Schokoladenverpackungen am Straßenrand, Zigarettenstummel auf dem Gehweg, leere Plastikflaschen im Grünstreifen – Verschmutzungen durch Müll lassen sich an vielen Orten beobachten, sowohl innerorts als auch in der Natur. Dabei sieht der Unrat nicht nur unschön aus, er stellt auch ein massives Problem für die Umwelt und uns Menschen dar. Um die Umwelt von Müll zu befreien und zugleich möglichst viele Personen für das Thema zu sensibilisieren, hat Larissa Spicker kürzlich gemeinsam mit dem Umweltzentrum die Veranstaltungsserie „Clean Up Stockach“ ins Leben gerufen. Einmal monatlich soll dabei an wechselnden Orten in und um die Stadt Abfall eingesammelt werden. Unterstützt wird das Vorhaben auch von der Bürgerstiftung Stockach, die dafür Ausrüstung zur Verfügung gestellt hat.

15 große Eimer voller Müll

Denn in Stockach sei ihr an verschiedenen Orten immer wieder Müll aufgefallen. „Sowohl im Stadtgebiet, vor allem um das Bahnhofsgebiet und um die Einkaufsmöglichkeiten aber auch am ganzen Aachlauf bis rein in die Natur selbst“, sagt Spicker. Zwei Sammelaktionen haben bislang schon stattgefunden, eine im Mai, eine im Juni. Bei letzterer in Espasingen sei innerhalb von einer Stunde so viel Müll gefunden worden, dass 15 große Eimer gefüllt werden konnten. Gefunden wurden unter anderem Batterien, SIM-Karten, Einweg-Kaffeebecher, Dosen, Verpackungsmüll und Zigarettenstummel.

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Auch Sabrina Molkenthin, die Leiterin des Stockacher Umweltzentrums, berichtet von Müllverschmutzung in Stockach. Und nicht nur dort: Auch zwischen Wahlwies und Stahringen würde häufig illegal Abfall entsorgt werden, was bei der Kontrolle des dortigen Amphibienzauns im Frühjahr auffalle. Helfer würden zum Beispiel Fast Food-Verpackungen und leere Zigarettenschachteln neben der Straße im Grünstreifen finden. „Das wird einfach aus den Autos herausgeworfen“, beklagt Sabrina Molkenthin.

Mikroplastik, Giftstoffe, Verwechslung mit Futter

Dabei seien weggeworfene Verpackungen und anderer Unrat gefährlich für die Natur. „Das ist ein großes Problem“, sagt die Leiterin des Umweltzentrums. Vor allem Plastik. Dieses sei „für die Ewigkeit gemacht“, es werde in der Natur nicht biologisch abgebaut. Stattdessen zerbrösele es lediglich in immer kleinere Teile, bis schließlich Mikroplastik entstanden ist. Es verbleibt im Boden und in Gewässern. „Und es sind Giftstoffe enthalten, zum Beispiel Weichmacher“, erklärt Sabrina Molkenthin. Etwa über Fische oder Meeresfrüchte kann Mikroplastik schließlich auch von Menschen aufgenommen werden.

Und auch größere Stücke Plastik bergen Gefahren: So verenden laut Molkenthin Tiere, die den Müll mit Futter verwechseln und ihn verschlucken. „Die verhungern dann mit vollen Mägen.“ Denn ihre Bäuche sind gefüllt, das Plastik versorgt sie aber nicht mit Nährstoffen. Außerdem würden sich Tiere zum Beispiel in Plastiktüten verheddern.

Zigaretten verseuchen die Umwelt

Aber nicht nur Plastik stellt ein Problem dar. Sabrina Molkenthin weist auch auf schädliche Zigarettenstummel hin. „Das macht einen Großteil des Mülls aus“, sagt sie. Das habe sich auch bei den bisherigen Clean Up-Terminen gezeigt. Dabei enthalten Zigaretten Giftstoffe, etwa das Nervengift Nikotin. Weil es so schädlich sei, sei es früher als Insektizid eingesetzt worden, berichtet Molkenthin. Werden Zigaretten einfach auf den Boden geworfen, können die Giftstoffe in den Boden oder ins Wasser gelangen, zum Beispiel, weil Regen sie aus dem Zigarettenfilter löse. „Und eine Zigarette kann 1000 Liter Wasser versuchen“, mahnt Sabrina Molkenthin.

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Außerdem würden die Filter mit der Zeit zerfasern. „Und sie werden dann von Vögeln in deren Nester getragen, wo sie und ihre Jungen direkt damit in Kontakt kommen.“ Für die Tiere ist das Gift sehr schädlich und es würde zum Insektensterben beitragen. „Das geht dann an die Biodiversität“, beklagt die Leiterin des Umweltzentrums.

Müll gelangt bis ins Meer

Dabei hat Müll, der in Stockach weggeworfen wird, nicht nur Folgen für Tiere und Menschen in der Stadt selbst, wie Sabrina Molkenthin betont. Denn landen Müll oder Schadstoffe in der Aach – zum Beispiel, weil Abfall durch den Wind dort hineingeblasen wird oder Regen Schadstoffe hineinspült -, so können sie im Anschluss weiter in den Bodensee, von dort aus in den Rhein und dann schließlich bis in die Nordsee transportiert werden.

Ein Teil der Teilnehmer an der jüngsten Clean Up-Aktion in Stockach.
Ein Teil der Teilnehmer an der jüngsten Clean Up-Aktion in Stockach. | Bild: Mira Kikel

Die Clean Up-Aktionen sollen in Stockach nun einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten. Sie wolle ein Bewusstsein für die Probleme von Müll schaffen, sagt Initiatorin Larissa Spicker. Wichtig sei es ihr dabei, auch Kinder anzusprechen. An der jüngsten Sammelaktion, die in Kooperation mit dem Kindergarten Sternschnuppe stattfand, hätten etwa 25 Personen teilgenommen. „Der Tenor in der gesamten Gruppe war: Das möchten wir gerne wiederholen“, berichtet sie.

Generell sei das Interesse an den Aktionen groß. „Aber ich glaube, es muss sich auch erst noch etablieren.“ Einmal monatlich wolle sie die Sammelaktionen anbieten, in den Sommerferien sei aber eine Sommerpause eingeplant.