Hin und wieder ist es zu riechen, das Stockacher Aluminiumwerk. Besonders im vergangenen Jahr herrschte sprichwörtlich dicke Luft beim Industriegebiet Hardt (siehe Infokasten). Und auch bei einer Betriebsführung machte sich nach einigen Metern ein Ammoniak-Geruch bemerkbar – Kleinstmengen entstehen bei der Lösung von Salzschlacke, wie Geschäftsführer Markus Wild erklärte. "Das riecht man dann leicht in der unmittelbaren Umgebung der Lösetrommeln." Laut Wild aber eben nur dort. Eine Führung auf Einladung des Umweltzentrums Stockachs war nun die Gelegenheit, hinter die Kulissen des metallverarbeitenden Unternehmens mit 90 Mitarbeitern im Vier-Schicht-Betrieb zu blicken. Dass das Interesse daran groß ist, zeigt die Warteliste: Die zwölf Plätze waren rasch vergeben und 40 weitere Menschen hätten gerne teilgenommen. Nun ist ein weiterer Termin angedacht.

Ausblick auf das Lager des Aluminiumwerks. In diesem Jahr soll eine neue Einhausung für Salzschlacke entstehen.
Ausblick auf das Lager des Aluminiumwerks. In diesem Jahr soll eine neue Einhausung für Salzschlacke entstehen.

Mit Sicherheitsschuhen, Weste, Helm und Brille ging es für die zwölf Teilnehmer durch die Produktionshalle und das Lager. Metallene Schrotte in diversen Formen lagern dort unter freiem Himmel, bevor sie in einem der Öfen zu einem großen Aluminium-Rechteck geschmolzen werden. Die Ausgangsware ändere sich täglich, erklärte Mitarbeiter Danny Ulke. Vor einigen Monaten hätten sie beispielsweise viele Kaffeekapseln weiterverarbeitet. "Aluminium hat manchmal nicht das umweltfreundlichste Image", sagte Geschäftsführer Markus Wild. Die Erstproduktion des Metalls fordere viel Energie, weshalb diese an anderen Orten mit entsprechenden Energiequellen stattfinde. Wild nannte Island mit Energie aus Wasserkraft als Beispiel, aber auch Staaten mit großen Ölreserven. In Stockach würden dagegen Schrotte aufbereitet: 75 000 Tonnen Aluminium-Schrott werden laut Wild pro Jahr zu 60 000 Tonnen Aluminium-Walzbarren. Das Unternehmen habe bereits viel für besseren Umweltschutz investiert, etwa für die Umstellung von Altöl- auf Erdgasfeuerung oder neue Abgashauben.

Ein Mitarbeiter platziert einen Aluminium-Walzbarren, wie das Stockacher Aluminiumwerk sie aus Schrott gewinnt.
Ein Mitarbeiter platziert einen Aluminium-Walzbarren, wie das Stockacher Aluminiumwerk sie aus Schrott gewinnt.

Fragen zu Krisenmanagement

Noch bevor einige Besucher den Geschäftsführer auf die Beschwerden im Vorjahr ansprechen konnten, erklärte Markus Wild die Hintergründe: "Ursache waren einzelne technische Probleme oder Fehler von Mitarbeitern." Ursache für die starke Rauchentwicklung im Juli sei eine defekte Ofentür gewesen. "Das merkt man in der Halle nur bedingt", erklärte Wild auf Nachfrage, da der Rauch sonst nach oben abziehe und gefiltert werde. Nun hätten sie zwei Bildschirme installiert, mit deren Hilfe eine Rauchentwicklung besser bemerkt werden könne. "Wir haben das jetzt im Griff" und die Arbeitsanweisungen angepasst, sagte Wild. Monatlich sei man im Gespräch mit dem Regierungspräsidium Freiburg als zuständige Aufsichtsbehörde. Die Einhaltung der Umweltvorschriften bezüglich Emissionen und Wasserqualität würde ständig geprüft. "Mit den Grenzwerten hatten wir keine Probleme", sagte Wild. Die schärferen Richtwerte, die 2019 eingeführt werden sollen, erfülle man bereits jetzt täglich.

