Singen Ordnung ist das halbe Leben – das besagt schon ein Sprichwort. In Zeiten, in denen Informationen auf uns einprasseln, versucht der Künstler Reinhold Adt, sie in einem Ordnungskonzept zu organisieren. Dahinter steht die Frage: „Brauchen wir das?“ In der Reihe Bild und Wort eröffnete die Galerie Vayhinger unter dem ungewöhnlichen Titel „In einem der geklauten Koffer war das Buch ‚Vereinfache dein Leben‘“ eine Ausstellung mit Werken, in denen Reinhold Adt Informationen ordnet und daraus jeweils Gesamtkunstwerke schafft.
Wie Adt bei der Eröffnung erzählte, beziehe sich der Ausstellungstitel auf eine Reise im vergangenen Jahr, als ihm die Koffer aus dem Auto gestohlen wurden. Damit verbunden sei zuerst die Frage zur Kleidung gewesen, aber auch zur Kunst: „Was brauchen wir, was brauchen wir nicht?“ Adt macht keinen Unterschied zwischen eigenen Werken und denen anderer Künstler, fügt sie in Montagen zusammen. Selbstgemachte Fotos von Blüten ordnet er neben ebenso bunten Plastikteilen an, in großformatigen Collagen stellt er Pressebilder von Politikern, Sportlern und übliche Familienfotos nebeneinander und hält ein Stück Zeitgeschichte fest.
Aus dem Jahr 2003 stammt der Zeitungsausschnitt samt Bild mit dem Titel: „Jürgen Chrobog ist einfach kein Mann für Affären“, den er mit Hang zu Kalligrafie Buchstabe für Buchstabe auf ein Papierformat von 77 mal 155 Zentimeter übertragen hat. Auch gedruckte Texte aus der Bergpredigt und Lebensweisheiten zu Themen wie Arbeit, Alkohol, Egoismus, Ehrgeiz, Geld oder Langeweile ganz unterschiedlicher Autoren stehen nebeneinander. „In meinen Arbeiten habe ich meine Lebenserfahrungen zusammengefügt“, erklärt Adt. Die großformatigen Collagen laden zum Schauen und Nachdenken ein. Die Frage, ob wir das alles brauchen, überlässt der Künstler dem Betrachter. Schon 1998 zeigte die Galerie Vayhinger Werke von Adt an ihrem früheren Sitz in Möggingen, die derzeitige fünfte Präsentation in der Schaffhauser Straße ist bis zum 18. Mai zu sehen.