Singen/Hegau – Eine Umfrage in den Städten und Gemeinden im Hegau zeigt, dass die Kommunen vor allem in den Kernorten gut versorgt sind. Aufholbedarf besteht in einigen Ortsteilen und Randbereichen der Gemeinden. Singen steht als größte Stadt im Hegau beim Thema schnelles Internet gut da. Weil es viele potentielle Abnehmer gibt, lohnt sich ein Ausbau für die Unternehmen, die dann auch die Kosten tragen. Gerade ist die Lila Connect GmbH in Singen dabei, den Bedarf abzufragen. Gerade in den Ortsteilen gibt es noch Lücken in der Versorgung. Rielasingen-Worblingen ist als kompakte Gemeinde mit wenig außerhalb liegenden Ortsteilen nach eigenen Angaben gut versorgt.

So sieht es in Singen aus

Die Versorgungslage in Singens Kernstadt ist laut Wirtschaftsförderer Oliver Rahn recht gut. Dies gehe aus einem 2021 durchgeführten und im Gemeinderat vorgestellten Markterkundungsverfahren hervor. Es besteht weitgehend flächendeckend Vectoring, mit bis zu 100 Mbits/s (Megabits pro Sekunde), und HFC, Kabelanschlüsse mit bis zu 1000 Mbit/s. Problematisch sei die Situation in einigen Ortsteilen, insbesondere in Teilen von Bohlingen und Hausen, wo mancherorts keine 30 Mbit/s erreicht würden. Im Gewerbegebiet habe die Thüga in den vergangenen Jahren fast flächendeckend Glasfaser ausgebaut.

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Ziel sei es, möglichst im gesamten Stadtgebiet reine Glasfaser zu haben. Das bedeute Bandbreiten bis zu einem GBit/s, da nur diese zukunftsfähig seien und unbegrenzte Bandbreite böten. Vorhandene Lücken in der Versorgung seien in den vergangenen Jahren von den Anbietern selbst und auch mit Fördermitteln geschlossen worden. Aktuell gehe die Vorvermarktungsphase der Lila Connect GmbH in die nächste Runde. Diese hat erklärt, im Stadtgebiet und den Ortsteilen Glasfaser auszubauen, sofern eine Vorvermarktungsquote von mindestens 40 Prozent der Haushalte erreicht werde. Sollte dies klappen, würde das Unternehmen einen Eigenausbau durchführen, der ohne öffentliche Gelder auskommt.

Verträge werden geprüft

Lila Connect hat nach eigenen Angaben bis Oktober 2021 die Einwohner von Singen Nord, Beuren, Hausen und Schlatt zu ihrem Interesse an einem Anschluss befragt. Die Vertragseingänge würden laut einer Pressemitteilung derzeit geprüft. Nun folge ab 7. Mai eine Befragung im südlichen Stadtgebiet und den angrenzenden Ortsteilen. Wenn sich innerhalb von drei Monaten 40 Prozent für einen Anschluss entscheiden würden, will das Unternehmen das Glasfasernetz bauen.

Hohe Tiefbaukosten

Sollte dieses Vorhaben scheitern, käme laut dem Wirtschaftsförderer Rahn ein geförderter Ausbau in Betracht. „Dabei müssen zehn Prozent der Ausbaukosten von der Stadt getragen werden, was bei den hohen Tiefbaukosten schnell teuer werden kann“, berichtet Rahn. Um den Ausbau voranzutreiben, stehe die Stadt im Austausch mit den Anbietern und hat 2017 und 2021 Markterkundungsverfahren durchgeführt, um einen Überblick über den Ausbaustand und Pläne der Anbieter zu erhalten. 2019 führte die Stadt eine Haushaltsbefragung in Bohlingen durch und bekam vom Bund eine Beratungsförderung bewilligt. Außerdem wurde eine Infrastrukturgesellschaft zwischen Stadtwerken und Thüga Energie gegründet.

Singens Wirtschaftsförderer Oliver Rahn.
Singens Wirtschaftsförderer Oliver Rahn. | Bild: Arndt, Isabelle

Die Förderung von Bund und Land betrage 90 Prozent. Es seien also zehn Prozent Eigenanteil zu finanzieren. Die Förderung sei komplex und langwierig. „Daher ist aus unserer Sicht dem ungeförderten Eigenausbau des Marktes immer Vorrang zu geben“, so Rahn. Allerdings biete dieser weniger Steuerungsmöglichkeiten für die Stadt. Bei einem geförderten Ausbau könne das Ausbaugebiet relativ frei festgelegt werden. Die Fördertöpfe bei Bund und Land seien prall gefüllt, würden aber nur teilweise ausgeschöpft. Dies dürfte am komplizierten und langwierigen Verfahren liegen, das viele Kommunen abschreckt, vermutet der Wirtschaftsförderer.

