Wer hat nicht schon mal davon gehört: Mikroplastik ist ein Stoff, der überall auf der Erde vorkommt. Die kleinsten Partikel befinden sich in Nahrung, Kosmetik, Tieren, Menschen, Gewässern und sogar in der Luft, sind aber nicht sichtbar. Die diplomierte Naturwissenschaftlerin und pensionierte Oberstufenlehrerin Gabriele Glaser-Wuttke hat sich mit dem Thema ausführlich befasst und sprach im Quartiersbüro Nord über die Problematik und was jeder tun kann, um Mikroplastik zu vermeiden.
Das Thema liegt Gabriele Glaser-Wuttke sehr am Herzen. Bis vor wenigen Jahren hat sie als Lehrerin an der Hohentwiel-Gewerbeschule Singen bis zur Pensionierung im Bereich des Berufskollegs für Chemisch-Technische Assistenten sowie am Technischen Gymnasium unterrichtet. Ihr Lehramts- und Diplomstudium absolvierte sie an der Uni Konstanz in den Fächern Biologie, Chemie und Physik. Nach dem Referendariat in Rottweil promovierte sie 1982 in Biochemie an der Uni Konstanz und arbeitete ab 1986 in Swansea (Großbritannien), bis sie 1991 an die Hohentwiel-Gewerbeschule kam.
Die neuartigen Kunststoffe seien verstärkt erstmals in den 1960er-Jahren aufgekommen. In ihrem Vortrag zeigt Glaser-Wuttke Bilder von bunten Spielsachen und neuartigen Textilfasern, die damals revolutionär waren. „Doch fast die Hälfte der jemals produzierten Kunststoffe wurden erst seit dem Jahr 2000 produziert“, so Glaser-Wuttke. Heutzutage werde 230-mal mehr Plastik produziert als noch 1960. Weltweit verbrauche jeder Mensch 156 Kilogramm Plastik im Jahr und täglich lande der Inhalt von 2000 Müllwagen weltweit in Flüssen, Seen oder Meeren.
Das Fatale: Plastik ist langlebig und kaum biologisch abbaubar. „Der Plastikmüll kommt in Form von Mikroplastik zu uns zurück“, so die Referentin. Selbst in der Antarktis oder in Wolken am japanischen Berg Fuji habe man Mikroplastik nachgewiesen. Der größte Teil von Mikroplastik, etwa 60 bis 70 Prozent, entstehe durch den Abrieb von Fahrbahnbelägen oder Faserabbruch, zum Beispiel auch aus Mikrofaserjacken.

In Deutschland fallen – so Glaser-Wuttke – pro Jahr sechs Millionen Tonnen an Plastikmüll an. Etwa die Hälfte davon sei Verpackungsmüll. Das mache dann pro Kopf vier Kilo Mikroplastik. Dabei sei längst bekannt, dass sich Mikroplastik in der Nahrungskette anreichert und jeder Mensch 500 Gramm Mikroplastik im Jahr aufnimmt. Auch aus Plastikflaschen nehme der Mensch beim Trinken Mikroplastik zu sich. Vieles davon werde wieder ausgeschieden, aber Nanopartikel können sich in Darm, Lunge, Blut, Leber, Lymphknoten und Plazenta nachweisen lassen. Mikroplastik könne Krebs in Dickdarm oder Lunge auslösen und erhöhe außerdem das Risiko, an Parkinson oder Demenz zu erkranken.
Kippe wegschnippen ist kein Kavaliersdelikt
Gabriele Glaser-Wuttke sprach auch die Umweltverschmutzung durch weggeworfene Zigarettenkippen an. 70 Milliarden Kippen würden jährlich in der Umwelt landen, wobei eine Kippe wegen des Nikotins 1000 Liter Wasser vergiften kann. „Das Wegschnippen von Kippen ist kein Kavaliersdelikt“.
Gabriele Glaser-Wuttke hatte auch zahlreiche Tipps, wie man Plastik vermeiden kann. Möglichst meiden sollte man Essen und Getränke aus Plastikgefäßen, keine mit Plastik verpackten Lebensmittel kaufen, sondern zu unverpackten greifen. Sie empfahl Glasflaschen, nicht nur beim Kauf von Getränken, sondern auch für Zubereitung von Babynahrung. Weitere Maßnahmen, um weniger Plastikmüll zu produzieren, seien die Verwendung von Gläsern beim Einkauf von unverpackten, möglichst regionalen Lebensmitteln und die Verwendung von festem Shampoo oder Seife. Zum Putzen empfiehlt sie die Verwendung von alten Hausmitteln wie Essig, Kernseife, Natron, Soda oder Zitronensäure. Zum Waschen der Kleidung sollte man besser Waschpulver oder Flüssigwaschmittel von einer Abfüllstation kaufen.

Wie viel Müll in der Natur rumliegt, also einfach so weggeworfen wird, hat der Singener Peter Teubner erst kürzlich wieder gesehen und prompt gehandelt. Er hatte davon erfahren, dass unterhalb der Karlsbastion bei der Himmelsliege so viel Müll herumliegt und ist dann eigenhändig hingelaufen, um den Müll einzusammeln. „Es ist unglaublich, wie viel da zusammen kam. Sogar einen Feuerlöscher habe ich eingesammelt“, so Teubner. In Absprache mit der Stadtverwaltung wurde der Müll dann von den technischen Diensten abgeholt.