Alle Schulen und Kindertages-Einrichtungen in Baden-Württemberg sind aufgrund der Corona-Krise zu. Doch wer betreut nun eigentlich die Kinder? Und wie kommen Eltern mit der Schließung überhaupt klar? „Für sehr viele Elternteile ist diese Situation natürlich eine große Herausforderung“, sagt Mario Lovecchio vom Elternbeirat der Grundschule Stockach. Besonders hart treffe es diejenigen, bei denen beide Elternteile oder das alleinerziehende Elternteil in Vollzeit arbeitet – und eine Notbetreuung nicht in Anspruch genommen werden kann, weil man nicht in der kritischen Infrastruktur arbeitet (siehe Text unten). „Ich habe in letzter Zeit mit vielen Mamas und Papas gesprochen, die Gespräche gehen von A bis Z. Die einen meckern, die anderen akzeptieren die Situation und sehen es entspannter“, ergänzt Lovecchio.

An der Grundschule in Stockach werden derzeit drei Kinder notbetreut, da die Eltern dieser Grundschüler in den betroffenen Berufen arbeiten. „Wir haben am Samstag vor einer Woche einen Aufruf gestartet und am Montag die Meldungen der betroffenen Eltern erhalten“, sagt Schulleiter Frank Sauer. „Vier Kinder wurden für die Notbetreuung angemeldet. Die Kriterien waren auch bei allen erfüllt. Eine Familie hat es jetzt aber doch eigenständig geregelt, sodass wir im Augenblick eben drei Kinder betreuen“, sagt der Schulleiter. In der Gesamt-Lehrerkonferenz habe das Kollegium einen Notfallplan erstellt. Die Lehrer wechseln sich ab, wobei sie sich entschlossen haben, die Vormittage jeweils zu zweit zu betreuen.
Der Schulleiter der Einrichtung in der Tuttlinger Straße erzählt außerdem, dass es an der Anton-Sohn-Schule in Zizenhausen aktuell zwei Kinder sind, die die Notbetreuung in Anspruch nehmen. Ein Zusammenschluss der Kinder der beiden Schulen sei aber kein Thema gewesen. „Kleinere Gruppen sind ja auch im Sinne der Maßnahme“, ergänzt Frank Sauer. Für die Zeit ohne Unterricht haben die Kinder Aufgaben bekommen: „Vor allem in den Kernfächern Mathematik und Deutsch.“ Dies sei für ihn aktuell das Wichtigste.
Auch in Kindergärten der Region wird die Notfallbetreuung in Anspruch genommen. Und wie viele Gruppen gibt es? „Zehn Kinder, aufgeteilt auf fünf Einrichtungen, sind es in Stockach„, informiert Hubert Walk, Hauptamtsleiter der Stadt Stockach. Dabei handle es sich sowohl um städtische Einrichtungen als auch um freie Träger.

Doch wie arrangieren es Eltern, die diese Möglichkeit nicht haben? Viele regeln das, wie Mario Lovecchio vom Elternbeirat erzählt, „zunächst einmal auf eigene Faust. Man muss schauen, welche Alternativen man hat.“ Er selbst wechsle sich bei seinen drei Kindern mit seiner Frau ab. „Vormittags bin ich zuhause, nachmittags sie“, sagt Lovecchio. Dennoch wisse er, wie schwer das für manche zu organisieren sei.
Doch nicht nur für Kindertageseinrichtungen und Grundschulen ist es eine komplizierte Situation. Nadine Rieger aus Mainwangen ist Tagesmutter. Normalerweise betreut sie acht Kinder, wie sie selbst erzählt. Sie kennt die Probleme der Eltern genau: „Durch die neue Situation darf ich nur ein Kind betreuen. Bei diesem ist es so, dass die alleinerziehende Mutter im medizinischen Bereich arbeitet.“ Sie stellt klar, dass sie die Notfallbetreuung, sofern es möglich sei, übernehme – in den meisten Fällen sei dies aber eben nicht der Fall. „Die Mütter betreuen jetzt selbstständig mal ein paar Tage, sie wechseln sich da teilweise auch ab. Drei Mamas, deren Kinder sonst bei mir sind, wurden für fünf Wochen freigestellt“, erzählt sie.