Hans-Peter Storz wirkt wie jemand, der mit sich im Reinen ist: „Ich blicke mit vielen guten Erinnerungen zurück.“ Gemeint ist damit seine Zeit im Landtag von Baden-Württemberg als Abgeordneter der SPD, immerhin inzwischen neun Jahre, von 2011 bis 2016 und von 2021 bis jetzt. In diesen beiden Wahlperioden gehörte Storz einmal zur Regierung und einmal zur Opposition – ab 2011 zur grün-roten Regierung. Seit 2021 ist Storz Abgeordneter einer Oppositionsfraktion.
Und im Frühjahr 2026, wenn turnusgemäß der nächste Landtag gewählt wird, wird für ihn Schluss sein. Das hatte er kürzlich dem Landesbüro des SÜDKURIER gesagt und bestätigt es nun: „Ich habe nach wie vor sehr viel Lust auf Landtag“, sagt Storz in seinem Wahlkreisbüro in Singen: „Aber mir ist klar, dass man auch Jüngeren das Feld räumen muss.“ Und da er im Januar 2026 ohnehin 66 Jahre alt werde, passe es gut, dann aus dem Parlament auszuscheiden.
Als SPD-Mann bekannt, doch ursprünglich kommt er von der Kirche
Storz ist heute als SPD-Mann in Singen und dem Hegau ziemlich bekannt. Dabei kommt er eigentlich von einer anderen Institution her, nämlich der katholischen Kirche. In die Partei sei er erst 2010 eingetreten, so Storz – und damit ein Jahr nach seiner ersten Wahl in den Singener Gemeinderat. Damit habe er sich eher Zeit gelassen, denn die katholische Kirche sei ja schon eine Einrichtung, bei der man mit den Handlungen der Spitze identifiziert werde.
Und schon ein Jahr nach dem Eintritt in die Partei gelingt Storz der Sprung ins Landesparlament. Schon zuvor habe er viel kirchenpolitisch gearbeitet, zum Beispiel mit dem Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK), und habe auch die Landesgartenschau in Singen im Jahr 2000 mit verantwortet. Bei seinem früheren Arbeitgeber war er unter anderem als Pastoralreferent eingesetzt.
Studium von Theologie und Latein
Nach dem Studium von Theologie und Latein in München und Freiburg und dem Referendariat sei in Singen seine erste richtige Stelle gewesen – deswegen sei er 1993 in die Stadt gekommen, erzählt Storz. Geboren ist er in Tuttlingen und aufgewachsen in Irndorf. 1993 habe er auch seine Frau Sandra geheiratet, das Paar hat zwei inzwischen erwachsene Kinder.
In seiner ersten Amtszeit habe er den Wahlkreis Singen gemeinsam mit Wolfgang Reuther von der CDU vertreten, der durch das Politbeben von 2011 in der Opposition gelandet ist. Und er selbst habe als wirtschaftspolitischer Sprecher und Mitglied im Finanz- und Wirtschaftsausschuss eine sehr spannende Zeit erlebt.
Religionslehrer in der Wirtschaftspolitik
Wie passt Finanz- und Wirtschaftspolitik nun zu einem Religionslehrer und Seelsorger? So ganz fremd sei ihm das Thema nicht gewesen, sagt Storz, „meine Familie hatte einen Handwerksbetrieb“. Doch er sagt auch: „Es war für mich als Neuling eine Riesenherausforderung.“ Doch da man über das Geld mitbestimmen konnte, sei es auch die Chance gewesen, etwas mehr auf den Weg zu bringen als in anderen Ausschüssen. Storz nennt Stichworte: Gemeinschaftsschule, Atomausstieg, erneuerbare Energien. In der Wirtschaftspolitik sei das Handwerk sein Thema gewesen.
Und an noch etwas erinnert er sich, nämlich an das neue Jagdgesetz, an dem er als jagdpolitischer Sprecher beteiligt gewesen sei. Das habe die grün-rote Regierung gegen heftigen Widerstand von Jägern durchgesetzt: „Mitunter wurde man da in Hallen mit mehreren hundert Personen ausgepfiffen als SPD-Politiker.“ Storz schlägt im Gespräch den Bogen zum Nationalpark Schwarzwald, den ebenfalls Grün-Rot durchgesetzt habe und der ebenfalls sehr umstritten war.
Dass er 2016 nicht wiedergewählt wurde, schreibt Storz der gesellschaftlichen Stimmung nach dem verstärkten Flüchtlingszuzug ab 2015 zu. „Es war enttäuschend, dass dann AfD-Leute reinkamen, die für die Region gar nichts machten“, sagt der SPD-Mann heute. Gemeint damit ist Wolfgang Gedeon, der innerhalb und außerhalb der AfD als Antisemit kritisiert wurde.
Seit 2021 heißt es Opposition für Storz
2021 sei er trotzdem wieder angetreten, da er das Wahlergebnis weniger seiner persönlichen Arbeit als der politischen Stimmung im Land zuschrieb. Und der Wiedereinzug in den Landtag ist gelungen, gleichzeitig mit Dorothea Wehinger (Grüne) und Bernhard Eisenhut (AfD). Seitdem heißt es für Storz: Oppositionsarbeit. Das Instrument der Opposition sind Anträge und kleine Anfragen. Storz‘ Büroleiter Winfried Kropp hat die genauen Zahlen parat. 194 Anträge und 57 kleine Anfragen habe sein Chef seit 2021 gestellt – und die Anträge würden zudem noch häufig zu Tagesordnungspunkten in Ausschusssitzungen führen.
Als verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion, der Storz bis 2024 war, seien seine Themen vor allem die Bahnlinien rund um die Region, aber auch der Ausbau der Bundesstraße 33. Als fischereipolitischer Sprecher sei er mit dem Thema Kormoran befasst. Und: Auch aus der Opposition heraus lasse sich etwas bewegen, sagt Storz. Auf Druck der SPD sei etwa im Bildungsbereich viel passiert und auch beim Wohnungsbau mache man Druck.
Wie geht es nun weiter? Es gebe schon jemanden, der für die SPD im Wahlkreis in den Landtag wolle, sagt Storz. Der Name werde aber erst in dieser Woche bekannt gegeben, die Nominierung soll am Mittwoch, 2. April, um 19 Uhr im Saal der Naturfreunde stattfinden.
Und er sagt unverhohlen: „Man kann nur hoffen, dass sie es in Berlin so gewuppt kriegen, dass die AfD nicht noch stärker wird.“ Zum Beispiel mit Wirtschaftswachstum und einer Bildungspolitik, die genau ein solches Wirtschaftswachstum unterstützt. Und mit dem Blick auf Positives, etwa auf die große öffentliche Sicherheit im Land. Storz hofft, dass Wähler sich weniger von Stimmungen als von Wahlprogrammen leiten lassen. Populisten hätten es nämlich immer leicht, weil ihre Forderungen nie an der Wirklichkeit gemessen werden. Wie man eine Forderung umsetzt, das sei aber immer kompliziert zu erklären.