Die Bürger des Singener Stadtteils Überlingen am Ried müssen sich noch in Geduld üben. Der Kiesabbau, der viele Menschen im Dorf durch Lärm und Staub belastet, soll in zwei Jahren endgültig sein Ende finden. Der Geduldsfaden reißt aber bei vielen Anwohnern von örtlichen Straßen, an denen ihrer Ansicht nach viele Auto- und Lasterfahrer rasen, statt sich an das ausgewiesene Tempolimit zu halten. Im Gegensatz dazu herrscht Freude über viele Projekte, die in den vergangenen Jahren im Dorf zur Umsetzung gekommen sind. Und es gibt Optimismus, dass sich in Überlingen noch ausstehende Wünsche in die Tat umsetzen lassen. Dieses Fazit ziehen Rückschau, Bestandsaufnahme und ein Blick in die nahe Zukunft von Ortsvertretern im Vorfeld der Singener Oberbürgermeister-Wahl, die am 11. Juli stattfindet. Als einziger Bewerber geht bisher Amtsinhaber Bernd Häusler ins Rennen. Und der wohnt seit vielen Jahren im Stadtteil Überlingen am Ried.

Der Kiesabbau in unmittelbarer Nähe zum Singener Stadtteil Überlingen am Ried soll in zwei Jahren sein Ende finden.
Der Kiesabbau in unmittelbarer Nähe zum Singener Stadtteil Überlingen am Ried soll in zwei Jahren sein Ende finden. | Bild: Tesche, Sabine

„Viel zu schnell fahrende Autos und Motorräder in Tempo-30-Zonen, sorgen seit Jahren für großen Ärger bei den Anwohnern. Das gilt vor allem für die Randgebiete, wie die Bohlstraße. Und etwa 200 Laster fahren verbotenerweise durch den Ort, weil sie die direkte Verbindung von und nach Singen nutzen. Die ist für Laster außerhalb des Zulieferverkehrs gesperrt“, so Schütz. Die Probleme seien bei der Stadt Singen bekannt. Es werde auch reagiert. Kontrollen zeigten aber nicht die erwünschte Wirkung.

„Das große Aufatmen wird es in der Bevölkerung geben, wenn wie geplant in etwa zwei Jahren der Kiesabbau im direkten Umfeld des Ortes beendet wird. Er belastet die Bürger durch Staub und Lärm seit vielen Jahren enorm. Wir sind dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderat sehr dankbar, dass sie eine Erweiterung verhindern, weil ein hierfür nötiges städtisches Grundstück nicht verkauft wird“, sagt der Ortsvorsteher.

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„Ganz wichtig ist, dass sie Untere Brunnenstraße mit dem neuen Dorfplatz mit der Ausgestaltung als Spielstraße samt Einbau eines Wasserspiels für die Kinder umgesetzt wurde. Das hat unser Oberbürgermeister wie andere Projekte sehr unterstützt und beim Regierungspräsidium Freiburg einen großen Zuschuss herausgeholt“, zeigt Schütz auf. Er nennt auch als vollzogene Maßnahmen die Instandsetzung des alten Fußballplatzes samt neuer Beregnungsanlage und eines Flutlichtes.

„Gelungen sind auch die Sanierungen der alten Schule und des Rathauses. Die Maßnahme hat sich über drei bis vier Jahre hingezogen. Nun bietet die Dorfbücherei im Obergeschoss des Rathauses dreimal so viel Platz als bisher. Und das Sitzungszimmer haben wir nach unten verlegt. Dort kann nicht nur der Ortschaftsrat künftig tagen, sondern der erweiterte Raum bietet auch Platz für Bürgerversammlungen“, sagt Schütz.

