Schon vorbei? Das fragt Carola Briechle die Notfallsanitäterin Laura Müller von den Johannitern in der Turnhalle der Schillerschule. Dort haben am Dienstagmorgen um 7.30 Uhr die Schnelltests für Erzieher, Lehrer und alle Beschäftigten von Kitas oder Schulen begonnen. Der Andrang ist groß: Schon kurz nach dem Start sind neun von zehn Plätzen besetzt. Carola Briechle ist eine der ersten. „Nachdem wir am Sonntag die Mail zur Anmeldung bekommen haben, habe ich gleich einen Termin vereinbart“, sagt sie. „Ich finde es gut, mich regelmäßig testen lassen zu können, und hoffe, dass es viele nutzen. Ich fühle mich sicherer, wenn ich weiß, dass ich das Virus nicht in die Einrichtung bringe.“
Schon 150 Tests für die ersten drei Tage angemeldet
Rund 60 Menschen haben sich bei den Johannitern für den ersten Test-Tag angemeldet: Circa 20 in der Schillerschule sowie je 20 weitere an den nächsten Standorten an der Johann-Peter-Hebel-Schule und an der Grundschule in Überlingen am Ried. Die Malteser übernehmen die drei anderen Test-Stationen an der Waldeckschule, Beethovenschule und Grundschule in Beuren. Laut Achim Eickhoff, Pressesprecher der Stadt Singen, haben sich insgesamt 150 Menschen für die ersten drei Testtage angemeldet.

Ein Baustein, um die Situation besser zu machen
Carola Briechle arbeitet im Schulkindergarten Münchried. Von dem Test verspricht sie sich Sicherheit: Bei der direkten Arbeit mit Kindern könne man nicht immer eine Maske tragen. Kinder bräuchten die direkte Reaktion ihrer Ansprechpartner, besonders Kinder mit Einschränkungen. Und auch wenn sie ihre privaten Kontakte deutlich reduziert habe, bleibe ein Restrisiko.
„Man sollte im Moment alles tun, dass die Situation sich verbessert“, findet auch Tobias Graf, der einige Plätze weiter auf seinen ersten Test wartet. Die Schnelltests sind für den Lehrer an der Hannah-Arendt-Schule, die eine Gruppe an der Schillerschule hat, ein Baustein dafür. Ein kleines bisschen aufgeregt ist er auch: Es ist sein erster Test überhaupt. Und er blickt immer wieder auf die Uhr, weil er direkt danach weiter in den Unterricht muss.

Sporthalle wird zum Testzentrum: Wer getestet werden möchte, muss sich bis 16 Uhr am Vorabend anmelden
Die Sanitäter Laura Müller und Dominik Prokop sind zufrieden mit dem Start. Am Morgen haben sie sich ein Testzentrum eingerichtet: Für Sichtschutz sorgt ein Turnkasten, den Weg dahin weisen eine Bank und einzelne Stühle. Die nötigen Test-Kits hat die Stadt vom Land erhalten, sie wurden rechtzeitig geliefert. Wer sich testen lassen möchte, muss sich am Vortag bis 16 Uhr anmelden. Dafür stehen in einem Online-System mehrere Zeitrahmen zur Auswahl. Theoretisch sind so 30 Tests pro Stunde möglich, doch Laura Müller plant erstmal mit weniger.
Die beiden führen schon länger Coronatests durch, die Johanniter bieten das beispielsweise auch für Unternehmen an. „Viele Tests sind negativ. Wir konnten aber schon symptomfreie Menschen herausziehen, die sonst nicht ermittelt worden wären“, schildert die Notfallsanitäterin. An diesem Morgen war das noch nicht der Fall, von den ersten Tests waren alle negativ. Bis Ende März soll auf diese Weise in Singen getestet werden.

