Rund 100 Menschen formten am Mittwochabend, 2. Oktober, bei der langen Nacht der Demokratie eine von der Kulturbrücke mitorganisierte Menschenkette in der Hauptstraße von Stockach, um zu zeigen, wie wichtig ihnen die Werte der Demokratie sind. Die Kette reichte vom Kulturzentrum Alten Forstamt bis zum SÜDKURIER-Gebäude. Die Stockacher Pfarrer leiteten mit eindrucksvollen Worten auf die Aktion hin. Der katholische Pfarrer Thomas Huber betonte, Demokratie lebe von Beteiligung und brauche Engagement. Zusammen könne man immer mehr schaffen als allein.

Sein neuer evangelischer Kollege Ulf Weber sagte, wie gut es tue, an diesem Abend das Miteinander zu spüren und wie großartig er die Veranstaltung finde. Die Grundpfeiler der Demokratie dürften nicht gefährdet werden. Man müsse auch in schweren Zeiten wie jetzt Brücken bauen. Die Menschenkette sei ein symbolischer Ausdruck für Solidarität und Verbundenheit. „Wir wollen als starkes Zeichen Hand in Hand stehen und lassen uns nicht spalten“, sagte er.

Im Kulturzentrum kamen viele Besucher zusammen, um über Demokratie zu sprechen.
Im Kulturzentrum kamen viele Besucher zusammen, um über Demokratie zu sprechen. | Bild: Löffler, Ramona

Viele Aktionen und Beiträge

Und nicht nur die Menschenkette als eine Art Höhepunkt der Veranstaltung bewies, wie viele hinter der Demokratie stehen: Den ganzen Abend über gab es verschiedene Beiträge und Aktionen im Kulturzentrum. Schüler vom Schulverbund und dem Gymnasium trugen unter anderem vor, welche Artikel des Grundgesetzes sie am wichtigsten finden.

Wer wollte, konnte das Bild ergänzen. Die Leinwand soll im Stockacher Rathaus aufgehängt werden.
Wer wollte, konnte das Bild ergänzen. Die Leinwand soll im Stockacher Rathaus aufgehängt werden. | Bild: Löffler, Ramona

Auf einem Tisch lag ein Demokratie-Memory der Kulturbrücke, es gab ein Quiz, man konnte einen Einbürgerungstest machen, die Stadtbücherei hatte Werke zur Demokratie in einer Ecke ausgestellt, Beiträge von Schülern zur Demokratie hingen zum Lesen an der Wand und man konnte eine in Holz gebrannte Visualisierung von Paragraf 1 des Grundgesetzes mitnehmen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Diese Visualisierung war auch auf einer großen Leinwand, auf der die Besucher mit Stiften Stichworte zum Grundgesetz und der Demokratie hinzufügen durften. Diese Leinwand soll dem Gemeinderat übergeben werden und einen prominenten Platz im Stockacher Rathaus erhalten.

Nachdenkliche Essays und Gespräche

Autorin Christa Ludwig las über den Abend verteilt mehrere Essays und brachte damit die Anwesenden im vollen Foyer zum Nachdenken. Hier und da gab es auch einen Einruf und viel zustimmendes Nicken zu ihren Worten über Demokratie oder Wahlrecht und Gendern. Die Besucher unterhielten sich dann auch darüber. Zwischendurch gab es musikalische Unterhaltung von einem Duett der Stadtmusik Stockach und Uwe Ladwig aus Wahlwies. In der Hauptstraße konnten die Besucher zudem mit Kreide ihre Gedanken zur Demokratie auf die Straße malen.

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Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier und Bürgermeisterin Susen Katter verdeutlichten ebenfalls in ihren Reden die Werte und Wichtigkeit der Demokratie, die es noch nicht überall auf der Welt gibt. „Die Demokratie ist das Fundament unserer Gesellschaft und heute Abend wollen wir uns Zeit nehmen, darüber nachzudenken und sie zu feiern“, sagte Corinna Bruggaier. „In einer Zeit, in der Meinungen oft polarisiert sind, ist es umso wichtiger, dass wir Räume schaffen, miteinander ins Gespräch zu kommen.“

Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier begrüßt die Gäste.
Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier begrüßt die Gäste. | Bild: Löffler, Ramona

Die Geschichte darf sich nicht wiederholen

Susen Katter erklärte: „Für mich bedeutet Demokratie vor allem auch Freiheit: die Freiheit, selbstbestimmt zu leben, eigene Entscheidungen zu treffen und eine eigene Meinung zu haben. Ohne Demokratie ist unsere Freiheit bedroht.“ Sie bedauere, dass Vertrauen in die Demokratie schwinde und was mancherorts geschehe. Die Feinde der Demokratie wüssten es zu nutzen, dass die Menschen ein Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit haben. „Die Geschichte hat uns gelehrt, wie schnell eine Demokratie zerbrechen kann. Die Weimarer Republik ist das beste Beispiel dafür. Die traurige Erfolgsgeschichte der Rechten darf sich nicht wiederholen. Das muss unser aller Ziel sein.“

Bürgermeisterin Susen Katter erklärt, warum Demokratie so wichtig ist.
Bürgermeisterin Susen Katter erklärt, warum Demokratie so wichtig ist. | Bild: Löffler, Ramona

Die Bürgermeisterin betonte: „Demokratie ist kein Geschenk, sondern eine Aufgabe. Jede und jeder von uns muss seinen Beitrag leisten, um sie zu erhalten. Und diese Nacht der Demokratie trägt dazu bei. Wir alle sind hier zusammen, weil sie uns am Herzen liegt.“