Keine Frage: Dass Bernd Häusler so breite Unterstützung im Singener Gemeinderat genießt, gehört zu seiner Leistung in der Politik. Denn das Gremium ist nicht dafür bekannt, diskussionsfaul zu sein oder Vorschläge der Verwaltung immer nur abzunicken. Dass sich Unzufriedenheit aus dem Blickwinkel der Fraktionsvorsitzenden auf Details bezieht, lässt auf ein ausgeprägtes Kommunikationstalent beim Verwaltungschef schließen, auf einen Politikstil, der alle einbinden und alle mitnehmen kann – und das nach einem harten Wahlkampf vor acht Jahren. Dass sich in dieser Zeit in Singen auch noch viel bewegt hat, kann jeder sehen, der mit offenen Augen durch die Stadt geht.
Doch ganz gleich, welche Wertschätzung und Sympathie ein Amtsinhaber genießt, es drängt sich auch immer eine prinzipielle Frage auf: Demokratie lebt vom Wettstreit der Ideen. Wann, wenn nicht bei einer Wahl, sollte dieser Wettstreit stattfinden? Und wie sollte er stattfinden, wenn nicht über eine Auswahl aus verschiedenen Kandidaten, die idealerweise auch noch verschiedene Ideen und Vorstellungen mitbringen? Ohne diesen Wettstreit gibt es auch wenig Anreiz, Vorstellungen zu schärfen, Ideen zu präzisieren.
Und für die Wähler ergäbe es dann auch keinen Unterschied, ob sie abstimmen oder nicht – ein fatales Signal. Wenn sich in einer großen Stadt wie Singen kein Gegenkandidat zum Amtsinhaber fände, wäre das einerseits dessen Stärke geschuldet, andererseits für die Demokratie sicher nicht förderlich. Und: Nicht zuletzt ist es die beständige Rede von der Alternativlosigkeit, die zu Politikverdrossenheit führt.