Die Corona-Krise stellt Unternehmen landauf, landab vor Probleme. Es gibt aber auch die Firmen, die trotz der Krise investieren und sich auf die Zukunft vorbereiten. Und die auch während der Geschäftsschließungen im Frühjahr weiter gearbeitet haben, um künftig gut aufgestellt zu sein. Drei dieser Fälle aus Stockach stellen wir vor.
Funktionale Einrichtungen
Küchenstudio und Fensterbau Wurst mit Sitz im Gewerbegebiet Blumhof ist eines dieser Unternehmen. „Sie glauben gar nicht, wie viele ältere Leute zu mir kommen, die in eine kleinere Wohnung umziehen wollen oder müssen“, sagt Inhaber und Chef Gerd Wurst. Vom großen Einfamilienhaus in eine Etagenwohnung mit 80 bis 90 Quadratmetern – wie nimmt man da seinen Hausstand und seine Lieblingsmöbel mit? Auf diese Fragen möchte Wurst eine Antwort geben und gleichzeitig den Radius seines Unternehmens erweitern.
Die Idee: Eine Wohnung soll logistisch so eingerichtet werden, dass jedes Teil genau seinen Platz findet – und die Bewohner den Haushalt möglichst gar nicht mehr durcheinander bringen können, erzählt Wurst. Das soll gleichzeitig Konflikte zwischen unterschiedlichen Menschen, die dort leben, gar nicht erst aufkommen lassen. Einem Möbelhaus wie Möbel Stumpp wolle er damit keine Konkurrenz machen, sondern eher mit Maßfertigung arbeiten.
Um diese Zukunftsidee umzusetzen, hat Wurst sein Unternehmen kräftig umgebaut. Durch Umräumen der Lagerbestände habe man Flächen für eine neue Ausstellung gewonnen, die derzeit aufgebaut werde. Darin sollen Einrichtungsbeispiele gezeigt werden. Ein großer Teil der Umstrukturierung sei während der Corona-bedingten Geschäftsschließung gelaufen, erklärt Gerd Wurst: „Diese Zeit haben wir genutzt und keine Kurzarbeit angemeldet.“ Was der Umbau koste, stehe noch nicht fest, sagt er. Das hänge auch davon ab, welche Möbel und welche Einrichtung wirklich eingebaut werden.
Und auf noch eine Entwicklung will Wurst sein Unternehmen damit vorbereiten: Flächenverbrauch werde immer mehr zu einem Thema. Da würden Wohnungen tendenziell kleiner und die kompakte Einrichtung wichtiger, so seine Einschätzung. Ins Gesamtbild passt für ihn auch die Teilnahme am Wettbewerb Top 100, bei dem das Küchenstudio Wurst als Mittelständler mit einem Innovationspreis ausgezeichnet wurde. Es sei nicht leicht, namhafte Hersteller ins Programm zu bekommen, denn die würden nicht in jedes Haus gehen. Ein solches Siegel würde dabei helfen, mache dem Unternehmen aber auch Druck, sagt Wurst.
Aus dem Raum Stockach wurden laut Pressemitteilungen der veranstaltenden Agentur außerdem die Firmen Sülzle Stahlpartner und Eltroplan Engineering ausgezeichnet, die jeweils einen Standort in Stockach haben. Auch das Medizintechnikunternehmen Weber Instrumente, das den Umzug von Emmingen nach Stockach plant, gehört zu den ausgezeichneten Firmen.

Beinahe vollautomatischer Versand
Die Bauarbeiten beim Mineralfutterhersteller Fulminant im Stockacher Ortsteil Zizenhausen stehen kurz vor dem Abschluss. Laut Andreas Fischer, der sich die Geschäftsführung mit seinem Vater Rolf teilt, ist der Einzug in die neue Versandhalle für Ende September geplant. Rolf Fischer beziffert die Kosten für den Neubau auf rund 1,3 Millionen Euro. Die Bauzeit betrug knapp ein Jahr. Die neue Versandhalle umfasst rund 500 Quadratmeter und drei Verladeplätze sowie eine Wendeplatte. „Wir wollten mit der neuen Versandhalle weg vom Durchgangsverkehr“, begründet Fischer. Denn bisher sei der Wareneingang und -ausgang an der gleichen Stelle abgefertigt worden. „Da kam es häufiger zu Lastwagenstaus auf der Durchgangsstraße“, so Fischer.

Dies soll sich nun ändern, denn mit der neuen Versandhalle wird der Eingang und Ausgang der Waren getrennt: „Der Wareneingang erfolgt über die bisherige Produktionshalle. Der Ausgang wird künftig in der Versandhalle stattfinden“, sagt der Fulminant-Geschäftsführer. Bis zur Fertigstellung sind nur noch wenige Arbeitsschritte notwendig. „Die Nachfrage nach Mineralfutter steigt. Wir sind nahezu der einzige Hersteller in Süddeutschland, von daher ist die neue Versandhalle für uns ein wichtiger Schritt“, begründet Fischer den Neubau.

Ein Büroriegel entsteht
Auch bei der Manfred Welsch GmbH in der Industriestraße tut sich aus baulicher Sicht etwas. Denn die Stockacher Firma für Mineralöle, Heizungsbau und Tankschutz benötigt für die wachsende Anzahl an Mitarbeitern ein neues Bürogebäude. Dieses soll bis Anfang 2021 am jetzigen Standort über der Tankstelle realisiert werden. „Die Architekten haben einen fliegenden Büroriegel entworfen, der keine zusätzlichen Grundstücksflächen benötigt und verschiedene Funktionen verknüpft“, erklärt Geschäftsführerin Sandra Welsch-Fischer. So sollen bestehende Unternehmensteile miteinander verbunden, die Überdachungen für die Tankstelle neu gestaltet und vergrößert sowie ein markantes neues Erscheinungsbild geschaffen werden.

In den zurückliegenden Monaten sind dafür die Treppentürme erstellt worden. Diese dienen als Auflager und Haltepunkte für die Stahlkonstruktion. „Die Konstruktion bekommt nun in den nächsten Monaten Boden-, Dach- und Fassadenverkleidung“, so Welsch-Fischer weiter. Im neuen Bürogebäude werden die Unternehmensbereiche Mineralöl/Energie, Heizungsbau und Tankservice mit der gemeinsamen Verwaltung untergebracht, die derzeit beengt auf zwei Gebäude aus den 70er-Jahren verteilt sind. „Durch die besondere Bauweise können auf dem bestehenden Grundstück Flächen kompensiert und zusätzlich Lagerflächen im Außenbereich geschaffen werden, die durch die Zusammenführung von zwei Lagern notwendig wurden“, sagt Welsch-Fischer.