Sollten auch Kinder getestet werden? Der Schulleiter sagt: Ja
Rektor Gregor Fischer begrüßt die Einrichtung an seiner Schillerschule: „Ich finde es toll, dass die Stadt diese Möglichkeit schafft.“ Bisher hätten Beschäftigte nur wenige PCR-Tests machen können, nun sei das mit den Schnelltests regelmäßig möglich. Die Sporthalle werde dafür freigehalten: Sportunterricht sei ohnehin nicht möglich und der Bewegungsparcours für die Notbetreuung abgebaut.
Nun wünscht er sich vom Land ein Signal, dass auch Kinder getestet werden können: Zumindest bei einem Verdachtsfall würde es das Prozedere in seinen Augen leichter machen, wenn damit Infektionen in der betroffenen Klasse geprüft werden könnten.
Erst Warten auf den Schnelltest, dann auf den Impftermin
Für Carola Briechle ist der Schnelltest nach wenigen Minuten vorbei. Sie muss nicht die 15 Minuten abwarten, bis das Testergebnis fest steht. Denn eine Benachrichtigung gibt es nur, wenn der Test positiv ausfällt und eine Corona-Infektion angezeigt wird. In so einem Fall wird nicht nur der Getestete direkt angerufen und informiert, sondern auch die Stadt und das Gesundheitsamt. Dem hat jeder Getestete mit einer Unterschrift zugestimmt.
Die Pädagogin will sich nun voraussichtlich einmal pro Woche testen lassen, vielleicht auch zweimal. „Ich hätte mir das schon früher gewünscht – so wie das Impfen auch.“ Doch auch da habe das lange Warten nun ein Ende: Im März fahre sie für eine Impfung nach Tuttlingen.
Mit Eigeninitiative zu mehr Sicherheit: Wie eine Gemeinde selbst ein Testsystem auf die Beine stellt
Bürgermeister Ralf Baumert hat für Rielasingen-Worblingen ein eigenes Testsystem auf die Beine gestellt.
- Der Weg dahin: Bis zum eigenen Testteam sei viel Eigeninitiative gefragt gewesen: Weil er nicht auf Test-Vorgaben aus Stuttgart warten wollte, stellte er eine eigene Infrastruktur auf die Beine. Auf ein Inserat meldeten sich zehn medizinisch fachkundige Menschen. „Ansonsten wäre es vermutlich nicht machbar gewesen“, sagt Baumert. Denn in Rielasingen-Worblingen herrsche ein Mangel an Hausärzten, die solche Tests sonst übernehmen könnten. Doch ihm sei die Botschaft wichtig: „Wir lassen unsere Mitarbeiter nicht im Regen stehen.“ 300 Betroffene sollen sich testen lassen können, damit sie sicher in sieben Kitas, drei Grundschulen sowie der Ten-Brink-Schule arbeiten können – und die Betreuung dort gewährleistet bleibt.
- Die erste Resonanz sei gut: Am ersten Tag habe das Team 21 Erzieher getestet, wie Baumert berichtet. Die Testteams werden zweimal wöchentlich direkt in die Einrichtungen kommen. Und die Hälfte der Beschäftigten in den kommunalen Kinderhäusern habe schon angezeigt, sich testen lassen zu wollen. Baumert rechnet damit, dass die Akzeptanz der freiwilligen Tests weiter zunehmen wird: „Ein Wattestäbchen ist das kleinste Übel im Vergleich zu einer tatsächlichen Erkrankung. Vorsorge ist ganz wichtig.“
- Die Zukunft wird zeigen, ob die Gemeinde die Personalkosten für die Aktion tragen muss. „Die Kostenfrage ist noch ergebnisoffen. Wenn die Gemeinde dafür aufkommen muss, dann ist mir das die Gesundheit meiner Mitarbeiter wert“, sagt Bürgermeister Ralf Baumert. Das Land habe der Gemeinde 3000 Test-Kits zur Verfügung gestellt – das reiche, um die Beschäftigten bis Ende März zweimal wöchentlich zu testen. Baumert hatte auch die Idee, andere Bürger testen zu lassen, doch das sei leider noch nicht möglich. Und nach dem 31. März? „Dann hoffen wir auf die versprochenen Selbsttests“, sagt Baumert. (isa)