Markus Wild (links) beantwortete Fragen etwa von Sabrina Molkenthin (rechts), Leiterin des Umweltzentrums.
Markus Wild (links) beantwortete Fragen etwa von Sabrina Molkenthin (rechts), Leiterin des Umweltzentrums.

Für weitere Verbesserungen nimmt das Stockacher Aluminiumwerk in den nächsten Monaten nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Euro in die Hand. Ein neuer Kamin soll die Abgasströme optimieren und rund 250 000 Euro kosten, die Umsetzung ist für das dritte Quartal geplant. Anschließend soll die Filteranlage optimiert werden, dafür ist laut Wild noch einmal die gleiche Summe veranschlagt. Und schon im April beginnt der Bau einer besseren Lagermöglichkeit für Salzschlacke.

Reststoffe sollen reduziert werden

Salzschlacke ist ein Reststoff beim Einschmelzen von Aluminium-Schrotten. Was beim Recycling von Salzschlacke übrig bleibt, kann laut Wild vollständig wiederverwendet werden: Salz, Aluminium-Granulat und Aluminium-Oxid. Diese Stoffe lagern teils zuhauf auf dem Gelände, die Menge der Salzschlacke beziffert Wild mit 5000¦Tonnen. Vor 15 Monaten waren es noch 15¦000¦Tonnen. Auf Bitte des Regierungspräsidiums soll ab April eine sogenannte Einhausung gebaut werden, das Unternehmen rechnet mit Kosten in Höhe von einer Million Euro. Auch die Lagermenge von Aluminiumoxid soll reduziert werden, vorbeifahrende Autofahrer können es am Rand des Geländes als Berg entdecken. "Früher hat man sich da nicht so viele Gedanken gemacht", sagte Wild über das Lagern dieser Stoffe. Von 160¦000¦Tonnen sei der Berg bereits auf 105¦000¦Tonnen reduziert, "man kann es nur nicht von heute auf morgen machen". Das Oxid werde als Beigabe etwa im Zement von der Baustoffbranche genutzt, die Nachfrage sei aber begrenzt. Schädlich oder gefährlich sei das Aluminiumoxid nicht. Anders ein Stoff, der ebenfalls bei der Aluminiumverwertung entsteht: Die Filteranlage funktioniere unter Zuführung von Kalk und eine Lastwagenladung der gesammelten Filterstäube werde monatlich zur Sondermülldeponie transportiert.

Bild 4: Hinter den Kulissen der Aluminiumwerke Stockach

Die Besucher befassten sich auch mit ganz anderen Elementen der Produktion, der Frage nach Farbresten auf angeliefertem Schrott zum Beispiel. Die werden gefiltert und bestmöglich entfernt, erklärte Wild. Eine Werksfeuerwehr gebe es zwar nicht, hieß es auf eine weitere Frage, doch die Stockacher Feuerwehr und das Technische Hilfswerk seien zwei bis drei Mal pro Jahr für Übungen vor Ort. Und viele Mitarbeiter seien im 

Die Besucher befassten sich auch mit ganz anderen Elementen der Produktion, der Frage nach Farbresten auf angeliefertem Schrott zum Beispiel. Die werden gefiltert und bestmöglich entfernt, erklärte Wild. Eine Werksfeuerwehr gebe es zwar nicht, hieß es auf eine weitere Frage, doch die Stockacher Feuerwehr und das Technische Hilfswerk seien zwei bis drei Mal pro Jahr für Übungen vor Ort. Und viele Mitarbeiter seien im Brandschutz ausgebildet.

Bild 5: Hinter den Kulissen der Aluminiumwerke Stockach

Beschwerden

Das Aluminiumwerk machte im September 2017 Schlagzeilen, nachdem es zuvor zu teils starken Luftverunreinigungen gekommen war. Mehrere Bürger beschwerten sich zuletzt im Juli etwa wegen optischen Beeinträchtigungen und beißendem Geruch. Auch das Regierungspräsidium war involviert, nachdem das Umweltzentrum Beschwerden an die Aufsichtsbehörde weiterleitete. Geschäftsführer Wild sagte bei der Betriebsführung, dass das Unternehmen umgehend reagiert habe.