntag, 17. Juli, gehörig durcheinander gewirbelt. „Da sich neue Herausforderungen bezüglich der Transportwege auf die obere Festung des Hohentwiels ergeben haben, mussten wir das Programm umstellen“, schildert Oberbürgermeister Bernd Häusler im Rahmen einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.
Was der Singener Rathauschef damit sagen möchte: Die Spielstätten werden sich beim Burgfest auf die untere Festung reduzieren. „Die obere Festung wird zwar für Besucher frei zugänglich sein, doch es findet dort kein Programm statt“, so Häusler weiter. Das hat auch Folgen für die mögliche Zahl der Besucher: Statt 6000 bis 7000 dürfen nur noch 3500 zeitgleich auf der Festung sein.
Und das sind die Gründe für die Änderung
Die logistischen Herausforderungen seien laut OB Bernd Häusler bei den Brücken auf den Hohentwiel zu finden. Drei von vier seien nämlich nicht mehr in der Lage, die Allradfahrzeuge und das sich darauf befindliche Material zu tragen. „Das ist richtig viel Gewicht, was wir auf den Hohentwiel schaffen, und dafür sind die Brücken nicht mehr ausgelegt“, betont Häusler.
Doch wie kam es zu dieser Erkenntnis? Laut Roland Frank, der als Geschäftsführer von Kultur und Tagung in Singen (KTS) für das Burgfest verantwortlich ist, hänge dies mit den jüngsten Steinschlägen auf dem Hohentwiel zusammen. „Kürzlich fand auf dem Hohentwiel eine statische Überprüfung statt. Dabei kam heraus, dass die Brücken nur noch mit einem stark reduzierten Gesamtgewicht und speziellen Verstärkungen befahrbar ist“, sagt er. Lediglich die unterste Brücke könne noch eine Traglast von 7,5 Tonnen vorweisen, schildert Markus Brodbeck von der KTS. „Die anderen drei Brücken sind nur mit 3,5 Tonnen belastbar“, so Brodbeck weiter.
Das Problem: Die schweren Allradfahrzeuge, die das Material auf den Hohentwiel bringen, haben schon ohne Beladung ein Eigengewicht von 3,1 Tonnen.

Und: Für das Burgfest müssen alleine 40 Tonnen an Material auf die obere Festung transportiert werden. „Wir haben die Maßgabe zur Prüfung der Brücken erst im Frühjahr erhalten und mussten jetzt sehr spontan reagieren“, schildert OB Häusler.
Sogar ein Hubschrauber wurde geprüft
Markus Brodbeck und seine Team von der KTS haben in den vergangenen Tagen und Wochen viel getestet. Zusammen mit einem Spezialtransportbetrieb seien Alternativen wie kleinere und leichtere Fahrzeuge oder Raupenfahrzeuge geprüft worden. Alles ohne Erfolg.

„Ein sicherer Transport der umfangreichen Lasten zur oberen Festung ist so einfach nicht möglich“, fasst Roland Frank zusammen. Die einzige realisierbare Lösung sei der Transport mit Hubschraubern gewesen. Doch davon habe die Stadt laut OB Häusler aus Umweltschutzgründen und mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit Abstand genommen.
Was sich nun konkret ändert:
Aus diesem Grund wird das Burgfest in diesem Jahr abgeändert. Es findet nun ausschließlich auf der Karlsbastion und der unteren Festung statt. Die obere Festung sei laut Roland Frank zwar für Besucher zugänglich, aber es gebe dort weder Programm, noch Bewirtung und auch keine sanitären Anlagen. „Wir haben unten Bereiche gefunden, die sehr schön sind und die wir bisher noch nicht genutzt haben“, sagt er.
Damit die Besucher sich zurecht finden, werde diese neuen Flächen auch die Namen der Standorte auf der oberen Festung tragen. „Zusammengefasst heißt dies: Das Burgfest findet in diesem Jahr endlich wieder statt, nur ein bisschen kleiner. Aber mit dem gleichen Programm wie sonst“, betont Frank. Für die Vereine habe das keine Konsequenzen, es ändert sich nur der Standort.
Nur noch 3500 Besucher erlaubt
Ein Aber bleibt: Denn die Änderung im Programm ist nicht der einzige Wermutstropfen, den die Singener und Hegauer bei der Rückkehr des Burgfestes schlucken müssen. So wird die Besucherzahl beim Burgfest in diesem Jahr auf 3500 Menschen, die sich zeitgleich auf dem Areal befinden, begrenzt. Das habe laut OB Bernd Häusler sicherheitstechnische Gründe, sollte der Singener Hausberg im Ernstfall evakuiert werden müssen.

„Das ist alles wirklich nicht glücklich, aber wir haben alles versucht, dass das Burgfest nicht noch einmal abgesagt werden muss“, so Häusler. In den Vorjahren seien laut Markus Brodbeck von der KTS zwischen 6000 bis 7000 Besucher über den Tag verteilt auf dem Burgfest. Besucher müssten deshalb beim Eintritt mit Wartezeiten rechnen.
Wie geht es nun weiter?
Die Verantwortlichen der Stadt und von KTS gehen aktuell davon aus, dass das Burgfest auch im kommenden Jahr stattfinden wird. Wie und in welchem Umfang und ob dann auch die obere Festung wieder nutzbar sein werde, stehe derzeit aber noch nicht fest. „Wir sind nicht Herr des Verfahrens, das ist beim Hohentwiel das Land“, betont Häusler.
Der Singener Rathauschef sei nun erst einmal froh, dass das Burgfest dieses Jahr stattfinden könne. „Alle wollen das Burgfest, auch wir. Deshalb freuen wir uns jetzt darauf, auch wenn wir mit den Beschränkungen leben müssen“, so Häusler weiter.