Wer Huhn sagt, muss auch Hahn sagen: Nach diesem Motto arbeitet „Huhn und Hahn“, eine Initiative der 08-Gruppe, zu der auch der Hönig Hof in Mühlingen gehört. Für Christoph Hönig und 14 andere in der Initiative ist das Töten männlicher Küken, um das es in einer Verhandlung am Bundesverwaltungsgericht ging, längst etwas, das sie aktiv vermeiden.
„Im Bodenseegebiet sind schon viele an dem Thema dran“, erzählt Hönig. „Unser Ziel ist es, dass wir im Bio-Bereich bis Jahresende pro Huhn einen Hahn großziehen.“ Auch bei den Freilandhühnern sei das ein langfristiges Ziel. Dort liege die Quote momentan bei 20 Prozent. Irgendwann solle eins zu eins ein Hahn für eine Henne aufzogen werden.
Hönig freut sich, dass bei den Kunden ein Bewusstsein dafür herrsche. Viele seien bereit, drei Cent pro Ei mehr zu bezahlen, um den Hähnen das normale Aufwachsen zu ermöglichen. Denn mit drei Cent würden die Kosten für Unterbringung und Futter finanziert, so der Landwirt. „Wir sind den Kunden dankbar, dass wir mit dem Projekt so weit gekommen sind.“
Bei Führungen stellen Besucher auch immer wieder die Frage, was mit den männlichen Küken passiere, erzählt er. Die vom Hönig-Hof ziehen in spezielle Ställe der Initiative „Huhn und Hahn“. Für die kleinen Hähne gibt es zum Beispiel im Hohenlohekreis eine Männer-WG bei Landwirt Thomas Hafner. Dort bekommt das Tier drei Mal soviel Zeit wie in der Masthaltung und hat umgerechnet einen Quadratmeter Platz pro Hahn. In Hoßkirch bei Ostrach steht ein Stall für Bio-Hähne.

Statt in 34 Tagen wie in der Masthaltung haben die Hähne in diesen Ställen 14 bis 15 Wochen Zeit, um auf ein Gewicht von etwa 1,6 Kilogramm zu kommen. Das Fleisch habe dann eine ganz andere Qualität, sagt Hönig. Es schmecke intensiver. „Die Hähne brauchen keinen Tierarzt und keine Antibiotika.“ Masthühner könnten dagegen am Ende nicht mal mehr richtig laufen.

In der Vorderen Schweinegruben bei Mühlingen leben derzeit 12 000 Hönig-Hüher der Rasse Sandy auf einem großen Freilandgelände mit Stall. Auf jedes Tier kommen umgerechnet vier Quadratmeter Außenfläche. Und sie nutzen das gesamte Areal und strömen sofort aus, wenn sich die Stalltüren öffnen. Auch auf fast allen anderen Höfen der Initiative leben die Sandy. Wie der Name sagt, hat diese Rasse ein sandfarbenes Gefieder und legt cremefarbene Eier. Diese Farbe sei neben dem Pink und Blau der Eier-Verpackungen ein Markenzeichen von „Huhn und Hahn“.

„So weiß der Kunde, dass der dazugehörige Hahn großgezogen wurde“, erklärt Hönig. Aufkleber erläutern dies und Einlegeblätter sollen auf ein Produkt hinweisen, das aus dem Fleisch dieser Hähne entstanden ist: Maultaschen einer bekannten Marke, mit der die Initiative zusammenarbeitet. Auch manche Restaurants am See hätten Hähnchenfleisch der Initiative auf der Speisekarte.

In Bezug auf das Urteil zum Kükentöten hatte Hönig vermutet, dass es die Verhandlung mit einen Verbot mit Übergangsfrist enden könnte. Der Kunde habe es in der Hand, Eier dort zu kaufen, wo die Hähne leben dürfen, so Hönig. Rückblickend sagt er, dass er vor zehn Jahren nicht erwartet hätte, dass die Leute so bewusst Eier von Initiativen wie „Huhn und Hahn“ kaufen. Das helfe kleineren und Familienbetrieben. Neben dieser Initiative gibt es zum Beispiel auch Bruderhahn und „Spitz und Bube“.
Hintergrund und Urteil
Jedes Jahr werden in Deutschland laut Bundesagrarministerium rund 45 Millionen männliche Küken nach dem Schlüpfen getötet. Denn für die Produktion von Eiern werden Legehennen gezüchtet. Weil man das Geschlecht mit den bisher gängigen Methoden erst nach dem Schlüpfen erkennen konnte, werden die männlichen Küken vergast. Am Donnerstag entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, dass dieses Kükentöten nur noch für eine Übergangszeit zulässig ist, bis den Brutbetrieben praxisreife Verfahren zur Geschlechtsbestimmung schon im Hühnerei zur Verfügung stehen. Die Geflügelbranche begrüßte das Urteil. Tierschützern geht es dagegen nicht weit genug. (dpa)