Die Nachricht kam überraschend: Der Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Stockach, Michael Lienhard, beendet im Herbst seinen Dienst in der Stadt und tritt eine neue Stelle in der Schwarzwaldgemeinde Haslach im Kinzigtal an. Lienhard ist seit Oktober 2005 in Stockach, zum Zeitpunkt seines Abschieds werden es etwa 16 Jahre sein, die er in der Gemeinde verbracht hat.

Auch für Michael Lienhard selbst ist die Information über seinen Wechsel neu. Erst am vergangenen Dienstag habe er erfahren, dass er in Haslach zum leitenden Pfarrer werden soll, nachdem der derzeitige Seelsorger im Herbst in den Ruhestand geht. Überrascht sei er aber nicht gewesen, schließlich habe er sich aktiv auf die Stelle beworben und ein gutes Gefühl gehabt. „Ich hatte schon damit gerechnet, dass es klappt“, erinnert er sich.

„Es gibt keinen negativen Grund, zu gehen“

Aber wie kommt es, dass Michael Lienhard nach einer derart langen Zeit in Stockach eine neue Stelle antreten möchte? „Es gibt keinen negativen Grund, zu gehen“, betont er. „Es ist so schön hier, ich bin hier sehr daheim.“ Er sei bei seiner Ankunft in der Stadt sehr herzlich aufgenommen worden und habe große Unterstützung erfahren. „Ich blicke auf dankbare Jahre zurück“, so Lienhard.

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Im Januar sei er vom Personalchef der Erzdiözese Freiburg gefragt worden, ob er es sich vorstellen könne, in den nächsten vier bis fünf Jahren das Zusammenwachsen der Seelsorgeeinheiten in der Region zu einer gemeinsamen Pfarrei zu begleiten. Doch er habe gespürt, dass es an der Zeit sei, noch einmal den Arbeitsplatz zu wechseln – und näher zu seiner Familie zu ziehen, die bei Offenburg lebe. Eigentlich habe er sich einen Wechsel in den nächsten zwei Jahren vorstellen können, „wenn die Kirchenrenovierung und andere wichtige Dinge abgeschlossen sind“.

Ein so kurzfristiger Wechsel sei nicht geplant gewesen. Doch die Stelle in Haslach, die genau seinen Vorstellungen entspreche, sei eben jetzt frei. „Und ich weiß nicht, ob es in zwei Jahren noch einmal so eine passende Stelle gibt“, erklärt Lienhard.

Wehmut und Freude in Einem

Also habe er sich Haslach über das Internet angeschaut, sich über die dortigen Projekte informiert, in der Gemeinde Gespräche geführt, eine Bewerbung durchlaufen und schlussendlich die Zusage bekommen. Natürlich sei der Abschied von Stockach traurig und mache ihn wehmütig, aber er freue sich sehr auf das Neue und spüre, das Haslach zu ihm passe. „Es ist ein bisschen wie Stockach“, sagt Lienhard. Die Seelsorgeeinheit bestehe ebenfalls aus einer kleineren Stadt mit umliegenden Dörfern. Es sei schön, dass seine Arbeit dadurch in ähnlicher Weise weitergehe.

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Stellen sollen nachbesetzt werden

Wie es nach Lienhards Abschied in Stockach weitergeht, steht noch nicht konkret fest – zumal die katholische Kirchengemeinde sich auch noch von einem weiteren Geistlichen verabschieden muss, denn auch Vikar Norbert Nutsugan wird sie im Laufe des Jahres verlassen. Wie Michael Lienhard mitteilt, wird Nutsugan vor den Sommerferien Abschied nehmen, um leitender Pfarrer einer Seelsorgeeinheit zu werden. Genaueres stehe aber noch nicht fest.

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Dennoch soll Stockach nicht ohne Seelsorger bleiben: Laut Michael Hertl, Pressesprecher der Erzdiözese Freiburg, sollen sowohl die Stelle des leitenden Pfarrers, als auch die des Vikars wiederbesetzt werden. Wenn sich geeignete Bewerber finden, könnte das im Herbst soweit sein. Sollte das nicht so sein, wird laut der Erzdiözese „eine Vertretungsregelung getroffen“.

Auch Vikar Norbert Nutsugan verlässt die Seelsorgeeinheit.
Auch Vikar Norbert Nutsugan verlässt die Seelsorgeeinheit. | Bild: Georg Auer

Neustart mit zwei neuen Seelsorgern

Michael Lienhard jedoch ist zuversichtlich, dass es schnell mit Ersatz klappt: „Viele Kollegen bekommen mit, dass ich gehen werde.“ Diese könnten sich direkt schon bewerben. Und auch, wenn es natürlich ungewöhnlich sei, dass zwei Geistliche auf einmal eine Gemeinde verlassen, sei es derzeit vielleicht auch kein schlechter Zeitpunkt für einen kompletten Neustart durch die zwei geplanten Nachfolger. Denn durch Corona seien viele Dinge ausgebremst worden. „Dann können zwei Leute zusammen neu beginnen in einer Zeit, in der vieles neu beginnt“, so Lienhard.

Und bis es soweit ist, sei ja auch er selbst noch für Stockach da, etwa für die Kirchenrenovierung stünden noch ein paar Entscheidungen aus. Zwar wolle er schon vor dem Herbst ab und an in seiner neuen Heimat Haslach sein, um ein paar Dinge zu besprechen, die für einen guten Start wichtig seien. Allerdings werde das mit Sicherheit nicht dauernd der Fall sein. „Ich bin noch ganz hier“, versichert Michael Lienhard.