Der Sommer neigt sich zwar seinem meteorologischen Ende entgegen, heiß ist es dennoch. Vor allem wer nachmittags in der Radolfzeller Innenstadt zu tun hat, bekommt die geballte Hitze zu spüren. Am Seeufer ist es oft nicht kühler. 29 Grad Celsius Außentemperatur herrschen am Nachmittag des 23. August – so die Prognose für ganz Radolfzell. Doch wie heiß werden die einzelnen versiegelten Flächen in der Stadt tatsächlich? Der SÜDKURIER überprüft es mit einem Oberflächenthermometer.
Vor SÜDKURIER-Redaktion wird es extra heiß
Den Test beginnen wir gleich vor der eigenen Haustür an der Kreuzung Schützenstraße/Bismarckstraße. Hier macht sich bei den Temperaturen bemerkbar, dass an der Ecke weit und breit kein Grün zu sehen ist und auch sonst nur Beton- und Glasflächen dominieren. Hinzu kommt der Straßenverkehr. Der Boden hat 43,6 Grad Celsius.

Viel schlimmer ist es um die Ecke in der Tegginger Straße. Dort stehen zwar auf Höhe der Tegginger Schule schattenspendende Bäume, doch an der Ecke Tegginger Straße/Schützenstraße messen wir den absoluten Höchstwert des Tages: 50,3 Grad.

Bei diesem Wert wird es vor allem für Vierbeiner gefährlich, die sich schnell die Pfoten auf einem solch heißem Untergrund verbrennen können. Wer an diesen Tagen mit seinem Hund spazieren geht, sollte den Sieben-Sekunden-Test machen, wie der Tierschutzverein Vier Pfoten empfiehlt. Bevor man mit dem Hund spazieren geht, die eigene Hand für sieben Sekunden auf den Boden halten. Ist es für Herrchen oder Frauchen zu heiß, ist es auch für den Hund zu heiß und es drohen Verbrennungen. Dann den Spaziergang lieber in ein Waldstück verlagern.
Plätze heizen sich ordentlich auf
Keine große Verwunderung ist es, dass sich die Plätze der Stadt, die längere Zeit in der Sonne stehen und wenig Schatten haben, aufheizen. Der Marktplatz in Radolfzell schafft es an diesem Tag auf 42,6 Grad. Der Gerberplatz auf 43,9 Grad. Schon in der Stadtklimaanalyse von 2021 waren diese Bereiche als besonders heiß gelistet. Die großen Steinflächen dienen an diesen Stellen als Wärmespeicher, sodass es hier auch abends und nachts langsamer abkühlt.

Ende 2021 wurde im Radolfzeller Gemeinderat die Stadtklimaanalyse von Diplom-Meteorologe Rainer Röckle vorgestellt. Dieser kündigte für die Zukunft immer mehr heiße Tage und vor allem zu warme Nächte an. Nächte, die nicht kühler als 25 Grad werden, hätten einen Einfluss auf die Schlafqualität. Um für Entlastung in der Stadt zu sorgen, seien schattige Bereiche und eine Durchlüftung wichtig, erklärte Röckle damals. Innerstädtische Grünflächen dienen laut der Analyse als klimatische Ausgleichsräume.
Am Durchgang der Markthallenstraße in Richtung Seemaxx ist mit der Einrichtung des Pocket-Parks auch eine Verbesserung der Temperatur an der Stelle und in der Innenstadt allgemein geplant. Dort hat es bei unserem Test 38,7 Grad. Laut der Stadtklimaanalyse haben Grünflächen und Bepflanzung eine kühlende Wirkung. Der Pocket-Park steht jedoch wegen der hohen Umsetzungskosten in der Kritik.

Wo es in der Innenstadt etwas kühler ist
Doch gibt es in Radolfzell nicht nur Plätze und Straßen, die bei den hohen Temperaturen zu glühen beginnen. Es gibt auch durchaus Orte, da lässt es sich gut aushalten. Ruhe, Schatten und angenehme Temperaturen gibt es im Stadtgarten. Hier hat es gerade einmal 25 Grad. Dass die meisten Bänke besetzt sind und viele Hundehalter dieses Areal für einen Spaziergang gewählt haben, spricht für die angenehmen Temperaturen.

Besonders kühl ist es unter den Bäumen in der Verlängerung der Schützenstraße in der Altstadt. Vor allem der Schatten durch Bäume scheint einen kühlenden Effekt auf die Umgebung zu haben. Dort hat es gerade einmal 23,9 Grad.

Und so sieht es am Bodensee-Ufer aus
Bei der Umgestaltung der Mole war eines sehr wichtig: der Erhalt der Platanen. Dafür hat die Stadt Geld investiert, um die Wurzeln der Bäume zu schützen und gut in die Neugestaltung zu integrieren. Und das aus gutem Grund. Während es an der Mole in der prallen Sonne eine Temperatur von 39,9 Grad hat, ist es unter den Bäumen deutlich kühler mit 22,2 Grad.

Unter dem Konzertsegel staut sich dann erwartungsgemäß die Hitze wieder. Hier wird die Sonnenstrahlung durch das Dach des Segels nicht wirklich abgehalten. Wir messen stolze 41,8 Grad auf dem Kiesboden.
Am Wasserspielplatz tummeln sich gerade im Sommer viele Familien mit kleinen Kindern. Ein Sonnensegel soll zwar für etwas Schatten sorgen, doch fehlt es an dem Standort flächendeckend an kühlendem Schatten durch Bäume. Unsere Messung hat ergeben, dass der Sand am Wasserspielplatz noch 30,9 Grad hat.

Wem das zu heiß ist, dem hilft nur noch der Sprung in den See. Ein paar Hitzetage stehen uns in diesem Sommer und Frühherbst laut Wetterbericht schließlich noch bevor.