Das Überlinger Rathaus bietet nach der schmucken Sanierung einen schönen Blickfang im Ortszentrum.
Das Überlinger Rathaus bietet nach der schmucken Sanierung einen schönen Blickfang im Ortszentrum. | Bild: Tesche, Sabine

„Ein großes Anliegen war den Bürgern auch die Erweiterung der Einsegnungshalle auf dem Friedhof. Dort finden nun doppelt soviele Menschen wie zuvor, 120 statt 60 Platz. Früher mussten oft bei Beisetzungen viele Menschen vor der Einsegnungshalle verharren“, schildert Schütz. Er berichtet auch über ein zunehmendes starkes Interesse an Baumbestattungen innerhalb des Friedhofes. 50 bis 70 zusätzliche sollen künftig möglich sein.

Einen großen Wunsch haben die Überlinger: Eine neue kleinere Sporthalle, wie für Gymnastik-Übungen könnten die Engpässe beheben, die beim TSV Überlingen herrschen. Der Verein hat etwa 750 Mitglieder und hält ein großes und vielfältiges sportliches Angebot für alle Altersklassen, vom Fußball bis zum Mutter-Kind-Turnen bereit.

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„Im Verein sind fast die Hälfte der Menschen des ganzen Dorfes integriert. Es kommen aber auch etliche von auswärts, wie frühere Überlinger, die noch stark mit dem Dorf und der Bevölkerung verbunden sind“, schildert der Ortsvorsteher. Das Projekt erfordere allerdings einen gewaltigen finanziellen Aufwand für die Stadt Singen von etwa 1,5 Millionen Euro. Es werde aber auch auf eine kräftige Förderung gehofft.

Schneller soll eine Skater-Anlage für etwa 20.000 Euro zum Zug kommen. Im Rahmen der Dorfverschönerung wolle sich Überlingen am Ried durch das Aufstellen von zahlreichen im Ort verteilten Blumenkübeln herausputzen. Und auch eine Weihnachtstraßenbeleuchtung sei sehr zeitnah geplant.

Sie freuen sich über den schmuck gestalteten Platz in der Ortsmitte des Singener Stadtteils Überlingen am Ried: Ortschaftsrätin Simone ...
Sie freuen sich über den schmuck gestalteten Platz in der Ortsmitte des Singener Stadtteils Überlingen am Ried: Ortschaftsrätin Simone Lauber und Ortsvorsteher Bernhard Schütz streben auch eine weitere gute Entwicklung des Dorfes an. | Bild: Tesche, Sabine

„Bedeutsam war für die Überlinger auch, dass drei kleinere Baugebiete Platz für neue Häuser und Wohnungen bieten konnten. Dies erfolgte über die Kooperation mit privaten Investoren, da die Stadt nicht alle Grundstücke zum Verkauf erwerben konnten, erklärt Schütz. Somit entstanden insgesamt 32 Bauplätze in den letzten zehn Jahren. Davon profitierten Überlinger, aber auch Auswärtige und frühere Bewohner, die es wieder in den Ort zurückzog“, so der Ortsvorsteher.

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„Überlingen hat sich vor allem durch verschiedene Sanierungen weiterentwickelt und bietet nun ein schönes Ortsbild“, erklärt Ortschaftsrätin Simone Lauber. „Ich finde es aber sehr schade, dass überörtliche Straßen sowie ein Naturschutz- und Kiesabbaugebiet eine weitere Ausweisung von Bauland verhindern“, sagt sie. „Die Bürger sind aber froh, dass der Kiesabbau bald ein Ende haben wird“, betont Simone Lauber.

Wichtig sei es, dass auch künftig der Einkaufsladen als Nahversorger erhalten werde. Er diene auch als sozialer, zu Fuß erreichbarer Treffpunkt, den vor allem ältere Leute sehr schätzten. „Für die Überlinger Jugend wünsche ich mir, dass wir bald wieder einen Ort für einen Jugendtreff finden. Seit das Holzwürmle nicht mehr besteht haben wir noch keinen Platz gefunden, an dem sich unsere Jugendlichen treffen können, der ortsnah ist und doch keiner gestört wird“, betont Simone Lauber.

