Die Inflation macht sich in vielen Lebensbereichen bemerkbar. Da liegt die Frage nahe: Wird das Sterben auch immer teurer? Eindeutig fällt die Antwort in Stockach aus. Hier hob die Stadtverwaltung vor kurzem ihre Friedhofsgebühren nach zehn Jahren teils um fast das Vierfache an. Bis September 2023 schlug ein konventionelles Reihengrab dort mit 480 Euro zu Buche. Seit Oktober sieht die neue Satzung 1850 Euro für die gleiche Leistung vor. Doch wie sieht die Lage in anderen Hegaugemeinden aus? Der SÜDKURIER hat in Singen, Engen, Gottmadingen, Hilzingen und Rielasingen-Worblingen nachgefragt.

Die Antworten beruhigen, denn in allen befragten Gemeinden sind die Gebühren seit mindestens fünf Jahren stabil. Grundsätzlich unterscheiden Friedhofsverwaltungen zwischen Reihen- und Wahlgräbern. Reihengräber werden von der Verwaltung zugewiesen. Im Gegensatz zu Wahlgräbern, die ausgesucht werden können, bieten sie nur Platz für einen Verstorbenen. Außerdem kann die Laufzeit eines Reihengrabes nicht verlängert werden.

1000 Euro Unterschied für ähnliches Angebot

Zwischen 300 und 1310 Euro liegen im Hegau die Grabnutzungsgebühren für ein Reihenerdgrab, wobei Rielasingen-Worblingen sowohl hierfür als auch für andere Bestattungsformen die niedrigsten Gebühren der befragten Gemeinden in Rechnung stellt. Ein Reihenurnengrab schlägt dort ebenfalls mit 300 Euro zu Buche, in Engen fallen hingegen mindestens 725 dafür an.

Bei Wahlgräbern fallen die Unterschiede noch deutlicher aus. So werden in Rielasingen-Worblingen 900 Euro sowohl für Erd- als auch Urnenwahlgräber berechnet, wie die Antwort der Gemeindeverwaltung zeigt. In anderen Gemeinden fallen bis zu 2830 Euro für ein Erdwahlgrab und 1400 Euro für ein Urnenwahlgrab an. Wer nun meint, sich den Friedhof mit den günstigsten Gebühren aussuchen zu können, sollte wissen, dass nicht alle Friedhöfe die Bestattung von Auswärtigen zulassen.

Das könnte Sie auch interessieren

Mancherorts muss ein Bezug zur Gemeinde bestehen, um dort bestattet zu werden. Voraussetzung kann beispielweise sein, früher in der Gemeinde gewohnt zu haben oder Angehörige in der Gemeinde zu haben. Auskunft hierzu erteilen die Gemeindeverwaltungen. Sie informieren auch über eventuelle Zuschläge für Auswärtige.

Urnen sind immer mehr gefragt

Was die Bestattungsform anbelangt, ist ein Trend eindeutig: Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Urnenbestattung. Allein in den vergangenen zehn Jahren stieg der Anteil der Urnenbestattungen deutschlandweit von 64 auf 78 Prozent. Und noch ein weiterer Trend macht sich bemerkbar: Neben den klassischen Bestattungsformen werden immer mehr Alternativen angeboten.

Ein Beispiel sind gärtnergepflegte Gemeinschaftsgräber. Hierbei liegt die Verantwortung der Grabpflege der Urnen- oder Erdgräber nicht bei den Angehörigen, sondern in den meisten Fällen bei ortsansässigen Gärtnereien. Ein mit den Gärtnern abgeschlossener Vertrag regelt Umfang und Kosten der Pflegearbeiten unabhängig von den reinen Friedhofsgebühren.

Das könnte Sie auch interessieren

Singen setzt seit Ende 2014 auf Bäume

Eine günstigere Bestattungsform, die immer mehr im Kommen ist, sind Rasen- und Baumbestattungen. So bietet beispielsweise die Stadt Singen seit Ende 2014 auf dem Waldfriedhof und den Friedhöfen der Stadtteile die Möglichkeit einer Baumbestattung an. Die Bäume dort sind alle gut zugänglich. Auf Holzsäulen neben den Bäumen sind die Namen der Verstorbenen aufgeführt.

„Das Angebot wird sehr gut angenommen“, berichtet Christian Junghans, der in Singen für die Friedhofsverwaltung zuständig ist. 2022 nutzten bereits 106 Verstorbene die jüngste aller Bestattungsformen in Singen. Nur zwei mehr entschieden sich für eine klassische Erdbestattung.

Sowohl bei Rasen- als auch bei Baumbestattungen fallen zu Beginn höhere Grabgebühren als bei Einzelgrabstätten an, weil hierin bereits die Pflege des Rasens oder des Baumbestandes für die gesamte Laufzeit inbegriffen ist. Die Kosten belaufen sich je nach Gemeinde und Lage zwischen 800 und 3000 Euro.

Zeigten 2020 den Gottmadinger Ruhewald (Archivbild): Beatrix Zureich und Johann Hahnloser.
Zeigten 2020 den Gottmadinger Ruhewald (Archivbild): Beatrix Zureich und Johann Hahnloser. | Bild: Christel Rossner/SK-Archiv

Ruhewald in Gottmadingen ist sehr gefragt

Im Gegensatz zu Baumbestattungen, bei denen Urnen innerhalb eines Friedhofs beigesetzt werden, handelt es bei einem Fried- oder Ruhewald um einen richtigen Wald. Seit 2011 bietet die Gemeinde Gottmadingen diese besondere Form der Bestattung mit dem zwischen dem Kernort und Bietingen liegenden Ruhewald an – und der ist so beliebt, dass er schon nach zehn Jahren erweitert werden sollte. Neben dem Gottmadinger Wald gibt es bislang mit der Waldruh St. Katharinen und dem Mainau-Ruhewald nur zwei weitere Friedwälder im gesamten Landkreis.

Das könnte Sie auch interessieren

Je nach Baumart liegen die Kosten in Gottmadingen zwischen 900 und 1380 Euro. Ein ganzer Baum mit acht Plätzen beläuft sich je nach Baumart, Größe und Lage zwischen 5160 und 6900 Euro. Auch wenn das Nachdenken über die eigene Bestattung nicht angenehm sein mag, so ist es doch ratsam, sich zu Leibzeiten Gedanken hierzu zu machen. So haben die Hinterbliebenen eine Entscheidung weniger zu treffen.