Auch am Tag nach dem verheerenden Feuer in der Flüchtlingsunterkunft in der Orsinger Straße in Steißlingen steht noch nicht fest, was den Brand ausgelöst hat. Wie Polizeisprecherin Kathrin Rosenthal auf SÜDKURIER-Anfrage bestätigt, liege der Fall nun bei Sachverständigen der Kriminalpolizei. „Aktuell ist weiterhin noch unklar, was das Feuer ausgelöst hat“, so Rosenthal. Es stünde lediglich fest, dass das Feuer im ersten Obergeschoss ausgebrochen sei. Ein Vor-Ort-Termin mit der Kripo solle nun laut Rosenthal weitere Erkenntnisse bringen. Was die Polizei allerdings zum jetzigen Zeitpunkt aus schon ausschließen könne, ist ein fremdenfeindlicher Hintergrund. „Es liegen keine Hinweise auf eine fremdenfeindliche Aktion vor“, so Rosenthal weiter.

Auch Bürgermeister Benjamin Mors schildert am Mittwoch, dass die Polizei und die Kripo die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen hätten. Laut dem Steißlinger Rathauschef seien im alten Lehrergebäude im Ortskern 26 Menschen wohnhaft gewesen. Zwei Wohnungen seien durch je eine Person auf dem freien Mietwohnungsmarkt vermietet worden.

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Bei den 24 weiteren Bewohnern – elf davon sind Kinder – handle es sich um geflüchtete Menschen. Während die beiden Mieter bei Bekannten untergekommen seien, hätte die Gemeinde für zwei Familien Wohnungen im Ort organisiert, eine weitere Familie habe die Nacht in der als Notunterkunft hergerichteten Schulsporthalle verbracht. „Am Mittwoch wird die Halle wieder geräumt, die Familie soll dann in der Container-Anlage in einem Familienzimmer untergebracht werden“, so Mors.

Große Hilfsbereitschaft im Hegau

Mors lobt indes die riesige Hilfsbereitschaft der Steißlinger aber auch seiner Bürgermeisterkollegen im Hegau. „Der Hegau hält in solchen Fällen zusammen“, sagt er. Momentan würden die Familien keine weiteren Sachspenden mehr brauchen. Kleider hätten sie aus dem DRK-Kleiderladen erhalten. „Die Menschen haben wirklich alles verloren“, so Mors.

Er sei froh darüber, dass alle Bewohner nun versorgt seien, macht aber auch deutlich, dass es sich bei den aktuellen Lösungen nur um temporäre handeln könne. „Wir brauchen dringend noch weitere Wohnungen in Steißlingen, um eine langfristige Lösung zu schaffen“, sagt er. Zudem würde noch nicht sicher feststehen, wie es mit dem Gebäude in der Orsinger Straße weitergehen soll. „Aktuell sieht es so aus, als ob ein oder zwei der angrenzenden Wohnungen vielleicht noch genutzt werden können. Aber der Zustand des Gebäudes muss durch einen Gutachter geprüft werden“, betont Mors.

Das war passiert

Die Rauchsäule war kilometerweit über dem Hegau zu sehen: Gegen 14.30 Uhr ist am Dienstagnachmittag in der Steißlinger Anschlussunterkunft für Geflüchtete ein Feuer ausgebrochen. Wie Einsatzleiter Andreas Maier von der Steißlinger Feuerwehr gegenüber dem SÜDKURIER schilderte, seien beim Eintreffen der Einsatzkräfte offene Flammen aus einer Wohnung im ersten Obergeschoss geschlagen. Wie die Polizei informierte hätten sich alle Bewohner beim Eintreffen der Einsatzkräfte außerhalb des Gebäudes aufgehalten. Trotz umgehenden starken Löschangriffs breitete sich das Feuer über das Treppenhaus in eine darüber liegende Wohnung und von dort in den Bereich des Dachstuhls aus. Die Ortsdurchfahrt war für mehrere Stunden gesperrt.

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Neben der Steißlinger Feuerwehr rückten auch die Wehren aus Radolfzell, Stockach, Eigeltingen und Singen mit aus. Zudem wurde die Drohneneinheit aus Bodman-Ludwigshafen alarmiert. Weiter kümmerten sich Einheiten des Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks und des DRK-Rettungsdienstes um die Versorgung der Bewohner.