Verweilen unter Bäumen, zentral und doch ruhig wohnen, mit kurzen Wegen viele Geschäfte erreichen können, von außerhalb leicht hinkommen können – die Anforderungen an eine Innenstadt sind hoch und teilweise widersprüchlich. Und Innenstädte stehen schon seit Jahren unter Druck, erst durch das Aufkommen des Internet-Handels, dann durch die Corona-Pandemie. Die Stadt Singen hat daher schon länger in ihre Innenstadt investiert, um sie für Bewohner, Gewerbetreibende und Kunden angenehm zu halten – und dieser Weg geht auch in den nächsten Jahren weiter.

Gesteuert werden soll die Entwicklung in den nächsten Jahren vom Innenstadtentwicklungsprogramm 2040. Hinter dem sperrigen Titel steckt eine ganze Reihe von Ideen und Maßnahmen, die Mario Flammann vom Stadtplanungsbüro Pesch Partner aus Stuttgart kürzlich im Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt des Singener Gemeinderats präsentierte. Als Ansatzpunkt diente den Planern das Vorgängerkonzept von 2008, das den Titel Singen 2020 trug und aus dem schon einiges umgesetzt wurde.

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Doch es gebe weiter „großen Spielraum für die weitere Entwicklung und Transformation hin zu einer zukunftsfähigen, resilienten, klimafitten und grünen Innenstadt“, wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Mit anderen Worten: Die Innenstadt soll grün und widerstandsfähig werden, um unter anderem für den Klimawandel mit immer heißerem Wetter gewappnet zu sein. Nach einer Reihe von Workshops und Treffen mit Menschen, die mit der Innenstadt zu tun haben, sowie einer Befragung haben die Planer mehrere Punkte herausgearbeitet, die für die ganze Innenstadt relevant sind – aber auch einiges, was schwerpunktmäßig bestimmte Gebiete betrifft.

Dadurch sollten die fünf Handlungsfelder Mobilität, öffentlicher Raum, Versorgung, Kultur und Unterhaltung sowie Wohnen und Gemeinschaft miteinander verbunden werden, wie Flammann erklärte. Um das zu schaffen, schlagen die Planer unter anderem vor, Mobilitätspunkte einzurichten, an denen Car-Sharing-Autos geteilt werden können. Oder die Erweiterung von bestehenden Treffpunkten, an denen man sich aufhalten kann, ohne etwas konsumieren zu müssen. Zur Liste gehören zudem unter anderem ein Sicherheitskonzept, Barrierefreiheit oder mehr öffentlicher Personenverkehr abends und in der Nacht.

Vorschläge für einzelne Gebiete der Innenstadt

Den Bereich rund um die August-Ruf-Straße haben die Planer von Pesch Partner mit den Schlagworten Einkaufen und Erlebnis überschrieben. Als konkrete Maßnahmen schlagen sie unter anderem vor, den Heinrich-Weber-Platz an den Klimawandel anzupassen und so zum Bestandteil der Einkaufsachse umzugestalten oder mehr Trinkbrunnen zu installieren.

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Für den Bereich rund um die Scheffelstraße haben die Planer die Schlagworte urbane Mischung und Genuss gefunden. Vorgeschlagen wird unter anderem, das innerstädtische Wohnumfeld grüner zu gestalten, eine klimafreundliche Fußgängerzone in der Scheffelstraße einzurichten und Dachflächen für Begrünung oder Aufstockungen zu nutzen.

Und der nordwestliche Bereich zwischen Stadthalle, Gems und August-Ruf-Straße hat die Schlagworte Kultur und Klima bekommen. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören in diesem Fall eine Umgestaltung des Ekkehardplatzes neben der Ekkehard-Realschule und der Ersatz der Bundesstraßen durch etwas, das im Konzept als Klimaband bezeichnet wird. Zumindest für den Fall, dass die Bundesstraße einmal nicht mehr durch die Innenstadt verläuft. Grundlagen für ein Konzept für diese Zeit gibt es offenbar schon, wie aus der Sitzungsvorlage ebenfalls hervorgeht. Demnach geht es darin um einen möglichen Rückbau von Hauptverkehrsachsen in der Innenstadt.

Das sagt das Gremium

Bei den Ausschussmitgliedern traf das Konzept auf Zustimmung. Sie empfahlen dem Gemeinderat einstimmig, es zu beschließen. Termin für die Abstimmung ist die Sitzung am Dienstag, 14. Mai, ab 17 Uhr im Ratssaal des Singener Rathauses.

Markus Weber (Neue Linie) hinterfragte vor der Abstimmung allerdings noch die Empfehlungen zur Zeitschiene, die die Planer gaben – und zwar vor dem Hintergrund des aktuell stark belasteten städtischen Haushalts. Flammann erwiderte, dass man keinen fertigen Maßnahmenkatalog vorlegen wollte und daher die einzelnen Punkte nur als kurz-, mittel- oder langfristig gekennzeichnet habe. Walafried Schrott (SPD) ergänzte, dass auch der Gemeinderat durch seine Beschlüsse den Zeitplan bestimme. Zeitlich begrenzte Aktionen könnten die Innenstadt beleben, meinte er. Und Karin Leyhe-Schröpfer (Grüne) brachte Pop-up-Geschäfte ins Gespräch, wie es sie in Villingen-Schwenningen bereits gebe.