Um zwölf Uhr sollte es eigentlich losgehen, aber wegen der langen Schlange bei der Anmeldung kam es zu einer leichten Verspätung von 25 Minuten. 250 Schwimmerinnen und Schwimmer sind die Obergrenze beim Gnadenseeschwimmen, 242 stürzten sich dieses Jahr ins 24 Grad warme Wasser am Strandbad Allensbach, wo das Freiwasserschwimmen 1973 erstmals stattfand. In diesen 52 Jahren war es am Samstag, 19. Juli, die 42. Ausgabe.

Heiner Fritze ist Vorsitzender der DLRG-Gruppe Allensbach, die das Wettschwimmen veranstaltet und ist von Anfang an dabei. „Die Idee entstand aus einem internen Seeschwimmen der DLRG. Ein Mitglied von uns fand, dass wir das auch mal öffentlich machen könnten“, erzählte er.

1973 war er 18 Jahre alt und ebenso wie seine Schwester Rettungsschwimmer. Das sei eben so gewesen, in der Seegemeinde. Neben Werbung für den Schwimmsport ist die Veranstaltung heute auch zu einer wichtigen wirtschaftlichen Konstante für den Verein geworden.

Heiner Fritze, Vorsitzender DLRG Allensbach, erklärt den Ablauf.
Heiner Fritze, Vorsitzender DLRG Allensbach, erklärt den Ablauf. | Bild: Judith Schuck

10 Jahre jung ist der jüngste Teilnehmer, der älteste ist 73

Die Strecke führt vom Strandbad Allensbach Richtung Reichenau und in einem Bojen-Dreieck wieder zurück. Die maximale Schwimmzeit für die 1500 Meter beträgt 90 Minuten, doch so lange benötigte am Samstag niemand für die Distanz. Der jüngste Teilnehmer war zehn Jahre alt, in Begleitung der Eltern, der älteste 73 Jahre. Pflicht ist eine Schwimmboje, auch andere Hilfsmittel sind erlaubt, wurden aber nicht eingesetzt.

Das Gnadenseeschwimmen gilt als Volksschwimmen. „Früher war es noch viel mehr ein Gaudischwimmen“, erklärte Heiner Fritze. „Inzwischen wird es immer professioneller.“ Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer bringen mittlerweile ihre eigene Schwimmboje mit, deren Ausleihe ansonsten in der Anmeldegebühr von 18 Euro inbegriffen wäre. Urkunden gibt es keine, dafür eine Medaille für alle, die mitmachen.

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Leon Liva war glücklich, mit ungefähr 25 Minuten als Erster am Ufer angekommen zu sein. Der 25-Jährige stammt aus Stuttgart und studiert Sport an der Universität Konstanz. Er ist als Teil einer Gruppe angetreten. „Das Gnadenseeschwimmen war unser Abschluss für einen Kurs im Freiwasserschwimmen“, sagte der glückliche Sieger, wobei es ja beim Volksschwimmen nicht ums Gewinnen geht, sondern ums Mitmachen.

Leon Liva, Sportstudent aus Konstanz und Triathlet, kommt als Erster ins Ziel.
Leon Liva, Sportstudent aus Konstanz und Triathlet, kommt als Erster ins Ziel. | Bild: Judith Schuck

Erst Medaille und Applaus, dann einen warmen Tee

Leon Liva gab die Lorbeeren auch direkt weiter an Stefanie Gruber, akademische Mitarbeiterin an der Uni Konstanz, die den Freiwasserschwimmkurs leitete. „Danke an Stefanie, die uns so toll trainiert hat“, sagte Liva, der sich mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern am Uni-Wassersportgelände in Egg auf das Gnadenseeschwimmen vorbereitete. Es war zwar sein erstes Schwimmen in Allensbach, als Triathlet schwamm er aber schon bei anderen Wettkämpfen mit.

Neben einer Medaille und viel Applaus von den Zuschauerinnen und Zuschauern gab es erst mal einen Tee zum Aufwärmen. Michael Hauber, 56 Jahre, lebt in Allensbach und schwamm dieses Jahr ebenfalls zum ersten Mal mit. Er hätte lieber ein kühles Getränk gehabt, da ihm beim Schwimmen warm wird, war aber ansonsten sehr zufrieden mit seiner Leistung. 35 Minuten und 49 Sekunden hatte seine Frau gestoppt.

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„Bis zur ersten Boje war es schwierig, schlammig beim Einstieg und viele Leute“, sagte Michael Hauber, aber dann konnten alle in ihrem Tempo schwimmen. Er entschied sich für eine Teilnahme, um seine Rückenbeschwerden zu lindern. „Mir geht es immer besser nach dem Schwimmen.“

Daniela Nagel aus Konstanz war mit ihrer Leistung ebenso zufrieden. Sie schwamm vergangene Woche als Test die Strecke zwischen Hörnle und Staader Fähre, die in etwa auf dieselbe Distanz kommt wie das Gnadenseeschwimmen.

Alle Teilnehmer verhalten sich fair und rücksichtsvoll

Das Einzugsgebiet war aber wesentlich größer als Konstanz und Umgebung. Aus Köln, Innsbruck in Österreich, verschiedenen Schweizer Kantonen oder Fulda kamen die Schwimmbegeisterten. „Inzwischen sehen das viele als Training für den Triathlon“, bemerkte Heiner Fritze, viele seien sicherlich auch Feriengäste. Früher habe es auch noch Kinder im Schwimmring gegeben, die rechts und links von Mutter und Vater begleitet wurden, „so etwas sehen wir heute nicht mehr.“

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Die Teilnehmerzahl ist seit Corona nach oben gegangen. Während es 2023 175 waren, stieg die Zahl im 2024 auf 203 und dieses Jahr kam ein regelrechter Ansturm auf die Allensbacher DLRG zu. Dennoch verlief das Gnadenseeschwimmen ohne Vorfälle. Selbst beim Start, wo alle gleichzeitig ins Wasser gegangen sind, hätten sich alle fair und rücksichtsvoll verhalten, sagte Leon Liva, der auch ruppigeres Verhalten vom Triathlon kennt.