Zwei Vereine ziehen für die Flüchtlinge aus der Ukraine, die in Stockach sind, an einem Strang: Während die Mitarbeiter der Kulturbrücke Stockach vor Ostern im evangelischen Gemeindehaus mit Kindern und Eltern über 100 Eier anmalten, entstand die Idee zu einer Spendenaktion. Wie Ute Kohlmann aus dem Vorstandsteam der Kulturbrücke berichtete, war der erste Gedanke, für die Spenden Bezugsscheine für die Tafel Stockach zu erwerben, um Geflüchteten dort den Einkauf zu ermöglichen.
Doch schnell wurde deutlich, dass der Bedarf an Lebensmitteln wesentlich größer war, als der an Bezugsscheinen. „Wir haben darum zusätzlich Privatleute und Unternehmen angeschrieben, woraufhin noch zwei größere Beträge gespendet wurden. Die Kulturbrücke Stockach hat dann auf 1000 Euro aufgerundet“, erklärt Ute Kohlmann. Gemeinsam mit Christiane Pieper, der Vorsitzenden der Kulturbrücke, informierte sie sich bei der Spendenübergabe über die Arbeit der Tafel.
Liste mit benötigten Produkten ist lang
Margot Kammerlander, die Leiterin der Tafel Stockach, freute sich sehr über die Spende. Sie habe eine Bedarfsliste an die Helfer der Kulturbrücke gegeben, die sich dann an Manfred Oberle, den Marktleiter von Rewe, gewandt hätten. Die Tafel erhalte deshalb innerhalb von drei Wochen Ware im Wert von je 300 Euro und zudem noch 200 Kilogramm Äpfel vom Seeblickhof Wahlwies auf vier Lieferungen verteilt, so Kammerlander. Auf ihrer Liste standen Milch, Reis, Nudeln, Tomaten und Mais in Dosen, andere Konserven, Seife und Hygieneartikel.
Von der Insel Reichenau komme Gemüse, man wisse nur im Voraus nie genau, wie viel. Familie Hönig liefere regelmäßig Eier.
Mehr Andrang, weniger Lebensmittel
Wer einen entsprechenden Rentenbescheid, Lohnzettel, Sozialpass von der Stadt Stockach oder bei Geflüchteten eine Meldebescheinigung vorlegt, erhält schnell und unbürokratisch einen Einkaufsausweis. Margot Kammerlander berichtete: „Der Andrang wird aktuell größer, aber die Lebensmittel weniger. Obst und Gemüse werden sehr viel gekauft, auch Joghurt, Wurst, Käse und haltbare Sachen. Manches muss limitiert werden.“
Auf einem Schild im Verkaufsraum der Stockacher Tafel steht für jeden Öffnungstag, wie viele Teile pro Haushalt mitgenommen werden dürfen.
Doppelt so viele Kunden – und es werden mehr
Die Leiterin der Tafel befürchtet: „Wenn die Preise weiter steigen, werden noch mehr Leute bedürftig, weil die Rente nicht mehr reicht“, sagt Kammerlander. Die Kundenzahl habe sich inzwischen verdoppelt. „Wir sind regelmäßig eine bis anderthalb Stunden länger da, um alle Kunden bedienen zu können. Etwa 80 Personen kommen pro Tag“, erklärt sie.
Die Kunden ziehen eine Karte mit einer Nummer und werden der Reihenfolge entsprechend in den Laden gelassen, damit alle in Ruhe einkaufen können. Mittwochs hat die Tafel nun von 14.30 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 13 Uhr auf.
Kinder sind noch unvoreingenommen
Ute Kohlmann erzählte mit Christiane Pieper auch von der Malaktion. Ukrainische Kinder seien dabei gewesen, aber auch deutsche und andere geflüchtete Kinder, die schon länger in Stockach leben. Alle hätten sich gegenseitig geholfen, das habe ganz unkompliziert funktioniert. Christiane Pieper betonte: „Wir wollen als Verein die Stockacher insgesamt zusammenzubringen. Und Integration gelingt toll über Kinder, die sind noch vollkommen unvoreingenommen.“