Lange Leidenszeit soll enden

Bernd Häusler ist seit acht Jahren OB von Singen. Vor der Wahl am 11. Juli bezieht er Stellung zu den Belangen des Stadtteils Überlingen am Ried.

Herr Häusler, ist es bei Entscheidungen im Singener Gemeinderat von Vor- oder Nachteil, wenn es um Anliegen von Überlingen am Ried geht, dass sie in diesem Ort wohnen?

Es spielt für mich keine Rolle, dass ich in Überlingen am Ried wohne, da mir die gesamte Stadt, mit allen ihren Ortsteilen am Herzen liegt. Ich bin in Singen aufgewachsen und seit jeher mit der Stadt tief verbunden, es gibt kaum eine Ecke in Singen, die ich nicht kenne.

Wie bewerten Sie die Entwicklung des Stadtteils?

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass wir zusammen mit Bürgerschaft, Ortschaftsrat und Gemeinderat einen wirklich schönen Dorfplatz entwickeln konnten. Ich bin mir sicher, dass dieser Platz in Zeiten nach Corona eine wichtige Rolle für die Dorfgemeinschaft spielen wird. Wir haben in Überlingen am Ried, wie in den anderen Ortsteilen auch, in den letzten Jahren viele gute Maßnahmen umgesetzt.

Was sagen Sie zum Ärger vieler Bürger über Raser im Ort?

Natürlich ärgern wir uns alle über diejenigen Auto- und Motorradfahrer, die sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der Umgehungsstraße halten oder Ihre Fahrzeuge mit diesen unsäglichen Klappen-Auspuff-Anlagen ausstatten. Ich kämpfe ich seit Jahren dagegen an. Leider haben da meine Initiativen auf der Bundesebene bislang kein Gehör gefunden. Wir führen regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durch, doch auch diese bringen nur temporär eine Verbesserung.

Wie sehen Sie das Laster-Problem?

Auch die Durchfahrt von Lastern von Norden durch den Ort ist ein nicht endendes Ärgernis. Polizei und Stadt führen in unregelmäßigen Abständen Kontrollen und Geschwindigkeitsmessungen durch. Die letzte gerade vor ein paar Tagen. Die Durchfahrt ist von Norden her nur für Laster mit einem Anliegen, wie die Zulieferung vor Ort, zulässig.

Die Betreiber der Navigationssysteme wurden von uns bereits vor Jahren angeschrieben, dieses Durchfahrtsverbot in ihre Systeme aufzunehmen. Das ist erfolgt. Das Durchfahrtsverbot wird angezeigt. Leider interessiert das manche Lasterfahrer nicht. Wir stellen in regelmäßigen Abständen unseren Blitzer-Anhänger auf. Wir schreiben die Firmen an. Können sie nicht nachweisen, dass sie einen Anlieferungsgrund hatten, erhalten sie einen Bußgeldbescheid. Eine vollständige Sperrung für den Laster-Verkehr ist nicht möglich, da die Anlieferung für Unternehmen, Bauherren und Nahversorger im Ort möglich sein muss.

Gibt es neue Beschränkungen?

Aktuell haben wir Tempo 30 bis zum Ende der Ortsausfahrt in Richtung Norden angeordnet.

Wie wurde es geschafft, dass der Kiesabbau bald ein Ende haben soll?

Seit vielen Jahrzehnten Kiesabbau mit allen negativen Begleiterscheinungen, und Belastungen für den Ortsteil Überlingen am Ried, das ist eine lange Leidenszeit. Daher wurde der Ankauf des Waldstückes durch die Stadt Singen, um eine Ausweitung des Kiesabbaus und die Zerstörung eines wichtigen Naherholungsgebietes für die Singener Südstadt und Überlingen, von der großen Mehrheit des Gemeinderates befürwortet. Damit wurden nicht nur die Ausweitung des Kiesabbaus und die Abholzung der Waldfläche verhindert, sondern es ist auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und den Erhalt von Flora und Fauna.

Fragen: Albert Bittlingmaier