Die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum zu sichern, ist ein kostspieliges Unterfangen. Die Stadt Tengen beispielsweise bezahlt, wie Bürgermeister Selcuk Gök vorrechnet, für das genossenschaftliche Ärztehaus im Ort einen Mietzuschuss von rund 10.000 Euro pro Jahr. Mit großer Mehrheit wurde diese finanzielle Unterstützung gerade erst verlängert. Dennoch ist nicht alles gut im Städtchen, wie beim Besuch des gesundheitspolitischen Sprechers der SPD-Landtagsfraktion, Felix Wahl, deutlich wurde.

Trotz der räumlichen Voraussetzungen und der Lage in der Ortsmitte haben sowohl Zahnarzt Ulrich Müller als auch die Allgemeinärzte Max Hahn, Christine Riede und Andrea Harder große Probleme, weitere Ärzte und Zahnärzte für ihre Praxen zu gewinnen. Mit Hinweis auf den Numerus Clausus, also die Zulassungsvoraussetzung für ein Medizinstudium, beklagt Andreas Luckner, Vorstand der Genossenschaft Ärztehaus: „Bei der Steuerung der Absolventen beim Medizinstudium muss sich was ändern.“

Austausch in Tengen: Die genossenschaftlichen Ärzte Christine Riede, Max Hahn, Andrea Harder und Ulrich Müller mit den ...
Austausch in Tengen: Die genossenschaftlichen Ärzte Christine Riede, Max Hahn, Andrea Harder und Ulrich Müller mit den SPD-Landtagsabgeordneten Florian Wahl und Hans-Peter Storz sowie Tengens Bürgermeister Selcuk Gök und Andreas Luckner von der Ärztehaus-Genossenschaft (von links). | Bild: Elisabeth Stauder

Der SPD-Landtagsabgeordnete Wahl aus Böblingen wollte sich vor Ort ansehen, wie sich das genossenschaftlich organisierte Haus entwickelt hat. Begleitet wurde er vom Parteikollegen Hans-Peter Storz. Die Bundestagsabgeordnete Lena Seitzl musste das Treffen angesichts der politischen Dramatik im Berliner Bundestag kurzfristig absagen.

Andreas Luckner gab den Besuchern einen kurzen Abriss über die Entstehung der Genossenschaft unter dem ehemaligen Bürgermeister Marian Schreier (SPD) und den Bau des Ärztehauses. Ziel und Zweck der Genossenschaft mit heute über 400 Genossen ist die Sicherstellung der Haus- und zahnärztlichen Grundversorgung durch die Errichtung und Vermietung eines Ärztehauses.

Kommunen übernehmen, obwohl nicht zuständig

Mit dem Verkauf von Räumlichkeiten an die Caritas für eine Tagespflege und an die Stadt Tengen für eine Kinderkrippe sind es heute drei Eigentümer, die das Haus betreiben. Im Eigentum der Genossenschaft befinden sich nur noch die Zahnarzt- und die Hausarztpraxis in den Obergeschoss-Etagen.

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Wahl und Storz waren nach der Besichtigung der Räume beeindruckt. Beide sehen im Ärztehaus ein klares Bekenntnis zur Sicherstellung der lokalen ambulanten Versorgung. Dass dies nicht unbedingt Aufgabe der Kommunen ist, gab Wahl zu bedenken. Dennoch wird die Aufgabe – wie im Hegau an vielen Stellen zu bemerken ist – mehr und mehr von Kommunen übernommen.

Max Hahn zeigt Florian Wahl und Hans-Peter Storz (von links) eines seiner Behandlungszimmer.
Max Hahn zeigt Florian Wahl und Hans-Peter Storz (von links) eines seiner Behandlungszimmer. | Bild: Elisabeth Stauder

Kritik gab es auch für die kassenärztliche Vereinigung, die es verpennt habe, die Bedarfsplanung ernsthaft anzugehen. Beim Dank für den regen Austausch betonte SPD-Parlamentarier Felix Wahl zum Schluss, dass in Deutschland die Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau betrieben werde: „Wir haben dennoch eines der besten und solidesten Gesundheitssysteme und die Probleme sind lösbar“, so Wahl.