Der meteorologische Sommer ist so gut wie zu Ende, trotzdem ist es an manchen Tagen noch extrem heiß in Singen. Der SÜDKURIER hat getestet, wo es besonders heiß ist und wo Menschen sich abkühlen können. Dafür ging es mit einem Thermometer an verschiedene Orte in der ganzen Stadt – bei einer Temperaturprognose von 30 Grad Celsius am Nachmittag des 29. August.
41,5 Grad Celsius an den Tischtennisplatten
Start ist im Bruderhofgebiet in der Nordstadt, genauer bei der Bruderhofschule. Hier hat das Thermometer eine Bodentemperatur von 30,7 Grad Celsius angezeigt, was zu der vorausgesagten Temperatur passt. Deutlich wärmer wird es am Ziegeleiweiher ein paar Meter weiter. Dort sind es beim Basketballplatz bereits 36 Grad Celsius, obwohl man direkt neben Wald und Weiher ist.
Noch wärmer wird es am Fußballfeld Iben in der Beethovenstraße. Trotz der großen Rasenfläche zeigt das Thermometer hier eine Bodentemperatur von 41,5 Grad Celsius an den Tischtennisplatten. Kein Wunder, denn es ist kaum Schatten in Sicht.

Am alten Friedhofsspielplatz, der nah zum Iben ist, ist der Boden 40,1 Grad Celsius warm – ganz schön heiß für Kinder, die hier spielen können und sollen. Und das trotz der großen Wiese nebenan sowie den Bäumen, welche eine Grenze zur Straße schaffen.
Im Stadtpark ist es am kühlsten
Der Tagestiefstwert von 28,5 Grad Celsius liegt mitten im Singener Stadtpark, die wohl grünste Stelle in der Stadt ist auch der kühlste Ort. Das passt zu dem, was Experten wie Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts, sagen. „Mit deutlich mehr Grün, vor allem neuen Bäumen und mehr Verschattung durch außenliegenden Sonnenschutz sowie Dach- und Fassadenbegrünung, lässt sich der Aufenthalt im Freien wesentlich angenehmer gestalten“, wird er in einer 2022 veröffentlichten Studie des Umweltbundesamts zur Kühlung von Innenstadtquartieren und Gebäuden zitiert. Klare Empfehlung: Sich an sehr heißen Tagen im Stadtpark aufhalten.

Ganz anders ist die Temperatur an den großen Plätzen in Singen: Der Herz-Jesu-Platz ergibt 45,5 Grad Celsius, der Heinrich-Weber Platz hat 47,1 Grad Celsius und der Rathausplatz auch stolze 45 Grad Celsius. Grünflächen fehlen, dafür speichert der Boden viel Wärme.
Ein weiteres Problem an versiegelten Plätzen ist, dass dort Wasser nicht verdunstet, wie das etwa in Wäldern der Fall ist. Diese Verdunstung hat einen kühlenden Effekt auf die Umgebung, so das Umweltbundesamt.

Überraschenderweise ist es an anderen Stellen in der Innenstadt deutlich kühler als auf den großen Plätzen. Vor dem Cano zeigt das Thermometer eine Temperatur von 38,4 Grad Celsius und an dem Paradiesbaum 37,9 Grad Celsius. Dafür hat das Bundesumweltamt ebenfalls eine Erklärung parat, denn wenn Gebäude viel Schatten auf die Straßen der Innenstadt werfen, könne es sich gar nicht erst so aufheizen wie auf großen freien Flächen.
Höchstwerte in der Südstadt
Deutlich wärmer wird es in Richtung Südstadt. Dort ergibt die Messung vor dem Eiscafé Milano eine Bodentemperatur von 51,8 Grad Celsius, was im Vergleich einer der höchsten Werte ist. Noch heißer ist es wenige Meter weiter entlang der Georg-Fischer Straße, denn auf Höhe der Volksbank zeigt das Thermometer den Tages-Höchstwert von 52,9 Grad Celsius.
Viel befahrene Straßen haben einen großen Einfluss auf die Umgebungstemperatur, da die Autos die Straße extrem aufheizen und die asphaltierte Fläche die Hitze dann nach und nach an die Umgebung abgibt. Hinzu kommt, dass man dort in dem Gebiet so gut wie keine Bäume vorfindet. Dabei könnten die einen Kühleffekt haben, wie die Umweltschutzorganisation WWF festhält.
Bei diesen Werten ist für Menschen Vorsicht geboten, der Kreislauf könnte bei längerem Aufenthalt in der Sonne schlapp machen. Solche Temperaturen sind auch für Tiere wie Katzen und Hunde gefährlich, da sie sich schnell die Pfoten verbrennen können.

Was die Stadt dagegen tun kann und will
In Zeiten des Klimawandels, wo Temperaturen beständig steigen, könnte es künftig noch heißer in der Stadt werden. Die Stadtverwaltung hat mehrere Projekte angestoßen, um etwas gegenzusteuern. Laut Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2022 werde daran gearbeitet, die bestehenden Grünflächen der Stadt auszubauen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Aktuell hätten demnach nur etwa ein Viertel der städtischen Grünflächen eine relativ hohe Aufenthaltsqualität, so das Klimaschutzkonzept.
Wie die Klimaanalyse der Stadt aus dem Jahr 2018 zeigt, werde sich die Stadt bis 2050 aber noch deutlich erwärmen, vor allem in der Kernstadt. Hier sind derzeit 0,6 Prozent der Flächen mit einer ungünstigen bioklimatischen Lage ausgewiesen. Bis 2050 wird sich der Wert auf sechs Prozent verzehnfachen, so die Prognose.
Außerdem soll Fahrradfahren attraktiver werden und das Auto häufiger stehen bleiben. Das würde zu einer Abkühlung der Straßen führen, denn wenn weniger Autos unterwegs sind, heizen sich die Straßen nicht so schnell und auch nicht so stark auf. So hat die Stadt Fahrradstraßen angelegt und baut auch den öffentlichen Personennahverkehr aus. Außerdem hat die Stadt jüngst ein E-Carsharing Projekt gestartet.