Bürger scheuen Anschlusskosten

„Als Hemmschuh für einen schnelleren Ausbau könnten aus Sicht der Stadt die hohen Tiefbaukosten genannt werden“, erklärt Rahn. Auch seien viele Menschen sensibel in Bezug auf die Kosten für den Hausanschluss und einen Internetanschluss. Die Anbieter benötigten aber eine gewisse Sicherheit für ihre Investition. Dies würde meist über Vorverträge gewährleistet. Aktuell scheine viel Kapital im Markt zu stecken, das für den nötigen Glasfaserausbau in Deutschland zur Verfügung steht.

So sieht es in Rielasingen-Worblingen aus

Der Großteil des Ortsgebietes von Rielasingen-Worblingen sei mit Geschwindigkeiten zwischen 50 und 100 Mbit/s versorgt, berichtet Gemeinde-Administrator Joachim Nolden auf Nachfrage. 2015 habe die Telekom ihre Verteiler im Ort im Rahmen eines VDSL-Ausbaues mit Glasfaserkabeln angebunden. Große Teile von Rielasingen sowie in etwa die Hälfte von Worblingen und Arlen seien mit Kabelanschlüssen versorgt worden und können so Geschwindigkeiten bis zu 1000 Mbit/s erhalten. Es gebe nur vereinzelt Haushalte, vor allem in den Randbezirken, denen nur Anschlüsse unter 50 Mbit/s angeboten werden können.

Nähe zur Schweiz ein Problem

Auch der flächendeckende Ausbau mit mobilem Internet (LTE) sei in Rielasingen-Worblingen bereits erfolgt. Hier gebe es allerdings Probleme durch die Nähe zur Schweiz, denn die Mobilfunkanbieter dürfen mit ihren Mobilfunkmasten nicht in Richtung der Grenze senden. 2012 habe die Gemeinde Rielasingen-Worblingen einen Zuschuss im Rahmen des Entwicklungsprogrammes Ländlicher Raum (ELR) beantragt, um dem damals unterversorgten südlichen Teil von Worblingen Internetanschlüsse mit bis zu 50 Mbit/s zu ermöglichen.

Bis Ende 2013 habe die Telekom dann mit dieser genehmigten Breitbandförderung mit Beteiligung der Gemeinde etwa 950 Haushalte in Worblingen mit schnellem Internet versorgen können. Auch Nolden beschreibt das Verfahren als relativ kompliziert und sehr zeitaufwendig. Die Kosten seien laut dem Gemeinde-Administrator sehr hoch und es bleibe daher trotz Bezuschussung eine hohe finanzielle Belastung für die Kommunen.

Zur Serie und wo sich Bürger informieren können

  • Zur Serie: Die Kommunen wollen den Breitband- und Glasfaserausbau vorantreiben, denn eine schnelle Internetverbindung gehört für viele Bürger und Unternehmen zur Grundversorgung. Außerdem hat durch die Corona-Pandemie die Digitalisierung zugenommen. Viele Arbeitnehmer wollen mobil arbeiten und viele Unternehmen sehen die Vorteile dieses Arbeitens. Bund und Land unterstützen diesen Prozess mit Fördergeldern. Laut dem Unternehmen Lila Connect ist das Datenvolumen in Deutschland von sechs Milliarden Gigabite 2011 auf 76 Milliarden Gigabite 2020 angestiegen. In der Serie „Schneller ins Netz“ hat der SÜDKURIER nachgefragt, was die Städte und Gemeinden im Hegau bereits unternommen haben und was sie planen.
  • Bürger bekommen Infos: Während der Vorvermarktung für einen Glasfaserausbau im Singener Süden erhalten die Bürger laut der Lila Connect GmbH, Informationsmaterial in ihre Briefkästen. Außerdem gibt es am Dienstag, 17. Mai, um 18.30 Uhr einen Glasfaser-Informationsabend im Thüga-Saal der Singener Stadthalle.
  • Der Breitbandatlas: Wer sich für die Breitbandversorgung in seiner Gemeinde interessiert, kann im Breitbandatlas des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr nachschauen. Der Atlas ist ein zentrales Informationsmedium zur Breitbandversorgung in Deutschland. Die interaktiven Karten zeigen, welche Bandbreiten und Techniken für die Datenübertragung zur Verfügung stehen. Die Anzeige in der Karte kann von ganz Deutschland bis auf Ebene eines Orts- oder Stadtteils und einer Adresse navigiert werden. Die Zahlen zur Breitbandverfügbarkeit stammen laut Bundesministerium von über 150 Telekommunikationsunternehmen.