Wer in Stockach einkaufen will und nicht lange dafür braucht, kann sogar kostenlos parken. Das ermöglicht ein Verein, dessen Mitglieder dieses Angebot finanzieren. Denn auf den Parkplätzen in der Innenstadt können Autos für eine halbe Stunde, im Parkhaus sogar eine ganze Stunde kostenfrei abgestellt werden. Doch das könnte bald Geschichte sein, wie der Vorsitzende des Parkvereins Hugo Lehmann im Gemeinderat berichtete.
Der Verein wurde im November 1998 gegründet, so der Vorsitzende, um ein bis heute in der Region einmaliges Parkangebot zu ermöglichen. Damals vereinbarten Parkverein und Stadtwerke für einen jährlichen Betrag von 30.000 D-Mark für jeden Besucher eine Stunde freies Parken in der Stadt, wie Hugo Lehmann berichtete.
Immer weniger Mitglieder im Parkverein
Seit der Umstellung auf den Euro beträgt der Jahresbeitrag an die Stadtwerke 15.000 Euro. Bis zum Jahr 2015 habe es dabei auch keine Probleme gegeben, so Hugo Lehmann. Doch dann sanken die Mitgliederzahlen. 2017 hatte der Verein noch 225 zahlende Mitglieder, davon 117 gewerbliche und 108 private. Mit den Einnahmen von 14.984 Euro lag der Verein im Jahr 2017 knapp unter der vereinbarten Summe.
Doch weitere Mitglieder verließen den Verein. Wie Hugo Lehmann berichtete, sind es 2025 nur noch 149 Mitglieder, davon 76 gewerbliche und 83 private. Dadurch konnten 2025 nur noch 8748 Euro eingenommen werden – zu wenig.
Beitrag kann seit Jahren nicht mehr bezahlt werden
„Diese lineare negative Entwicklung bedeutet, dass der Verein seit Jahren seinen Verpflichtungen gegenüber den Stadtwerken nicht mehr nachkommen kann“, stellte Hugo Lehmann klar. Nur durch Entgegenkommen der Stadtwerke sei es derzeit noch möglich, kostenloses Parken anzubieten. Die Schmerzgrenze von Stadtwerke-Geschäftsführer Jochen Stein liege bei einem Jahresbeitrag von 8000 Euro.
„Gelingt dies nicht, ist das kostenlose Parken in Stockach Geschichte“, warnte Hugo Lehmann. Zudem stellte er die Frage, ob kostenloses Parken nicht mehr zeitgemäß sei. „Ich bitte die Fraktionsvorsitzenden, mir möglichst zeitnah eine Antwort zukommen zu lassen. Diese Antworten werden entscheidend sein, wie wir in Zukunft mit dem Verein weiter verfahren“, so der Vorsitzende.
Bürgermeisterin Susen Katter sagt dazu in der Sitzung: „Ich denke, es hat schon noch eine Bedeutung, gerade, wenn wir an die Oberstadtsanierung denken.“ Sie hat dem Vorsitzenden Hugo Lehman auch schon schriftlich geantwortet, wie dieser bestätigte.
So reagieren die Gemeinderäte
Auch die Räte sprachen sich nach dem Vortrag für einen Erhalt des Vereins aus. Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) fand es verwunderlich, dass sich so viele Vereinsmitglieder aus der Geschäftswelt zurückgezogen haben. „Denn die profitieren ja eigentlich von den Kunden“, sagte er. Ihn ärgere ebenfalls, dass jetzt dem Parkverein der Rücken gekehrt wird. Schließlich seien bei der Gründung der Initiative noch viele Geschäftsinhaber und Dienstleister dabei gewesen.
Christoph Stetter (CDU) schloss sich dem an: „Es ist wichtig, dass es diesen Parkverein gibt.“ Und es sei wichtig, diese Botschaft zu transportieren, gegenüber gewerblichen und privaten Mitgliedern. „Das sind keine Beträge, bei denen man sagen muss, die sind besonders grenzwertig“, so Stetter.
Eine konkrete Lösung des Problems oder Pläne, um der Entwicklung entgegenzuwirken, nannten aber weder die Räte noch Bürgermeisterin Katter in der Sitzung.